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Kaum hat sich der Morgennebel aufgelöst, schimmern die Baumkronen entlang der Aareufer rund um Bern rotbraun und goldig in der Sonne. Von Westen her geht ein Wind. Es ist kühl geworden.
Sinnbildlich lässt sich das in diesen Tagen auch vom Schweizer Aktienmarkt behaupten. Nach acht Jahren in Folge mit steigenden Kursnotierungen erhält der Spätherbst Einzug. Die steigenden Kurse erfreuen zwar das Auge, irgendwann erhält jedoch der Winter Einzug...
Die Anhaltspunkte für eine weit fortgeschrittene Hausse häufen sich. Seien es die teilweise abstrusen Spekulationen (siehe gestrige Kolumne), die bei eigenen Aktien kräftig Kasse machenden Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder (siehe Kolumne vom 26. Oktober) oder sei es, dass die Analysten mit ihren Kurszielen den steigenden Aktienkursen kaum noch hinterherkommen.
Der Rückzug erfolgreicher Risikokapitalspezialisten wie der Partners Group (siehe Kolumne vom 20. Oktober) deutet übrigens genauso einen baldigen Stimmungsumschwung an wie die nicht enden wollenden Spekulationsexzesse bei den Aktien der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Der oft gehörte Vergleich mit einer Anleihe der Schweizerischen Eidgenossenschaft gilt bestenfalls für die magere Dividendenrendite. Die 0,4 Prozent sind bestenfalls ein Tropfen auf den heissen Stein, sollte der Kurs der schlecht handelbaren SNB-Aktien eines Tages um 50 oder mehr Prozent einbrechen (siehe Kolumne vom 8. September).
Der enge Markt der SNB-Aktien sorgt bereits bei geringer Nachfrage für ein Kursfeuerwerk (Quelle: www.cash.ch).
Auch wenn uns noch gut acht Wochen vom Jahreswechsel trennen, so zeichnet sich doch schon heute ab, dass 2017 als ein guter Börsenjahrgang in die Geschichtsbücher eingehen wird. Beim breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) errechnet sich seit Jahresbeginn nämlich ein sattes Plus von 18,2 Prozent.
Wer im März 2009 den Mut aufbrachte und auf den Tiefstständen einen Indexfonds kaufte, konnte seinen Einsatz in etwa verdreifachen. Selbst wer unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise im Frühsommer einstieg und sich grün und blau ärgerte, dürfte mittlerweile auf aufgelaufenen Gewinnen von zwischen 30 und 40 Prozent sitzen.
Noch viel besser fuhr, wer frühzeitig auf Überflieger wie Straumann, Temenos oder Sika setzte (siehe Kolumne vom 18. Oktober). Gefühlt haben diese Unternehmen rückblickend alles richtig gemacht. Sie werden an der Börse heute acht bis zehnmal höher bewertet als noch vor wenigen Jahren. Doch selbst für diese Aktien gilt: Die Börse ist keine Einbahnstrasse.
Der SPI notiert um 17,8 Prozent höher als an dem Tag, an dem ich meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2017 kommuniziert hatte. Trotz der einen oder anderen Fehleinschätzung meinerseits (u.a. Ascom, OC Oerlikon und Logitech), liessen sich mit den Aktienfavoriten durchschnittlich gar 22,4 Prozent verdienen. Zum Vergleich: Noch Ende August lag der SPI mit gut 13 Prozent im Plus, meine Aktienfavoriten 13,6 Prozent.
Rückblickend ein Glücksgriff waren insbesondere die Valoren des Solarzulieferunternehmens Meyer Burger, die sich innerhalb weniger Monate im Kurs mehr als verdoppelten. Auch ein halbblinder Gockel findet ab und an ein Korn...
Bilanz der letzten Jahre:
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 Prozent | +23,9 Prozent |
2014 | +11,4 Prozent | +15,2 Prozent |
2015 | + 4,1 Prozent | + 2,4 Prozent |
2016 | - 3,7 Prozent | - 1,7 Prozent |
2017* | +22,4 Prozent | +17,8 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Oktober 2017
Nachdem die Wirbelstürme Harvey, Irma und Maria eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hatten, stand es nicht gut um die Aktien von Swiss Re. Aus Angst vor milliardenschweren Schadenersatzforderungen liessen gerade angelsächsische Marktakteure die Papiere wie heisse Kartoffeln fallen. Die Finger verbrannte sich rückblickend vor allem derjenige, der damals zu Kursen unter 82 Franken die Nerven verlor und sich von den Aktien trennte.
Morgen wird der traditionsreiche Rückversicherungskonzern aus Zürich endlich über die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal berichten. In diesem Zusammenhang will das Unternehmen auch gleich darüber informieren, ob es das mit einer Milliarde Franken dotierte Aktienrückkaufprogramm umsetzen will. Fällt der Entscheid negativ aus, droht den Valoren ein Rücksetzer. Wer sicher gehen will, kann seine Aktien über den Put-Warrant WSRAPV kurzerhand absichern.
