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Seit Monaten setzen die Strategen der Credit Suisse um Andrew Garthwaite an den europäischen Aktienmärkten auf konjunkturabhängige Titel. Rückblickend liessen sie kaum eine Gelegenheit aus, um sich mit dieser Kaufempfehlung Gehör zu verschaffen.
In einer mir aus London zugespielten Strategiestudie schlagen die Autoren überraschend vorsichtige Töne an. Sie räumen konjunkturabhängigen Aktien zwar weiterhin ein überdurchschnittlich hohes Gewicht in den Kundenportfolios ein, zeigen sich gleichzeitig aber etwas besorgt. Garthwaite und seinen Mitarbeitern ist einerseits die Normalisierung der Zinskurve in den Vereinigten Staaten, andererseits aber auch die nurmehr geringe Zuversicht von Firmenlenkern ein Dorn im Auge. Von letzterem schliessen sie auf einen scharfen Einbruch der Investitionstätigkeit. Ausserdem warnen die Strategen vor negativen Folgen der hohen Kapazitätsauslastung sowie der angespannten Situation am Arbeitsmarkt auf die zukünftige Margenentwicklung von Unternehmen.
Getreu der Direktive "das eine tun und das andere nicht sein lassen" setzt man bei der Credit Suisse neuerdings auf eine Mischung von konjunkturabhängigen und konjunkturresistenten Aktien. Und das, obwohl die Schweizer Grossbank viele konjunkturresistente Aktien für masslos überteuert hält. Überzeugung sieht anders aus.
Die dividendenstarken Zurich-Aktien (rot) lassen den SMI (rot) seit Jahresbeginn hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)
Aus Schweizer Sicht werden in der Strategiestudie immerhin vier Titel namentlich empfohlen: Jene des traditionsreichen Versicherungskonzerns Zurich Insurance, des Hörgeräteherstellers Sonova, der ehemaligen Novartis-Tochter Alcon und des Dentalimplantateherstellers Straumann. Dass drei dieser vier Aktien seit Jahresbeginn überdurchschnittlich gut gelaufen und kein Schnäppchen mehr sind, scheint die Studienautoren nicht weiter zu stören.
Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich die drei SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis bisweilen überraschend gut geschlagen, produktseitigen Erfolgsmeldungen bei den beiden Pharmaherstellern aus Basel sei Dank. Ob sich am Schweizer Aktienmarkt die von nicht wenigen Strategen erwartete Jahresendrally einstellt, entscheiden nicht zuletzt diese drei Valoren...
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Noch im Frühsommer galt Sonova als Börsenüberflieger. Um fast 50 Prozent ging es für die Aktien des Hörgerätespezialisten alleine zwischen Anfang Januar und Mitte Juni nach oben. Seither befinden sich die Papiere allerdings so etwas wie in Lauerstellung.
In welche Richtung sich die Kurse bis Ende Jahr entwickeln werden - darüber entscheidet nicht zuletzt das Halbjahresergebnis. Letzteres steht am Mittwoch in einer Woche zur Veröffentlichung an. Um es vorwegzunehmen: Die Erwartungen an das Vorzeigeunternehmen aus Stäfa sind hoch.
Ausgerechnet jetzt nimmt die bekannte Medizinaltechnikanalystin Lisa Bedell Clive von Bernstein Research die Wiederabdeckung der Aktien von Sonova mit einer "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von gerade mal 185 Franken auf.
Angesichts des in Kürze anstehenden Halbjahresergebnisses müsste diese Verkaufsempfehlung eigentlich Ängste wecken - wäre da nicht die Aussage der Analystin, dass auch sie mit einem starken Zahlenkranz rechne.
Die Aktien von Sonova stagnieren auf hohem Niveau (Quelle: www.cash.ch)
Vielmehr begründet sie ihre negative Haltung für die Papiere mit dem anstehenden Markteintritt nicht-verschreibungspflichtiger Hörgeräte und rechnet nach wachstumsträchtigen Jahren für den gesamten Wirtschaftszweig mit einer Verlangsamung. In der hohen Abhängigkeit vom Fachhandel sieht Bedell Clive eine Achillesferse für traditionelle Anbieter wie Sonova.
Wie anfällig Aktien mit einer seit Jahresbeginn starken Kursentwicklung auf Negativnachrichten sind, zeigen am heutigen Dienstag sowohl die Papiere von Lonza (überraschender Rücktritt des Firmenchefs) als auch jene von Barry Callebaut (Beteiligungsreduktion durch die Familie Jacobs).
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