Die Schwäche im europäischen Bankensektor machte in den vergangenen Tagen auch vor den Namenaktien der Credit Suisse nicht halt. Die Angst vor negativen Folgen der politischen Patt-Situation in Italien für ganz Europa sitzt tief.

Was mir aus dem Umfeld der Schweizer Grossbank berichtet wird, stimmt mich allerdings zuversichtlich. So scheinen sich die Verantwortlichen für das Private Banking in den vergangenen Monaten nicht nur dem Kostenproblem angenommen zu haben. Auch auf der Ertragsseite mache die Credit Suisse endlich ihre Hausaufgaben, so heisst es. Alle Kundenbeziehungen mit Sonderkonditionen würden genauestens auf ihren Anspruch überprüft und dem Neugeschäft mit einer hohen Disziplin bei der Preisgestaltung begegnet.

Meines Erachtens ist gut zu sehen, dass sich der Fokus bei der Schweizer Grossbank zumindest im Private Banking von der Kosten- auf die Ertragsseite ausgeweitet hat. Denn nur so lässt sich die Rentabilität dieses Geschäftsbereichs nachhaltig verbessern. Darüber hinaus spielen der Credit Suisse auch die schon seit Monaten freundlicheren Finanzmärkte in die Hände. Bankintern gilt es als ein offenes Geheimnis, dass die Kundenaktivitäten im noch jungen Jahr spürbar angezogen haben.

Auch wenn sich die Auswirkungen der im Private Banking erzielten Fortschritte möglicherweise noch nicht vollumfänglich im für den 24. April zur Veröffentlichung anstehenden Quartalsergebnis niederschlagen werden ist von der Credit Suisse - dank saisonalen Gegebenheiten und mit den freundlicheren Finanzmärkten im Rücken - in diesem Bereich eine Ergebnisüberraschung so gut wie sicher.

Erste Anhaltspunkte für ein solides erstes Quartal gibt es mittlerweile auch im Investment Banking. Zumindest im Geschäft mit Firmenübernahmen und -fusionen hat die Schweizer Grossbank in den vergangenen Wochen gemeinsam mit den beiden amerikanischen Rivalen Goldman Sachs und JP Morgan die Tabellenführung übernommen. Und auch die historisch betrachtet hohe Abhängigkeit vom Aktienhandel lässt im Investment Banking ermutigende Geschäftstrends vermuten.

Die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse müssen sich noch bis Ende April gedulden. Erst dann steht das Quartalsergebnis zur Veröffentlichung an. Sofern sich an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen nicht ein grundlegender Stimmungsumschwung einstellt, werden die meisten Analysten ihre Schätzungen wohl oder übel noch einmal mit positiven Vorzeichen überarbeiten müssen. Trotz des jüngsten Kursrückschlags ist die Neubewertung und -beurteilung der Aktien durch den Markt deshalb möglicherweise noch nicht abgeschlossen.

***

Unter Verkaufsdruck standen in den letzten Wochen auch die Namenaktien der Erzrivalin UBS. Vor dem Hintergrund der deutlich freundlicheren Finanzmärkte wurde die Schweizer Grossbank für ihren vor etwas mehr als einem Jahr kommunizierten strategischen Kurswechsel abgestraft. Und auch   die kostspieligen Rechtsstreite kamen am Markt nicht sonderlich gut an.

In einer Unternehmensstudie schlägt der für Merrill Lynch tätige Verfasser allerdings vehement verteidigende Töne an. Der viel beachtete Experte schreibt, dass die UBS fälschlicherweise noch immer wie eine Investmentbank bewertet werde. Denn bis Ende 2015 werde das Unternehmen 80 Prozent des Gewinns in qualitativ hochstehenden Geschäftsbereichen erzielen. In Kombination mit der bereits heute soliden Kernkapitalbasis sei ab dann eine Ausschüttung von rund der Hälfte des zugrunde liegenden  Gewinns zu erwarten. Deshalb verdiene das Unternehmen bis dahin die Bewertung eines reinen Vermögensverwalters. Die Aktien werden bei Merrill Lynch auf einen Anlagehorizont von zwölf Monaten denn auch weiterhin mit einem Kursziel von 18 Franken zum Kauf empfohlen.

Der für Merrill Lynch tätige Experte hat mit seinem Argument nicht unrecht. Allerdings muss die UBS nun erst einmal den Beweis antreten, dass die vor etwas mehr als einem Jahr kommunizierte strategische Neuausrichtung auch wirklich konsequent umgesetzt werden kann. Erst dann steht einer weiteren Neubeurteilung und -bewertung der Aktien nichts mehr im Wege.

***

In den letzten Tagen wurde viel über das Gold geschrieben. Ich gebe zu, auch ich habe dieses Thema in der jüngeren Vergangenheit möglicherweise etwas überstrapaziert.

Eine Strategiestudie aus dem Wealth Management der UBS zum Edelmetall halte ich heute allerdings dennoch für erwähnenswert. Denn in der Studie bricht der Verfasser eine Lanze für das Gold. Bisher hätten die Zentralbanken kaum Verluste auf ihrer stark aufgeblähten Aktivseite erlitten. Vielen von ihnen sei es aber nur in begrenztem Masse möglich, Verluste aufzufangen ohne dadurch Inflation zu schaffen. Für die Zentralbanken sei das Edelmetall deshalb das ultimative Instrument um eine ausgeglichene Bilanz zu erreichen.

Der Experte glaubt deshalb, dass die Zentralbanken an einer Aufwertung des Goldes interessiert sind. Denn nur eine solvente Zentralbank könne eine Hyperinflation abwenden. Den Berechnungen des Studienverfassers zufolge müsste der Goldpreis jedoch auf nicht weniger als das 25-fache des heutigen Niveaus steigen, um die Bilanzen aller Zentralbanken auszugleichen. Der Experte hält daher eine Aufwertung des Edelmetalls für die eleganteste Lösung gegen eine zukünftige Hyperinflation.

Die Idee einer Aufwertung des Goldes lese ich in der Studie aus dem Wealth Management der UBS heute zum ersten Mal überhaupt aus der Feder eines renommierten Experten. Bisher wurde die Idee vor allem in Gold-Foren eingehend diskutiert.