Auch wenn sich die Prämiensätze in Zukunft stabilisieren oder diese gar leicht steigen sollten, geht mir die jüngste Kurserholung etwas gar weit. Ich bin deshalb neuerdings zurückhaltend für Swiss Re.
Freude bereiteten den Aktionären zuletzt auch die Aktien von ABB. Gestern stiessen die Kursnotierungen im Zuge einer aggressiven Kaufempfehlung aus dem Hause Goldman Sachs erstmals seit September vor neun Jahren auf 26 Franken vor.
Das überraschend solide dritte Quartal ändert nichts daran, dass 2017 ein Übergangsjahr bleibt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 für das kommende Jahr sind die Aktien zumindest auf den ersten Blick ein Schnäppchen – vorausgesetzt die von Analysten erhoffte Gewinnbelebung setzt ein.
Aktuelle Positionen Aktienfavoriten:
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 20'127,56 | ||||
ABB N | 465 | 21,50 | 12'127,20 | 2'129,70 | + 21,30% |
Clariant N | 737 | 20,95 | 18'498,70 | 2'668,55 | + 16,86% |
Nestlé N | 137 | 73,15 | 11'494,30 | 1'472,75 | + 14,70% |
Novartis N | 135 | 74,15 | 11'097,00 | 1'086,75 | + 10,86% |
Swiss Re N | 115 | 88,90 | 10'792,75 | 569,25 | + 5,57% |
Put WSRAPV | 3500 | 0,04 | 140,00 | 0,00 | + 0,00% |
Basilea N | 137 | 72,60 | 11'117,55 | 1'171,35 | + 11,78% |
Burckhardt N | 30 | 304,25 | 8'917,50 | -210,00 | - 2,30% |
Dätwyler I | 73 | 137,60 | 12'220,20 | 2'175,40 | + 21,66% |
Meyer Burger N | 3150 | 0,79 | 5'859,00 | 3'370,50 | +135,44% |
Total | 122'391,76 | + 22,39% |
* Schlusskurse vom 31. Oktober 2017
Die Quartalsergebnispräsentation von Novartis liess nur einen Wunsch offen: Jenen nach einer raschen Publikumsöffnung von Alcon. Das Basler Mutterhaus will die amerikanische Tochtergesellschaft frühestens in der ersten Jahreshälfte 2019 an die Börse bringen. Bis dahin ist Geduld gefragt.
Wenn man den Firmenvertretern etwas nicht vorwerfen kann, dann zu strategischen Schnellschüssen zu neigen. Am Rheinknie fliesst das Wasser in diesen Tagen etwas langsamer als an anderen Stellen. Gut Ding will eben Weile haben.
Aktionärswerte lassen sich bei Alcon nämlich vor allem dann schaffen, wenn die Tochter vor einem Börsengang wieder auf Kurs gebracht wird. Zuerst müssen die Anteilseigner allerdings tapfer auf die Zähne beissen, verlieren die Aktien von Novartis auf kurze Sicht doch an Glanz.
Meyer Burger beschert so manchem ausländischen Leerverkäufer schlaflose Nächte. Alleine seit Mitte Mai hat sich der Aktienkurs des einst finanziell angeschlagenen Solarzulieferunternehmens aus dem bernischen Gwatt mehr als verdoppelt.
Für Fantasie sorgte zuletzt ein millionenschwerer Schlüsselauftrag aus Italien. Meyer Burger darf zwei Produktionslinien für zukunftsträchtige Heterojunction-Solarzellen ins südliche Nachbarland liefern. Man merke: Wenn die sonnenverwöhnten Italiener aus Sonnenlicht Strom machen wollen, kommen sie nicht um technologischen Beistand aus der Schweiz herum.
Interessant wird es für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre dann, wenn es aus anderen Weltregionen Folgeaufträge regnet. Ein Regen dieser Art muss einem Unternehmen aus der Solarindustrie nicht zwingend abträglich sein - ganz im Gegenteil.
Mich überrascht, dass die Aktien von Meyer Burger noch immer die am häufigsten leerverkauften der Schweiz sind. Ich behalte alleine deshalb schon eine kleine Aktienposition bei. Oder wie die Angelsachsen gerne sagen: Short buyers are still the best buyers.
Einen Preis für die Unternehmenskommunikation hat der Spezialitätenchemiehersteller Clariant ganz bestimmt nicht verdient. Die Abfolge von Pressemitteilungen rund um die Absage des transatlantischen Schulterschlusses mit Huntsman vom letzten Freitag zeugt von einer gewissen Überforderung der Verantwortlichen (siehe Kolumne vom Freitag).
Der Zusammenschluss ist tot, lang lebe der Zusammenschluss. So oder so ähnlich titelte damals der für Helvea tätige Analyst. Er sieht das Unternehmen aus Basel wieder zum heissesten Übernahmekandidaten in der europäischen Chemieindustrie aufsteigen und geht davon aus, dass das Basler Unternehmen zu 30 Franken oder mehr je Aktie über den Ladentisch gehen könnte.
