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In der heutigen Kolumne blicke ich auf die Entwicklung meiner diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten über die vergangenen neun Monate zurück. Wie schon im letzten Jahr nehme ich dabei auf Titelebene ganz bewusst keine Anpassungen vor. Dennoch lasse ich in meinen Kommentaren durchblicken, ob ich eine Aktie immer noch für kaufenswert halte oder aber eher dazu tendiere, die aufgelaufenen Gewinne mitzunehmen.

Die vergangenen drei Monate waren hierzulande von starken Stimmungsschwankungen geprägt. Während die wirtschaftlichen Frühindikatoren zuversichtlich stimmten, wurde das Handelsgeschehen von Währungsturbulenzen in den Schwellenländern und der Angst vor einem geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank überschattet. Auch die schon seit Monaten steigenden Zinsen werden für die hiesigen Marktakteure immer mehr zu einem zentralen Thema.

Unter Berücksichtigung der ausbezahlten Dividenden konnten meine Aktienfavoriten in der Zeit vom 27. Dezember bis zum 30. September um durchschnittlich 28,2 Prozent zulegen, was gegenüber Ende Juni einer deutlichen Beschleunigung entspricht. Dabei übertrafen die Aktienfavoriten den um 20,1 Prozent besseren Swiss Performance Index ziemlich deutlich. Am besten schnitten die Aktien von Komax mit einem satten Plus von 80,9 Prozent ab, gefolgt von den um 55,8 Prozent besseren Papieren von Ascom. Zum Schlusslicht verkamen nach einer überraschenden Ergebnisenttäuschung die Aktien von Sulzer. Sie büssten in den etwas mehr als neun Monaten 2,1 Prozent ein.

Standardwerte:

ABB

Die Aktien von ABB bewegten sich auch in den letzten Monaten in einem ziemlich engen Handelsband. Wider meinen anders lautenden Erwartungen gingen von der Stabsübergabe von CEO Joe Hogan an seinen Nachfolger Ulrich Spiesshofer bisher keine frischen Impulse aus. Allerdings halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Spiesshofer den unter Hogan eingeleiteten Transformationsprozess und die Restrukturierung beschleunigen werde. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge bleibt ABB den Beweis bisher schuldig, die operative Talsohle bereits durchschritten zu haben. Erste ermutigende Anhaltspunkte gibt es zwar. Dafür wird die Geschäftsentwicklung von neuen Unannehmlichkeiten wie den Währungsturbulenzen in den Schwellenländern beeinträchtigt. Eine weitere Ergebnisenttäuschung schliesse ich deshalb nicht aus und bleibe auf kurze Sicht bei meiner eher vorsichtigen Haltung für diese Aktien.

Novartis

Die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis befinden sich in einem konstanten Wechselbad der Gefühle. Kein Wunder, so geben sich beim Basler Gesundheitskonzern ermutigende und ernüchternde Neuigkeiten doch die Klinke in die Hand. Frische Impulse erhoffe ich mir vom für den 22. November angesetzten Investorentag. An diesem Tag dürfte sich erstmals der neue Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt zu Wort melden. Aufgrund der Konglomeratsstruktur und des nicht strategischen Charakters der an Roche gehaltenen Beteiligung könnte Novartis im grossen Stil Aktionärswerte schaffen. Sorgte das Unternehmen unter Daniel Vasella mit einer wenig aktionärsfreundlichen Politik für Schlagzeilen, könnte sich das unter seinem Nachfolger ändern. Aus Aktionärssicht ist nach der Durststrecke der letzten 12 Jahre zu hoffen, dass Novartis in Zukunft das in der Vergangenheit Versäumte nachholt und damit für eine Neubeurteilung und -bewertung der Aktien durch den Markt sorgt. Meines Erachtens bietet die jüngste Kursschwäche interessante Einstiegsgelegenheiten.

Sonova

Schon seit Wochen können sich die Aktien von Sonova wieder positiv in Szene setzen. Anlässlich des Investorentages von Mitte September konnte der in Stäfa beheimatete Hörgerätehersteller mit ermutigenden Aussagen aufwarten. Entgegen anders lautenden Erwartungen gestaltet sich die Absatzsituation nicht nur in Nordamerika sondern auch in Europa zunehmend freundlicher. Damit stehen die Chancen gut, dass das Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im laufenden Jahr am oberen Ende der firmeneigenen Zielbandbreite von 6 bis 8 Prozent zu liegen kommt. Der von Sonova schon vor Jahren vollzogene Eintritt in den Markt für Hörimplantate findet immer mehr Nachahmer. Zu letzteren gehört mittlerweile auch der Erzrivale William Demant. Die Aktien von Sonova sind zwar nicht mehr günstig, waren dies aufgrund der auf lange Sicht intakten Aussichten aber noch nie.

Sulzer

Die Firmenverantwortlichen von Sulzer sind gefordert: Mit der einschneidenden Ergebnisenttäuschung von Ende Juli haben sie ihre Glaubwürdigkeit fürs Erste verspielt. Dass das Unternehmen damals an der Analystenkonferenz nicht mit glaubwürdigen Erklärungen aufwarten konnte, macht die Situation nicht gerade besser. Schon seit Wochen befinden sich die Firmenverantwortlichen deshalb auf einer Charme-Offensive. Bleibt aus Aktionärssicht zu hoffen, dass Sulzer die Probleme innerhalb nützlicher Frist in den Griff bekommt. Aufwärtspotenzial für die nach der Ergebnisenttäuschung abgestraften Aktien verspricht der geplante Verkauf von Sulzer Metco. Angeblich stehen die Interessenten Schlange für diese Geschäftsaktivitäten. Im Rennen um Sulzer Metco ist auch OC Oerlikon. Da der russische Oligarch Viktor Vekselberg sowohl an Sulzer als auch an OC Oerlikon namhafte Beteiligungen hält, dürften Corporate Governance Experten den Verkaufsprozess besonders genau unter die Lupe nehmen. Mein Bauch sagt mir übrigens, dass Sulzer möglicherweise eher verhaltene Quartalszahlen vorlegen wird.

