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Schon seit Jahren führen die Strategen von BNP Paribas eine M&A-Liste mit potenziellen europäischen Übernahmekandidaten. Auf den ersten Blick mit eher mässigem Erfolg, wenn man vom jüngsten Erfolg mit dem Softwarehersteller Steria einmal absieht. Doch auch ohne Übernahmeangebote verdoppelten sich die auf der Liste geführten Aktien nahezu im Kurs und liessen den um gut 62 Prozent höheren Euro Stoxx 50 Index weit hinter sich zurück.

Die Experten nehmen die Übernahme von Steria durch den Rivalen Sopra zum Anlass, um ihre M&A-Liste grösseren Anpassungen zu unterziehen. Und auch bei Holcim und Lafarge sei aus heutiger Sicht zwar noch nicht sicher, ob die geplante Hochzeit der beiden Marktführer auch wirklich zustande komme. Alleine schon die Idee dazu werde die Übernahme- und Fusionstätigkeit in Europa grundlegend verändern.

Den Strategen zufolge befinden sich viele Unternehmen in einem Dilemma. Nach mehreren Jahren tiefgehender Restrukturierungen müssten sie sich mit einem verhalten wachsenden Wirtschaftsumfeld auseinandersetzen. Zusätzliche Kosteneinsparungen, Synergien und Kapazitätsanpassungen seien nur noch in Form von Zusammenschlüssen zu erzielen.

Eine erste und von gezielten kleineren Übernahmen geprägte Phase neige sich ihrem Ende entgegen. Die Experten rechnen in Zukunft vermehrt mit deutlich grösseren und erst noch mit Risiken verbundenen Firmentransaktionen. Aufgrund wettbewerbsrechtlicher Hürden und Risiken bei der Umsetzung sei die geplante Hochzeit von Holcim und Lafarge ein erstes Beispiel für eine in diese Richtung gehende Entwicklung.

Aus Schweizer Sicht sind die Anpassungen auf der M&A-Liste von BNP Paribas ziemlich ernüchternd. Mit Nobel Biocare und Clariant werden nämlich gleich zwei hierzulande immer wieder als Übernahmeziele genannte Unternehmen von der Liste gestrichen. Neu werden SABMiller, Elementis und aus aktuellem Anlass HeidelbergCement für Steria aufgenommen.

Neben den neu aufgenommenen Unternehmen setzt sich die Liste aus Ansaldo STS, Arkema, Aveva Group, COLT, Croda International, Lanxess, Mobistar, Rémy Cointreau, RSA, Shire, Stada-Arzneimittel, Telecom Italia und Vodafone Group zusammen. Als einziger Schweizer Übernahmekandidat verbleibt Temenos auf der Liste.

Über die Wahrscheinlichkeit einer Übernahmeofferte für die von BNP Paribas genannten Unternehmen lässt sich durchaus streiten. In einem Punkt muss ich den verantwortlichen Strategen allerdings Recht geben: Die Dreistigkeit der geplanten Hochzeit zwischen den beiden Weltmarktführern Holcim und Lafarge öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte der Übernahme- und Fusionstätigkeit in Europa.

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Während andere Schweizer Industriewerte in den letzten Wochen einen eher schweren Stand hatten, wiesen die bis dahin vernachlässigten Namenaktien von Sulzer klare Erholungstendenzen auf.

In einer am Freitag veröffentlichten Sektorstudie brechen die für die Berenberg Bank tätigen Verfasser einmal mehr eine Lanze für die neu mit einem leicht höheren Kursziel von 160 (151) Franken zum Kauf empfohlenen Papiere.

Die Experten sagen dem Winterthurer Traditionsunternehmen grössere Veränderungen vorher. Unter CEO Klaus Stahlmann seien die Strukturen im zurückliegenden Quartal so angepasst worden, dass er sich einfacher der Kostenseite annehmen könne. Substanzielle Margenverbesserungen seien deshalb wahrscheinlich, so die Studienverfasser weiter. Im besten Fall halten die Experten sogar einen Aktienkurs von über 200 Franken für gerechtfertigt.

Das Urteil der Märkte für den Verkauf von Sulzer Metco hätte deutlicher nicht ausfallen können: Während die Aktien des ehemaligen Mutterhauses mit Kursverlusten abgestraft wurden, wurden jene von OC Oerlikon als Gewinner gefeiert und mit Vorschusslorbeeren bedacht.

Noch ist unklar, was Sulzer mit dem Verkaufserlös tun wird. Nicht zuletzt aufgrund des eher mässigen Leistungsausweises bei Firmenübernahmen ist die Nervosität der Märkte nur allzu verständlich. Auf längere Sicht machen die Turnaround-Aussichten die Aktien des in Ungnade gefallenen Börsenlieblings aus Anlegersicht jedoch weiterhin attraktiv.

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Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. So will es zumindest der Volksmund wissen. Nicht so bei J. Safra Sarasin. Unmittelbar vor dem morgigen Dividendenabgang stuft der für die Privatbank tätige Experte die Namenaktien von Swiss Re von «Buy» auf «Neutral» zurück.

Immer öfter würden institutionelle Grossinvestoren über verbriefte Katastrophenrisiken in den Rückversicherungsmarkt vorstossen. Nicht zuletzt deshalb sei die Erneuerungsrunde im Januar von grösseren Herausforderungen geprägt gewesen als allgemein erwartet worden sei. Aussagen seitens des Rückversicherungsbrokers Wills Re seien Anhaltspunkte zu entnehmen, wonach auch die April-Runde von Prämiendruck geprägt sein werde.

Und obschon der Experte aufgrund ausbleibender Naturkatastrophen mit einem ansprechenden Quartalsergebnis rechnet, glaubt er über die kommenden Monate nicht an höhere Kursnotierungen. Denn erst mit dem Höhepunkt der Hurrikan-Saison in den USA im dritten Quartal werde das Ausmass der Katastrophenhäufigkeit absehbar.

Für gewöhnlich machen die Aktien von Swiss Re den Dividendenabgang ziemlich flott wieder wett. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb das in diesem Jahr anders sein sollte. Vermutlich reagieren die Papiere heute genau aus diesem Grund nicht auf die Rückstufung durch J. Safra Sarasin.