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Noch bis vor wenigen Jahren fristete Emmi am Schweizer Aktienmarkt ein Mauerblümchendasein. Der Milchverarbeiter sei wachstumsschwach und seine Aktien deshalb langweilig, so lautete damals das vernichtende Urteil. Das war bei Kursen von 300 Franken.

Mittlerweile kosten dieselben Aktien mehr als das Dreifache - nicht etwa, weil der Jahresgewinn in dieser Zeit kräftig gestiegen wäre, sondern weil Anleger heute deutlich höhere Bewertungen zu bezahlen bereit sind. Galt früher ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10 als angemessen, weisen die Papiere mittlerweile eines von 24 auf.

Geht es nach Mischa Rölli von der Credit Suisse, ist das Ende der Fahnenstange damit noch immer nicht erreicht. In einer Unternehmensstudie bekräftigt der Analyst die "Outperform" lautende Kaufempfehlung. Gleichzeitig zieht er das Kursziel auf 1020 (zuvor 880) Franken nach. Rölli hält die Angst vor Preisdruck und vor sich schliessenden Vertriebskanälen für übertrieben.

Doch damit nicht genug: Der Analyst legt am heutigen Donnerstag gleich mit einer Unternehmensstudie zu Barry Callebaut nach. Darin nimmt er die Wiederabdeckung der Aktien des Schokoladeverarbeiters mit "Outperform" und einem Kursziel von 2350 Franken auf. Rölli traut dem Weltmarktführer auf Jahre hinaus ein im hohen einstelligen Prozentbereich liegendes Gewinnwachstum zu.

Als die Papiere von Barry Callebaut vor wenigen Monaten noch für 1600 Franken zu haben waren, interessierte sich kaum jemand für sie. Auch der Vorgänger Röllis bei der Credit Suisse stufte die Papiere nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 1600 Franken ein. Weniger als 100 Franken unter dem Rekordhoch vom Januar 2018 kehrt urplötzlich der Heisshunger auf den Schokoladeverarbeiter zurück.

Mit der Kurszielerhöhung gibt die Credit Suisse den Aktien von Landis+Gyr weiter Auftrieb. (Quelle: cash.ch)

Aller guten Dinge sind drei dürfte sich der ebenfalls für die Credit Suisse tätige Patrick Laager gedacht haben. Mit einer Kurszielerhöhung auf 90 (zuvor 82) Franken beschert er den mit "Outperform" eingestuften Aktien von Landis+Gyr neue Kursrekorde. Im Anschluss an eine Road-Show mit Firmenvertretern vor Investoren in London erhöht Laager seine Gewinnschätzungen für den Stromzählerhersteller um durchschnittlich 11 Prozent. Trotz einem verbleibenden Aufwärtspotenzial von weniger als 10 Prozent zum neuen Kursziel zählt der Analyst die Papiere weiterhin zu den Schlüsselkaufempfehlungen bei den mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz.

Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die Kursexzesse bei den drei besagten Aktien auf oder in der Nähe der Rekordhochs noch einmal kräftig angeheizt zu haben. Etwas muss man ihr allerdings zugute halten: Sie empfiehlt die Aktien von Landis+Gyr und Emmi schon eine ganze Weile zum Kauf - jene des Stromzählerherstellers gar seit der Zeit kurz nach dem Gang des Unternehmens an die Schweizer Börse von Ende Juli 2017. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Credit Suisse zu den mit dem Börsengang betrauten Banken zählte...

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Nicht nur die Anleger freuen sich über die steigenden Aktienkurse. Auch die Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder der hiesigen Publikumsgesellschaften spüren das in der rechten Gesässtasche, wenn die Kurse steigen.

Während sich bei vielen Unternehmen das Fenster für den Verkauf von Aktien des eigenen Arbeitgebers im Hinblick auf die anstehende Halbjahresberichterstattung bereits geschlossen hat, machen einige Firmenlenker munter Kasse.

Bei Geberit trennte sich in den letzten Tagen je eine Person aus der Geschäftsleitung als auch aus dem Verwaltungsrat von Aktien im Gesamtwert von knapp 400'000 Franken. Auf den ersten Blick ist das zwar nicht viel. Allerdings belaufen sich die Titelverkäufe beim Sanitärtechnikkonzern seit Anfang Mai auf mehr als 11 Millionen Franken.

Auch seitens von Swiss Re gingen bei der Schweizer Börse SIX vor wenigen Tagen insgesamt vier Meldungen über Titelverkäufe ein. Mehrere Geschäftsleitungsmitglieder verabschiedeten sich von Aktien des führenden Rückversicherungskonzerns mit einem Marktwert von fast 5 Millionen Franken. Es sind dies die ersten grösseren Titelverkäufe in diesem Jahr.

Die Aktien von Swiss Re näherten sich zuletzt wieder ihren Jahreshöchstkursen. (Quelle: cash.ch)

Angesichts der stark gestiegenen Aktienkurse kann man den Firmenvertretern die Titelverkäufe nicht verübeln. Dennoch geht für normalsterbliche Anleger von einer Häufung solcher Transaktionen - wie sie in den letzten Wochen bei Geberit zu beobachten war - für gewöhnlich negative Signalwirkung aus. Bei Swiss Re überrascht hingegen der Zeitpunkt der Titelverkäufe, will der Rückversicherungskonzern kommenden Monat doch seine Tochter ReAssure an die Börse bringen. Analysten sehen darin einen möglichen Kurstreiber für die Aktien des Mutterhauses.
 

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