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Mit 2018 neigt sich am Schweizer Aktienmarkt das schlechteste Börsenjahr seit Ausbruch der Finanzkrise von 2007/08 dem Ende entgegen. Nicht wenige Einzelaktien haben noch viel deutlicher an Kurswert verloren und den Anlegern teilweise hohe prozentual zweistellige Verluste beschert.

Nichts desto trotz wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern jetzt schon einen guten Rutsch und für 2019 gute Gesundheit, Wohlergehen und immer das nötige Quäntchen Glück an der Börse.

Herzlichst, der cash Insider

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Als ich vor ziemlich genau einem Jahr die Genussscheine von Roche und die Aktien von Nestlé auf die Liste meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2018 setzte, wurde ich belächelt. Zu gross, zu träge und sowieso viel zu langweilig, so lautete damals das niederschmetternde Urteil.

Anders bei den Nebenwerten. Aktienanalysten überboten sich gegenseitig mit immer noch aggressiveren Kaufempfehlungen und immer noch aufsehenerregenderen Kurszielen. Je kleiner das Unternehmen und je schlechter handelbar die Aktie, desto besser. Der Himmel schien das Limit.

Heute wissen wir: Es sollte alles ganz anders kommen. Egal ob der Milchverarbeiter Hochdorf, der Solarzulieferer Meyer Burger oder die beiden Halbleiterhersteller U-blox und Comet - die diesjährige Verliererliste liest sich wie das "Wer-ist-Wer" der noch im Frühling aggressiv zum Kauf empfohlenen Nebenwerte. Was ebenfalls auffällt: Nicht wenige dieser Aktien waren im Jahr zuvor auf der Gewinnerliste zu finden.

Wer hingegen auf die ach so langweiligen Indexschwergewichte setzte, kam mit einem blauen Auge davon. Nestlé, Roche und Novartis ist es zu verdanken, dass der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) zuletzt nicht noch stärker unter die Räder geriet.

Dass zuletzt ausgerechnet von der amerikanischen Leitbörse in New York aus eine Verkaufswelle rund um den Globus rollte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn sie war es, die in den letzten zwei Jahren wie ein Magnet viel Kapital aus anderen Weltregionen - auch aus Europa - anzog.

In den ersten Wochen des neuen Jahres dürfte denn auch die amerikanische Leitbörse bestimmen, in welche Richtung sich die Kurse am Schweizer Aktienmarkt bewegen. Was sich in Washington und New York abspielt, darf uns deshalb - bei allem Politikverdruss - nicht egal sein.

Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von den ersten Januar-Tagen. Darf man einem alten Börsenmythos Glauben schenken, dann entscheiden nämlich jeweils schon die ersten Handelstage über das gesamte Börsenjahr. So wie die Vorzeichen in der ersten Handelswoche sind, werden jene für das Gesamtjahr, so heisst es.

Und tatsächlich wies der SPI seit 2002 nach einer starken ersten Januar-Woche nur dreimal eine negative Jahresbilanz auf. Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt sorgten 2007 die Vorboten der Finanzkrise an den Aktienmärkten für einen Kursrutsch. Vier Jahre später erwiesen sich dann Rezessionsängste als Spielverderber. Nur im laufenden Jahr wollen sich mir keine vernünftigen Erklärungen offenbaren. Am naheliegendsten ist das sich abzeichnende Ende der "Politik des billigen Geldes" in Kombination mit den gestiegenen Geldmarktzinsen in New York.

Die drei besten und die drei schlechtesten Börsenjahre seit 2002:

JahrSPI erste Januar-WocheSPI gesamtes Börsenjahr
2005+ 0,8 Prozent+ 35,6 Prozent
2009+ 2,9 Prozent+ 23,2 Prozent
2013+ 5,2 Prozent+ 23,0 Prozent
   
2018+ 1,9 Prozent-   8,8 Prozent*
2002-  0,6 Prozent- 26,0 Prozent
2008-  4,5 Prozent- 34,0 Prozent

* = Stand 28. Dezember 2018, um ca. 11.00 Uhr (Quelle: www.cash.ch)

