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Noch ist nur schwer abschätzbar, ob die Korrektur an den europäischen Aktienmärkten bereits ausgestanden ist. Geht es nach den Strategen von Morgan Stanley, dann dürfen Anleger schon heute beruhigt nach vorn blicken. Ihre Zuversicht begründen sie mit einem Kaufsignal beim bankeigenen Timing-Indikator. In der Vergangenheit sei der viel beachtete MSCI Equity Europe Index bei ähnlichen Gelegenheiten über die nächsten sechs Monate um durchschnittlich 9 Prozent gestiegen, so lassen die Experten durchblicken.

Für nicht ganz so hartgesottene Anleger haben die Strategen die fünf aussichtsreichsten europäischen Einzelaktien zusammengestellt. Da Morgan Stanley das einzige Bankinstitut ist, dessen Kursziele sich nicht nur aus dem besten sondern auch aus dem schlechtesten anzunehmenden Szenario für ein Unternehmen ableiten lassen, konnten die Experten dabei aus dem Vollen schöpfen.

Mit den Aktien der UBS finden sich sogar jene eines allseits bekannten Schweizer Unternehmens auf der Liste. Die Studienverfasser finden sichtlich Gefallen an der erfolgreichen Umsetzung der strategischen Neuausrichtung und der starken Eigenkapitalbasis. Der Markt unterschätze den finanziellen Spielraum für zukünftige Dividendenzahlungen chronisch. Sogar Sonderdividenden seien im Rahmen des Möglichen. Offiziell werden die Aktien der Grossbank mit "Overweight" und einem Kursziel von 23 Franken zum Kauf empfohlen. Im besten Fall machen die Experten ein Aufwärtspotenzial von 80 Prozent auf 28,40 Franken aus, im schlechtesten Fall kommen sie auf einen Wert von 14,90 Franken je Aktie. Selbst wenn sich die Situation im Kerngeschäft Wealth Management noch einmal deutlich verschlechtern sollte, entspricht dies einem Rückschlagspotenzial von gerademal 5 Prozent.

Ähnlich verhält es sich bei TF1. Die Aktien des französischen Fernsehsenders werden bei Morgan Stanley mit "Overweight" und einem Kursziel von 16,50 Euro eingestuft. Sollten sich die Werbeeinnahmen schneller als erwartet erholen, sehen die Experten die Papiere im besten Fall um 88 Prozent auf 21 Euro steigen. Sollte sich das Wirtschaftsumfeld eintrüben, errechnen sie im ungünstigsten Fall ein überblickbares Rückschlagspotenzial von 11 Prozent auf 10 Euro.

Ein vergleichbares Abwärtsrisiko von 10 Prozent auf 1,75 Pfund machen die Studienverfasser bei Vodafone aus. Offiziell werden die Aktien des britischen Mobilfunkanbieters mit "Overweight" und einem Kursziel von 2,35 Pfund zum Kauf empfohlen. Dank Fortschritten bei der Netzwerkqualität und höheren Ergebnisbeiträgen aus dem Servicegeschäft sei das Unternehmen auf einem guten Weg. Im besten anzunehmenden Fall halten die Experten sogar einen Kursanstieg um 45 Prozent auf 2,80 Pfund für möglich.

Mit Hays schafft es ein weiteres britisches Unternehmen auf die Liste von Morgan Stanley. Der Stellenvermittler verfüge sowohl in Grossbritannien als auch in Deutschland über eine starke Marktstellung. In beiden Länder entwickle sich die Wirtschaft überdurchschnittlich gut, so die Studienverfasser. Dank verrechenbaren Verlustvorträgen sei das Unternehmen für Überraschungen gut. Die Experten trauen den mit "Overweight" und einem Kursziel von 1,60 Pfund eingestuften Aktien im besten Fall einen Anstieg um 48 Prozent auf 1,80 Pfund zu. Unter negativen Gesichtspunkten sei schlimmstenfalls ein Rückschlag von 14 Prozent auf 1,05 Pfund zu erwarten.

Nichts falsch machen können Anleger allem Anschein nach bei der Airline-Holding IAG. Selbst wenn die Experten ihr Bewertungsmodell mit rückläufigen Passagierzahlen, tieferen Margen und höheren Eigenkapitalkosten füttern, liefert dieses noch immer einen fairen Wert von 4,60 Euro je Aktie. Dieser liegt damit um 11 Prozent über dem aktuellen Kursniveau. Offiziell werden die Papiere mit "Overweight" und einem Kursziel von 6,20 Euro empfohlen. Sollten die Passagierzahlen steigen und sich eine Margenverbesserung abzeichnen, halten die Studienverfasser sogar einen Kursanstieg um 81 Prozent auf 7,50 Euro für möglich.

Alle fünf von Morgan Stanley genannten Aktien haben eines gemeinsam: Sie weisen selbst unter normalen Umständen ein attraktives Aufwärtspotenzial auf, während das Abwärtspotenzial überblickbar ist. Bleibt zu hoffen, dass die Studienverfasser beim einen oder anderen Unternehmen sogar mit ihren bestmöglichen Annahmen richtig liegen.

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Spätestens seit gestern ist klar, dass Tecan auch unter CEO David Martyr nicht so recht zum Fliegen kommt. Wie schon unter seinem Vorgänger gehören enttäuschende Zahlenkränze schon fast zum «courant normal».

Nicht zuletzt aufgrund seines beeindruckenden Leistungsausweises beim ehemaligen Arbeitgeber Danaher erhiehlt Martyr und damit die Namenaktie des Laborausrüsters einiges an Vorschusslorbeeren. Ob der Markt damit nicht etwas gar voreilig war, wird sich zeigen müssen.

Obschon der Umsatz in den ersten sechs Monaten rückläufig war und die Erwartungen klar verfehlt wurden, war der operative Gewinn nur leicht rückläufig. Beim Reingewinn gelangen Tecan im Jahresvergleich sogar deutliche Fortschritte.

Was ich einem Kommentar aus dem Hause Vontobel entnehme, lässt mich dennoch stutzig werden. Wie der Verfasser schreibt, hat das Unternehmen mit 12,7 Millionen Franken erheblich mehr Forschungs- und Entwicklungskosten aktiviert als im Vorjahr. Damals wurden nur 4,2 Millionen Franken bilanziert.

Dass dieses Vorgehen völlig zulässig ist und gängige Buchführungspraktiken ein solches auch zulassen, will ich nicht in Abrede stellen. Bilanzkosmetik macht die Sache für die Aktionäre von Tecan allerdings nicht besser.

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass die Aktien von Tecan im vergangenen Jahr zu meinen Schweizer Aktienfavoriten gehörten. Rückblickend bin ich froh, habe ich die Papiere des Laborausrüsters nicht ein weiteres Jahr auf meine Favoritenliste gesetzt, obschon ich letzten Dezember versucht war dies zu tun.