Gestern überraschte die Deutsche Bank den Markt mit einer nachträglichen Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsfälle. Durch die rückwirkend ins Schlussquartal gepackte Sonderbelastung verringert sich der für das Geschäftsjahr 2012 ausgewiesene Reingewinn um 592 Millionen Euro. Gleichzeitig verschlechtert sich die Kernkapitalquote (Tier 1) von ursprünglich 8 auf 7,8 Prozent.
Wider anders lautenden Befürchtungen wurden hierzulande die Namenaktien der UBS nicht vom Markt für die von der Mitbewerberin bekanntgegebene Erhöhung der Rückstellungen in Sippenhaft genommen.
Ein Kommentar aus dem Londoner Handel der Credit Suisse stimmt mich allerdings nachdenklich. Im Kommentar schreibt es der Verfasser zwar nicht schwarz auf weiss, lässt den Leser allerdings erahnen, dass auch die UBS ihre für Rechtsfälle verbuchten Rückstellungen erhöhen könnte.
Dabei verweist der auf Bankaktien spezialisierte Händler auf eine am 19. Februar veröffentlichte Studie zu den europäischen Investmentbanken. In der besagten Studie stuften die für die Credit Suisse tätigen Analysten die Valoren der Erzrivalin UBS von «Outperform» auf «Neutral» zurück und kürzten das 12-Monats-Kursziel auf 15 (16,50) Franken. Die Begründung lautete damals, dass die Schweizer Grossbank aufgrund höher als erwarteter Kosten für Rechtsfälle bei der Kapitalrückführung an die Aktionäre enttäuschen werde. In der Sektorstudie werden die ungedeckten Kosten für Rechtsfälle der UBS auf mehr als 3,6 Milliarden Dollar geschätzt, der durch die Rechtsfälle entstehende zusätzliche Personalaufwand und der mögliche Reputationsschaden noch nicht mitberücksichtigt.
Dass der US-Immobilienfinanzierer Freddie Mac wegen dem Libor-Manipulationsskandal gegen mehr als ein Dutzend der involvierten Bankinstitute vorgeht, will ich meinen Leserinnen und Lesern an dieser Stelle nicht unterschlagen. Mit einer Klage muss in diesem Zusammenhang auch die UBS rechnen.
Ursprünglich ging ich bei der Schweizer Grossbank in der Zeit bis Ende 2015 von einer Kapitalrückführung eines zweistelligen Milliardenbetrags an die Aktionäre aus. Sollte es beim Unternehmen weitere Klagen oder Bussen hageln, könnte sich diese Schätzung allerdings als zu optimistisch erweisen. In diesem Zusammenhang hätte eine Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsfälle meines Erachtens ganz klar eine negative Signalwirkung.
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Eines der Hauptargumente für höhere US-Aktienkurse ist eine gewaltige Umschichtung aus dem Anleihen- in den Aktienmarkt. In einer gestern erschienenen Strategiestudie tragen die für Lombard Odier tätigen Verfasser allerdings nicht unbeträchtlich zur Entmystifizierung dieses Arguments bei.
Die für die Genfer Privatbank tätigen Experten äussern in der Studie ihre Skepsis, was eine massive Rotation aus teuren US-Anleihen in vergleichsweise günstige US-Aktien angeht. Zunächst einmal sei es irreführend, von einer grossen Rotation zu sprechen. Vielmehr bestehe der Markt jederzeit aus einem bestimmten Barmittel-, Anleihen- und Aktienstock, dessen relative Renditen sich an die jeweiligen Kräfte von Angebot und Nachfrage anpassen würden. Ein einzelner Anleger könne rotieren, der aggregierte Markt könne dies allerdings nicht, da die ausstehenden Anlagen von jemandem gehalten werden müssten. Dass die Anleger derzeit mehr Anleihen statt Aktien halten würden, spiegle vor allem das grosse Anleihenangebot wider. Durch den massiven Anstieg der Verschuldung sei die Marktkapitalisierung des Anleihenmarktes gestiegen. Der Aktienmarkt sei hingegen geschrumpft, so die Experten weiter.
Amerikanische Unternehmen hätten damit begonnen, die Erlöse aus Anleihenemissionen dazu zu verwenden, eigene Aktien zurückzukaufen. Dies sei der Versuch, aus der Lücke zwischen den niedrigen Finanzierungssätzen und den höheren Kapitalkosten Profit zu schlagen.
Gleichzeitig brechen die Strategen von Lombard Odier eine Lanze für die Anleihen: Die anhaltenden Interventionen der Zentralbanken zielten eindeutig auf die Neuausrichtung der Portfolios. Mit der Dämpfung der Renditeerwartungen für risikoarme Anlagen werde versucht, die Anleger zu einer Erhöhung der Risiken zu zwingen, sprich Aktien zu kaufen. Dies in der Hoffnung, der dadurch erzeugte Wohlstandseffekt werde die Wirtschaft stimulieren. Durch die Anhäufung riesiger Anleihenbestände würden die Zentralbanken jedoch zu relativ preisunempfindlichen Grenzkäufern, sei ihr Hauptziel doch nicht die Generierung von Anlagerenditen, sondern die Stützung des Finanzsystems im jeweiligen Land. Dies wiederum führe zu einer Deckelung der Anleihenrenditen. Bei Lombard Odier hält man daher einen Anstieg der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen in Richtung von 2,25 Prozent als einen attraktiven Einstiegspunkt.
Ich muss zugeben, dass ich diese Studie aus dem Raum Genf mit regem Interesse gelesen habe. Allerdings kann ich die Argumentation der Verfasser nur bedingt teilen. Es mag zwar sein, dass der Anleihen- genauso wie der Aktienstock gegeben ist. Die alles entscheidende Komponente ist allerdings der Preis für Anleihen und Aktien. Erst dieser macht die in Abrede gestellten Rotationen möglich.
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Wenn die US-Gesundheitsbehörde FDA wegen eines Medikaments eine Warnung ausspricht, hat das betroffene Unternehmen für gewöhnlich nichts zu lachen. Dass man am Hauptsitz von Roche in Basel nach der gestrigen Warnung zum Krebsmedikament Avastin möglicherweise trotzdem die Korken knallen lässt, hat aber einen guten Grund.
Denn schon seit Jahren wird Avastin von US-Medizinern ohne offizielle Marktzulassung zur Behandlung von altersbedingter Makulardegeneration angewendet. Da das Krebsmedikament auf diesem Anwendungsgebiet deutlich günstiger als andere Präparate wie das ebenfalls von Roche vermarktete Augenmedikament Lucentis ist, schauen die Behörden grosszügig darüber hinweg.
Im vergangenen August berichtete die amerikanische Presse allerdings von Infektionen bei mit Avastin behandelten Patienten. Vergangene Nacht nun sah sich die US-Gesundheitsbehörde FDA nach fünf weiteren Fällen von Infektionen zu einer Warnung veranlasst.
Diese Warnung könnte dazu führen, dass US-Mediziner in Zukunft vermehrt von Avastin auf das deutlich teurere Lucentis ausweichen müssen. Branchenexperten zufolge winkt Roche in diesem Fall ein jährlicher Mehrumsatz von mehreren hundert Millionen Franken.