Gestern sprach Konzernchef Hariolf Kottmann gar von "hypothetischen" 35 Franken je Aktie, die nötig seien, die wichtigsten Anteilseigner ins Boot zu holen. Damit gemeint sind vermutlich die Altaktionäre der einst übernommenen deutschen Süd-Chemie.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo zwischen den genannten 30 und 35 Franken. Bei aller Übernahmefantasie nehme ich mit dem heutigen Tag wieder etwas Geld vom Tisch. Ich nehme auf 337 Aktien den aufgelaufenen Gewinn mit und fahre die Titelposition auf eine vernünftige Grösse zurück. Ganz nach dem Motto: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
Den Verkaufserlös parkiere ich - wie schon jenen für die Positionsreduktion bei Meyer Burger - auf dem Konto. Etwas trockenes Pulver schadet nie, sollte über der Börse irgendwann mal wieder ein Gewitter aufziehen.
Bisherige Transaktionen:
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
30.12.2016 | Dätwyler I | Kauf | 73 | 137,60 | CHF | 10'044,80- |
30.12.2016 | Zurich N | Kauf | 36 | 279,80 | CHF | 10'072,80- |
30.12.2016 | Syngenta N | Kauf | 24 | 405,90 | CHF | 9'741,60- |
30.12.2016 | Nestlé N | Kauf | 134 | 74,65 | CHF | 10'003,10- |
30.12.2016 | Ascom N | Kauf | 626 | 15,95 | CHF | 9'984,70- |
30.12.2016 | Basilea N | Kauf | 137 | 72,60 | CHF | 9'946,20- |
30.12.2016 | Novartis N | Kauf | 135 | 74,15 | CHF | 10'010,25- |
30.12.2016 | ABB N | Kauf | 465 | 21,50 | CHF | 9'997,50- |
30.12.2016 | Nestlé N | Kauf | 137 | 73,15 | CHF | 10'021,55- |
30.12.2016 | OC Oerlikon N | Kauf | 1004 | 9,96 | CHF | 9'999,84- |
06.01.2017 | Ascom N | Verkauf | 626 | 15,80 | CHF | 9'890,80+ |
06.01.2017 | U-blox N | Kauf | 52 | 190,00 | CHF | 9'890,80- |
12.01.2017 | U-blox N | Verkauf | 52 | 174,10 | CHF | 9'053,20+ |
26.01.2017 | Meyer Burger N | Kauf | 12'600 | 0,79 | CHF | 9'954,00- |
09.02.2017 | Burckhardt N | Kauf | 30 | 304,25 | CHF | 9'156,50- |
28.02.2017 | OC Oerlikon N | Verkauf | 1004 | 10,80 | CHF | 10'843,20+ |
11.04.2017 | Puts ABBBJZ | Kauf | 7000 | 0,13 | CHF | 910,00- |
20.04.2017 | Puts ABBBJZ | Verkauf | 7000 | 0,11 | CHF | 770,00+ |
05.05.2017 | Zurich N | Verkauf | 36 | 277,00 | CHF | 9'972,00+ |
05.05.2017 | Swiss Re N | Kauf | 115 | 88,90 | CHF | 10'223,50- |
18.05.2017 | Syngenta N | Offerte | 24 | 460,70 | CHF | 11'056,80+ |
02.06.2017 | Clariant N | Kauf | 477 | 20,95 | CHF | 10'022,15- |
15.06.2017 | Meyer Burger N | Verkauf | 6300 | 1,22 | CHF | 7'657,00+ |
04.08.2017 | Logitech N | Kauf | 170 | 34,75 | CHF | 5'907,50- |
04.08.2017 | Credit Suisse N | Kauf | 400 | 14,88 | CHF | 5'952,00- |
04.08.2017 | Clariant N | Kauf | 260 | 22,45 | CHF | 5'837,00- |
10.08.2017 | Credit Suisse N | Verkauf | 400 | 14,52 | CHF | 5'808,00+ |
10.08.2017 | Logitech N | Verkauf | 170 | 34,10 | CHF | 5'797,00+ |
17.08.2017 | Puts WNOB4V | Kauf | 8100 | 0,06 | CHF | 486,00- |
28.08.2017 | Puts WNOB4V | Verkauf | 8100 | 0,08 | CHF | 648,00+ |
22.09.2017 | Puts NESCAZ | Kauf | 3000 | 0,12 | CHF | 389,00- |
25.09.2017 | Puts NESCAZ | Verkauf | 3000 | 0,13 | CHF | 361,00+ |
25.10.2017 | Meyer Burger N | Verkauf | 3150 | 1,77 | CHF | 5'546,50+ |
31.10.2017 | Puts WSRAPV | Kauf | 3500 | 0,04 | CHF | 169,00- |
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