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Der langjährige Grossaktionär Katar trennt sich von Aktien der Credit Suisse - diese Meldung ging am Morgen des 16. Augusts wie ein Lauffeuer rund um den Globus.

Auslöser war eine Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX. Darin informierte die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken die Börsenbetreiberin, dass der über die Aktien gehaltene Stimmenanteil von 5,01 auf 4,94 Prozent geschrumpft sei.

Gleichzeitig hiess es damals, das Scheichtum habe parallel dazu auch einen Teil der 2008 im Zuge einer Rettungsaktion erworbenen Pflichtwandelanleihen auf den Markt geworfen. Hintergrund war ein Rückgang beim theoretischen Stimmenanteil inklusive der diesen Anleihen zugrundeliegenden Aktien von 17,98 auf 15,91 Prozent. Erhärten liessen sich diese Spekulationen allerdings nie.

Vielmehr lässt sich der Verwässerungseffekt auf den Pflichtwandelanleihen mit der 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung erklären, welchem keine Änderung im Bestand vorausgegangen sein dürfte - anders bei den Aktien selber.

Über die Beweggründe für die leichte Ausdünnung des Aktienpakets lässt sich rückblickend bloss mutmassen. Vermutlich handelte es sich um ein taktisches Manöver.

Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse seit Ende August (Quelle: www.cash.ch)

Sollte Katar über die nächsten Wochen nämlich weitere Teile des Credit-Suisse-Pakets abstossen wollen, kann der Grossaktionär dies unbehelligt tun. Dem Schweizer Börsengesetz zufolge muss sich das Scheichtum erst bei einem Unterschreiten des Schwellenwerts von 3 Prozent bei den Aktien oder bei einem unter 15 Prozent fallenden theoretischen Stimmenanteil wieder in der Öffentlichkeit als Verkäufer zu erkennen geben.

Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain sowie die Vereinigten Arabischen Emirate werfen Katar Unterstützung von Terroristen vor und haben ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Nachbarland schon vor Monaten abgebrochen. Seither sind die Währungsreserven der Katari wie Eis an der Wüstensonne im Schmelzen begriffen.

Spätestens seit der gestern bekannt gewordenen Beteiligungsreduktion des Scheichtums beim amerikanischen Schmuckspezialisten Tiffany werden auch bei uns wieder Ängste wach, wonach es sich von weiteren Aktien der Credit Suisse trennen könnte.

Diese Ängste spielen vor allem den Leerverkäufern in New York in die Hände. Wie den Statistiken der dortigen Börsenbetreiberin New York Stock Exchange zu entnehmen ist, schwollen die Wetten gegen die dort gehandelten American Deposit Receipts der Schweizer Grossbank nämlich innerhalb von zwei Wochen um 5 Prozent auf 5,15 Millionen Stück an...

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Wenn der Aktienkursverlauf für die Herzlinie eines börsenkotierten Unternehmens steht, wurde der Vermögensverwalter GAM mittlerweile von der Intensivstation auf die reguläre Abteilung verlegt.

Das Nachsehen haben rückblickend die Aktionäre, welche im Februar bei Kursen unter 10 Franken die Nerven verloren und das Handtuch warfen. Mut bewies damals Franklin Resources. Nach seinem Einstieg im Januar baute der bekannte amerikanische Substanzinvestor sein Beteiligungspaket in den darauffolgenden Wochen kontinuierlich auf 4,19 Prozent aus.

Nun nimmt Franklin Resources erstmals wieder Geld vom Tisch. Gemäss einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX haben die Amerikaner ihre Beteiligung auf 2,93 Prozent reduziert. Davon entfallen 2,14 Prozent auf die Aktien selber. Die Differenz hält der Grossaktionär allem Anschein nach über Derivate.

Genauso wie damals im Frühjahr beim Einstieg dürfte jetzt auch von der Beteiligungsreduktion seitens des bekannten amerikanischen Substanzinvestors Signalwirkung ausgehen.

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In den letzten Jahren liessen die Vertreter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) keine Gelegenheit aus, um den Franken als "deutlich überbewertet" abzukanzeln. Anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung von gestern fielen nun erstmals etwas versöhnlichere Töne. So wurde der zuletzt schwächere Franken noch als "hoch bewertet" bezeichnet.

Geht es nach dem Währungsstrategen der Commerzbank, deutet diese Rhetorik auf eine gewisse Interventionsmüdigkeit der SNB hin. Man scheine mit den aktuellen Wechselkursen einigermassen zufrieden zu sein, so folgert er - um wie schon in der Vergangenheit gleich wieder Kritik an unseren Währungshütern zu üben: Denn seinen Berechnungen zufolge liegt der Franken noch immer um fast 30 Prozent über dem Gleichgewichtspreis nach Kaufkraftparität. Letztere vergleicht die Lebenshaltungskosten zweier Währungsräume mittels eines repräsentativen Warenkorbs - was je nach Zusammensetzung des Warenkorbs zu einem unterschiedlichen Gleichgewichtspreis führen kann.

Beim EUR/CHF wird die Luft bei Kursen über 1,15 jeweils dünn (Quelle: www.cash.ch)

Mit 1,60 Franken zum Euro liegt der von der Commerzbank errechnete Gleichgewichtspreis deutlich höher als bei anderen Banken.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass immer mehr dieser Banken mit einem nachhaltig schwächeren Franken rechnen. Selbst der für die Commerzbank tätige Währungsstratege sah sich kürzlich dazu gezwungen, seine Haltung grundlegend zu überdenken.

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