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Das laufende Quartal ist zwar erst gute zwei Monate alt. Allerdings lässt sich schon heute sagen, dass es als ein für die Finanzmärkte ziemlich bewegtes Quartal in die Geschichte eingehen wird. Geprägt war das Umfeld von den Währungsturbulenzen in den Schwellenländern, der unerwarteten Schwäche der amerikanischen Wirtschaft und den geopolitischen Spannungen vor allem in Thailand und der Ukraine.

Ein Grund mehr für die Strategen von BNP Paribas, jetzt schon einen Blick ins kommende zweite Quartal zu wagen. Dabei orientieren sich die Experten an Fragen, mit welchen sie über die letzten Wochen seitens der eigenen Anlagekundschaft konfrontiert worden sind. Die Antworten auf diese Fragen möchte ich den Leserinnen und Lesern meiner Kolumne nicht vorenthalten.

Wie wird sich die Weltwirtschaft entwickeln?

Die eigens für die Weltwirtschaft berechneten Frühindikatoren hätten in den vergangenen sechs Monaten an Schwung verloren, so die Strategen. Verantwortlich für diese Verlangsamung seien vorwiegend die Schwellenländer. Doch auch die aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen schwächer als erhoffte amerikanische Wirtschaft habe Spuren hinterlassen. Da zumindest die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern strukturell bedingt sei, werde die Weltwirtschaft in naher Zukunft grundsätzlich langsamer wachsen. Den Experten zufolge müssen sich Anleger noch so lange in Geduld üben, bis aussagekräftige Wirtschaftsstatistiken für März vorliegen. Erst anhand dieser Statistiken würden sich dann zuverlässigere Schlüsse auf das Umfeld ziehen lassen.

Setzt das US-Bruttoinlandprodukt zu einer Erholung an?

Seit Dezember hätten die aus den USA eintreffenden Wirtschaftsindikatoren mehrheitlich für negative Überraschungen gesorgt. Am Bruttoinlandprodukt gemessen, werde sich das Wachstum in Übersee im laufenden Quartal vermutlich auf unter 2 Prozent verlangsamen. Für das darauffolgende zweite Quartal prognostizieren die Strategen dann allerdings eine Beschleunigung auf 3,4 Prozent. Denn im Dezember und im Januar seien die Witterungsverhältnisse in den USA so kalt wie seit 30 Jahren nicht mehr gewesen, mit Folgen für die Bauindustrie und den Detailhandel.

Steigt die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf über 3 Prozent?

Die Situation am amerikanischen Anleihenmarkt habe sich im bisherigen Quartalsverlauf sichtlich entspannt und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sei unter 3 Prozent geblieben. Solange der Markt nicht eine Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank einzupreisen beginne, werde sich daran auch so schnell nichts ändern.

Sollte sich das Wirtschaftswachstum allerdings wie erwartet beschleunigen, sei gegen Ende des zweiten Quartals ein Renditeanstieg auf über 3 Prozent möglich. Dadurch werde die Situation an den Finanzmärkten insgesamt anfälliger.

Setzt sich die wirtschaftliche Erholung in Europa fort?

Von den Frühindikatoren leiten die Strategen ab, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone im Laufe des zweiten Quartals weiter erholt. Die Erholung werde in den kommenden Wochen und Monaten sogar an Breite gewinnen. In die zweite Jahreshälfte hinein sei dann allerdings eine Wachstumsverlangsamung zu befürchten. Insbesondere für Deutschland verheisse die Situation in den Schwellenländern nichts Gutes. Die Experten gehen für das laufende Jahr von einem Wachstum des deutschen Bruttoinlandprodukts von 1,3 Prozent aus, was deutlich unter den Konsensschätzungen von 1,8 Prozent liegt.

Gleichzeitig werde die Erholung bei den Konsumausgaben in Europa von den Anlegern unterschätzt. Insbesondere bei den langlebigen Gütern habe sich ein gewaltiger Nachholbedarf aufgestaut. Nicht zuletzt deshalb erhoffen sich die Experten eine breite Belebung der europäischen Wirtschaft.

Lockert die Europäische Zentralbank die Geldpolitik weiter?

Bisher habe die Europäische Zentralbank ausschliesslich verbal gegen die Spannungen im Geldmarkt interveniert. Spätestens im März oder April werde sie allerdings mit konkreten Massnahmen aufwarten. Die Strategen vermuten, dass der Geldmarkt mit Liquidität versorgt und ein Negativzins auf Spareinlagen eingeführt werden soll. An den wirtschaftlichen Aussichten werde sich dadurch allerdings nicht viel ändern.

Mit aggressiveren Vorstössen seitens der Währungshüter sei nur dann zu rechnen, wenn sich eine Deflation abzeichne. Ein solches Szenario sei frühestens in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich.

Kommt es in den Schwellenländern zu weiteren Währungsturbulenzen?

Steigende Zinsen in den USA werden die Währungen in den Schwellenländern weiter unter Druck setzen, so sind sich die Strategen einig. Dasselbe gelte für die sich in China abzeichnende Wachstumsverlangsamung. Die Untätigkeit der Regierungsverantwortlichen in Peking überrasche, so die Experten weiter. Die Krise in den Schwellenländern sei daher noch immer nicht ausgestanden. Insbesondere in Argentinien und in der Türkei bleibe die Situation äusserst angespannt.

Mit Schockwellen für die Industrieländer rechnen die Strategen dennoch nicht. Die am stärksten betroffenen Länder seien gemeinsam für weniger als 10 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts verantwortlich. Und auch für das Bankensystem sei die Situation prästierbar.

Setzen die Rohstoffpreise ihren Anstieg fort?

In den letzten Wochen seien die Rohstoffpreise gestiegen. In Erwartung freundlicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den Industrieländern sei mit einer Fortsetzung des Anstiegs zu rechnen. Daran werde auch die graduelle Verlangsamung in China nichts ändern. Während beim Ölpreis im Laufe des zweiten Quartals nur mit leicht höheren Preisen zu rechnen sei, bestehe beim Kupfer ein deutlicheres Aufwärtspotenzial. Bei BNP Paribas gehört das Industriemetall damit zum bevorzugten Rohstoff für die erste Jahreshälfte.

Wie sich Anleger am besten für diese Rahmenbedingungen rüsten, das schreibt BNP Paribas nicht. Einzig bei den Rohstoffen und bei den Zinsen lassen sich die Franzosen in der mir vorliegenden Strategiestudie in die Karten blicken. Zwischen den Zeilen lässt sich herauslesen, dass die Finanzmärkte zumindest für einige Wochen in ruhigeres Fahrwasser übergehen sollten.

Dessen bin ich mir allerdings noch nicht ganz so sicher und erwarte weiterhin uneinheitliche und von Stimmungsschwankungen geprägte Märkte. Die alles entscheidende Frage bleibt, ob sich das Wirtschaftsumfeld in der zweiten Jahreshälfte wieder eintrübt und falls ja, wie die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen darauf reagieren werden. Denn vermutlich blicken die Finanzmärkte schon heute über das kommende Quartal hinaus auf die zweite Jahreshälfte.