Diese beiden Faktoren werden vermutlich auch über weite Strecken des kommenden Jahres zu einem stetigen Begleiter. Ich beginne auch das neue Jahr mit einer hohen taktischen Barmittelquote von 30 Prozent. Sollten die ersten Januar-Tage positive Vorzeichen aufweisen, werde ich selektiv Zukäufe tätigen. Rund einen Drittel der Barmittel (10 Prozent) werde ich dann auf die sieben Turnaround-Kandidaten Aryzta, GAM, Meyer Burger, AMS, Autoneum, U-blox und Kudelski verteilen - quasi als eine gewagte Wette auf eine mehrwöchige Gegenbewegung. Für Stabilität dürfte hingegen das Indexschwergewicht Nestlé sorgen. Ich räume den Aktien des Nahrungsmittelkonzerns bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 ein zweimal so hohes Gewicht ein.

Standardwerte (aus dem Swiss Leaders Index):

Bâloise (aktueller Kurs: 134 Franken)

2018 dürfte bei Bâloise als ein eher mässiges Geschäftsjahr in die Firmengeschichte eingehen. Nachreservierungen in Deutschland verhagelten dem traditionsreichen Versicherungsunternehmen die erste Jahreshälfte. In der zweiten Jahreshälfte dürfte Bâloise dann mit den herausfordernderen Finanzmärkten zu kämpfen gehabt haben. In was für einem Ausmass, das wird wohl erst die Veröffentlichung des Jahresergebnisses vom 7. März zeigen. Bis dahin müssen sich die Aktionäre noch in Geduld üben.

Alleine schon die wegfallenden Nachreservierungen in Deutschland sprechen für Ergebnisverbesserungen im kommenden Jahr. In Kombination mit der nur moderaten Bewertung, der soliden Bilanz und der dadurch guten Dividendenaussichten könnte die Aktien von Bâloise wiederentdeckt werden.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 10,5
Dividendenrendite: 4,6 Prozent

LafargeHolcim (aktueller Kurs: 40,10 Franken)

Rückblickend bleibt der Zusammenschluss von Holcim mit der französischen Lafarge zum Weltmarktführer unter den Zementherstellern den Erwartungen vieles schuldig. Nicht wenige der hausgemachten Probleme gehen auf Lafarge zurück, so dass man schon beinahe behaupten könnte, von den Franzosen über den Tisch gezogen worden zu sein.

Grösse alleine ist noch kein Erfolgsgarant. Dessen ist sich auch der früher für den Bauchemiekonzern Sika tätige Konzernchef Jan Jenisch bewusst. Er muss die Dinge jetzt wieder zurechtbiegen. Für diese Aufgabe ist Jenisch der richtige Mann, selbst wenn er von der Börse bisweilen noch keine Vorschusslorbeeren erhalten hat.

Die Aktien von LafargeHolcim sind mittlerweile so günstig zu haben wie letztmals im Frühsommer 2016. Wer damals den Mut aufbrachte und einstieg, wurde belohnt. Nur wenige Woche später kosteten die Papiere bereits wieder 50 Franken oder mehr.

Mir ist bewusst, dass beim Zementhersteller Geduld gefragt ist. Mit einer Dividendenrendite von gut 5 Prozent dürfte den Aktionären das Warten aber leicht fallen.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 10,8
Dividendenrendite: 5,1 Prozent

Nestlé (aktueller Kurs: 79,80 Franken)

Selbst wenn der Konzernumbau bei Nestlé einigen Finanzinvestoren zu langsam voranschreiten dürfte, scheint mir das behutsame Vorgehen von Firmenchef Mark Schneider wohldurchdacht und ganz im Sinne der Aktionäre. Bei einem so traditionsreichen Grossunternehmen wie dem Nahrungsmittelhersteller braucht der Kulturwandel Zeit. Viele von Schneider eingeleitete Massnahmen dringen gar nicht an die Öffentlichkeit – getreu der mir persönlich sehr sympathischen Direktive "Liefere statt Lafere".

