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Erst gestern fielen die Namenaktien der Credit Suisse vorübergehend in die Nähe von 24 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr. Vermutlich ist es die Geschwindigkeit der jüngsten Talfahrt, die bei mir schon seit Tagen das Telefon heisslaufen lässt.

Ich habe mich deshalb auf die Suche nach Erklärungen für die jüngste Formschwäche der Papiere gemacht und bin gleich auf mehrere sowohl branchenspezifische als auch hausgemachte Gründe gestossen.

Im Berufshandel werden vor allem die Abgaben im europäischen Bankensektor für den schweren Stand der Aktien der Credit Suisse verantwortlich gemacht. Wie mir berichtet wird, haben prominente angelsächsische Grossinvestoren über die letzten Wochen aus den europäischen in amerikanische Bankaktien umgeschichtet, und das nicht zu knapp. Über die Beweggründe für diese Umschichtungstransaktionen lässt sich nur spekulieren. Die Eskalation in der Ukraine und das "Säbelrasseln" Russlands ist jedoch die plausibelste Erklärung.

Anders als bei anderen, vor allem deutschen, österreichischen und französischen Rivalen sind die Engagements der Credit Suisse in Russland und der Ukraine allerdings überblickbar. Dementsprechend vernachlässigbar sind aus Sicht der Aktionäre die Folgen der wirtschaftlichen Sanktionen Hüben und Drüben.

Für Gesprächsstoff sorgen hierzulande hingegen Berichte in der amerikanischen Finanzpresse. Darf man diesen Glauben schenken, dann steht die Bank of America unmittelbar vor einem bis zu 17 Milliarden Dollar schweren Vergleich wegen Fehlverhaltens im Hypothekargeschäft. Obschon die Credit Suisse mit Ausnahme des teuren Vergleichs im Steuerstreit mit den USA bisher aus vielen Untersuchungen und Skandalen unbescholten hervorgehen konnte, dürfte auch bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken in Zukunft noch das eine oder andere an Kosten für die Vergangenheitsbewältigung anfallen.

Solche Rechtskosten kämen für die Credit Suisse zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn spätestens seit der Veröffentlichung des Zahlenkranzes für das zurückliegende zweite Quartal ist klar, dass das Unternehmen anderen Rivalen in Bezug auf die Kernkapitalquote hinterherhinkt.

In Händlerkreisen wird deshalb eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Eigenkapitalbasis nach dem Vorbild jener aus dem Sommer 2012 nicht kategorisch ausgeschlossen. Damals reagierten die Aktien letztendlich sogar positiv auf diesen von den Behörden angezettelten Befreiungsschlag.

Mittlerweile sind die Papiere der Credit Suisse stark überverkauft und eine kurzfristige Gegenbewegung nach oben wahrscheinlich. Ohne strategischen Kurswechsel, wie ihn die Erzrivalin UBS schon vor Jahren eingeleitet hat, ist nicht mit einer nachhaltigen Neubeurteilung und –bewertung durch den Markt zu rechnen. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass mir der wenig erfolgsverwöhnte CEO Brady Dougan schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge ist. Meines Erachtens bedarf es auch personell frischen Windes, um die Schweizer Grossbank zu neuer Stärke zu führen.

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Der Schock bei den Aktionären von Adecco sitzt tief. Nachdem der Westschweizer Stellenvermittler die Erwartungen in den vorangegangenen Quartalen mit Leichtigkeit zu übertreffen wusste, lässt der für das zurückliegende zweite Quartal veröffentlichte Zahlenkranz zu wünschen übrig.

Sowohl beim Umsatz als auch auf den Stufen Bruttogewinn und Ebita wurden die Konsensschätzungen teilweise klar verfehlt. Dank einer tiefer als befürchteten Steuerbelastung gelang dem Unternehmen beim Reingewinn hingegen eine Punktlandung auf den Erwartungen.

Einmal mehr bekräftigten die Firmenverantwortlichen das bis Ende 2015 definierte Ziel einer Ebita-Marge von über 5,5 Prozent. Es sind vermutlich die Mittelfristziele, die den Namenaktien heute zum Verhängnis werden und ihnen ein sattes Minus bescheren.

Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Experte in einem Kommentar schreibt, entwickelte sich das Wachstum im zweiten Quartal ähnlich wie in den ersten drei Monaten. Die Umsatzentwicklung habe sich auch gegen Schluss des Quartals nicht beschleunigt. Um die Konsenserwartungen für das Gesamtjahr erfüllen zu können, sei eine deutliche Beschleunigung notwendig. Angesichts der anspruchsvoller werdenden Vorjahresbasis werde das nicht einfach. Um das Ebita-Margenziel zu erreichen, benötige Adecco aber zwei Jahre mit einem hohen einstelligen Umsatzwachstum. Für 2014 werde ein solches immer unwahrscheinlicher. Mit anderen Worten: Der Experte zweifelt die Erreichbarkeit der firmeneigenen Mittelfristziele zusehends an.

Meines Erachtens hat Adecco in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Mittelfristziele hin oder her – für mich bleiben die Aktien des Westschweizer Stellenvermittlers vor allem eine Wette auf eine konjunkturelle Belebung in den Schlüsselmärkten Frankreich, Deutschland und Nordamerika. Sie eignen sich daher nicht für jedermann.