Dass Nestlé beim Buhlen um Grossübernahmen eine hohe Preisdisziplin an den Tag legt, ist ebenfalls sehr lobenswert. Und sollte sich Nestlé vom L'Oréal-Paket trennen wollen, dann plädiere ich für eine Ausschüttung des Pakets in Form einer Sachdividende an die Aktionäre. So kann letztendlich jeder Nestlé-Aktionär selber entscheiden, ob er sich von den im zugeteilten L'Oréal-Aktien trennen will oder nicht.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 20,9
Dividendenrendite: 3,2 Prozent

Sika (aktueller Kurs: 123 Franken)

Sika gilt als ein Vorzeigeunternehmen, das bei uns in der Schweiz seinesgleichen sucht. Und dennoch gerieten die Aktien des Bauchemieherstellers in den letzten Wochen unter Verkaufsdruck. Dass an der Börse auch Sika die Angst rund um einen Abschwung in der Automobilindustrie zu spüren bekam, überrascht schon sehr - erwirtschaftet das Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig doch gerademal 9 Prozent des Jahresumsatzes. Dementsprechend übertrieben scheinen mir diese Ängste.

Sika hat in den letzten Jahren eindrücklich bewiesen, mit ergänzenden Firmenübernahmen Aktionärswerte zu schaffen. Angesichts der starken Fragmentierung dieser Branche - es gibt noch immer unzählige kleine (Nischen-)Anbieter - sind der überzeugenden Akquisitionsstrategie kaum Grenzen gesetzt. Was die von Analysten geforderte Übernahme des Bauchemiegeschäfts von BASF anbetrifft, so bin ich eher skeptisch.

Ich würde es begrüssen, wenn Sika an der bisherigen Strategie ergänzender kleinerer Übernahmen festhielte und sich nicht zu einem milliardenschweren Abenteuer hinreissen liesse.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 21
Dividendenrendite: 1,7 Prozent

Nebenwerte:

Georg Fischer (aktueller Kurs: 790 Franken)

Wie so manche Automobilzulieferaktien gerieten zuletzt auch die Aktien von Georg Fischer unter massiven Verkaufsdruck. Die Angst vor einem zyklischen Abschwung in diesem Wirtschaftszweig ist gross und scheint keinesfalls ungerechtfertigt. Der erst kürzlich bekanntgewordene Verkauf zweier Giessereien kommt diesbezüglich allerdings einem strategischen Befreiungsschlag gleich - reduziert sich dadurch doch die Abhängigkeit von Grosskunden aus der Automobilindustrie quasi über Nacht von 40 auf 20 Prozent des Jahresumsatzes. Gleichzeitig gewinnt der weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängige Rohrbaubereich an Bedeutung.

Meines Erachtens ist das Kursdebakel der letzten Wochen masslos übertrieben. Die Papiere von Georg Fischer haben zusehends Substanzwertcharakter.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 10,8
Dividendenrendite: 3,2 Prozent

Siegfried (aktueller Kurs: 332 Franken)

Als Siegfried vor gut drei Jahren das Pharmazuliefergeschäft von BASF erwerben konnte, war das ein Quantensprung für das Unternehmen aus Zofingen. Und obwohl ich kein Freund von transformellen Grossübernahmen bin, muss auch ich eingestehen, dass sich mit der Integration dieser Geschäftsaktivitäten Aktionärswerte schaffen liessen.

Nachdem dieser grosse Happen gut verdaut scheint, schaut sich Siegfried nach neuen Übernahmemöglichkeiten um. Im Zuge der Kursverluste an den Aktienmärkten dürften auch ergänzende Geschäftsaktivitäten wieder günstiger zu haben sein.

In Anbetracht intakter organischer und anorganischer Wachstumsaussichten sollte sich der jüngste Kursrückschlag bei den Aktien von Siegfried als übertrieben erweisen. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über ein gut prognostizierbares Tagesgeschäft, was im aktuellen Börsen- und Wirtschaftsumfeld von Vorteil sein könnte.

Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019: 16,3
Dividendenrendite: 0,8 Prozent

Übersicht:

TitelValor Nr.akt. Kurs *Summe
    
Barmittel     29'906,00 Franken
    
Bâloise N1241051134,00 Franken   10'050,00 Franken
LafargeHolcim N1221405  40,10 Franken   10'025,00 Franken
Nestlé N3886335  79,80 Franken   19'950,00 Franken
Sika N41879292123,00 Franken   10'455,00 Franken
Georg Fischer N175230790,00 Franken     9'480,00 Franken
Siegfried N1428449332,00 Franken     9'960,00 Franken
    
Total  100'000,00 Franken

* = Stand 28. Dezember 2018, um ca. 11.00 Uhr (Quelle: www.cash.ch)

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