UBS

Die Aktien der UBS kletterten gegen Quartalsende vorübergehend auf neue Mehrjahreshöchststände. Wie aus dem Unternehmensumfeld zu hören ist, setzen die Firmenverantwortlichen alles daran, die strategische Neuausrichtung und die in Angriff genommenen Kosteneinsparmassnahmen voranzutreiben. Trotz kostspieligen Altlasten in Form von Rechtsstreitigkeiten verfügt die Schweizer Grossbank über eine der Konkurrenz überlegene Eigenkapitalbasis. Sollten die Risikoaktiven wie geplant abgebaut werden, dürfen sich die Aktionärinnen und Aktionäre auf einen regelrechten Geldsegen freuen. Fragezeichen gibt es hinsichtlich der anstehenden Quartalsergebnispräsentation. Nach zwei aufeinander folgenden Ergebnisüberraschungen sind die Markterwartungen mittlerweile nicht gerade unambitiös. Ausserdem ist nicht auszuschliessen, dass die Turbulenzen in den Schwellenländern sowohl im Investment Banking als auch bei den Kundenaktivitäten im zukünftigen Kerngeschäft, dem Wealth Management, Spuren hinterlassen haben. In Kombination mit der historisch betrachtet sehr stolzen Bewertung drängen sich Gewinnmitnahmen bei den Aktien der UBS geradezu auf.

Zurich Insurance Group

Die Zurich Insurance Group bleibt eines meiner Sorgenkinder. Im zurückliegenden zweiten Quartal verfehlte der Versicherungskonzern zum wiederholten Mal die Markterwartungen. Für Verunsicherung sorgten zudem Rochaden im Verwaltungsrat nach dem Freitod von CFO Pierre Wauthier, vor allem der Rücktritt des bis dahin geschätzten Verwaltungsratspräsidenten Joe Ackermann. Sein Nachfolger Tom de Swaan übernimmt kein einfaches Erbe: Denn der Zurich Insurance Group gelingt es weiterhin nicht, ihr wahres Ertragspotenzial zu entfalten. Auf dem aktuellen Kursniveau errechnet sich eine im Vergleich zur Konkurrenz sehr attraktive Dividendenrendite von 7,2 Prozent. Und obschon die Dividende aus heutiger Sicht gesichert scheint, vermag sie immer weniger über die geschäftsbezogenen Unzulänglichkeiten hinweg zu trösten. Die Hoffnungen der Aktionäre liegen derzeit jedenfalls auf dem kommenden Investorentag.


Nebenwerte:

Ascom

Der Turnaround erlitt bei Ascom im zurückliegenden zweiten Quartal einen leichten Rückschlag: Das Halbjahresergebnis fiel nicht ganz so überzeugend wie erhofft aus. Allerdings dürfte der Geschäftsbereich Network Testing seit wenigen Monaten zum ersten Mal seit Jahren wieder zum Wachstum beigetragen haben. Die firmeneigenen Gesamtjahresprognosen sind damit zwar ambitiös aber nicht völlig unrealistisch. Dank den in der Vergangenheit eingeleiteten Kosteneinsparmassnahmen ist beim Berner Telekommunikationsunternehmen ab dem kommenden Jahr mit einer substanziellen Verbesserung der Ertragslage zu rechnen. Ich bleibe deshalb bei meiner Einschätzung, dass der aktuelle Börsenwert noch immer deutlich unter der Summe der einzelnen Geschäftsbereiche liegt. Und obschon sich bisher noch kein Finanzinvestor zu erkennen gab, bleibt Ascom interessant für einen solchen.

Komax

Komax konnte Anfang September mit einem deutlich besser als erwarteten Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte aufwarten. Neben einem sackstarken Kerngeschäft überraschte das in Dierikon beheimatete Unternehmen auch im Medizinaltechnikgeschäft mit deutlichen Ergebnisverbesserungen. In der Folge mussten viele Analysten ihre zukünftigen Gewinnschätzungen prozentual zweistelligen Aufwärtsrevisionen unterziehen. Darüber hinaus kündigte das Unternehmen einen Verkauf des Solargeschäfts an. Noch ist der Ausgang dieses Verkaufsprozesses mit Fragezeichen verbunden. Nachdem sich die Aktien in den letzten 9 Monaten nahezu verdoppelt haben, geht die Neubewertung und -beurteilung durch den Markt in eine deutlich schwierigere Phase über. Die Firmenverantwortlichen werden nun beim Wort genommen und müssen liefern. Obschon ich ins kommende Jahr hinein noch einmal mit höheren Kursnotierungen rechne, sehe ich den Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen für gekommen.

Logitech

Die Baissiers stehen bei Logitech immer mehr mit dem Rücken zur Wand. Ende Juli überraschte der Westschweizer Peripheriegerätehersteller mit einem deutlich besser als erwarteten Quartalsergebnis. Die Erstreaktion der Aktien fiel jedoch überraschend kühl aus. Der Grund liegt darin, dass im Vertrieb die zuvor stark ausgedünnten Warenlager wieder aufgestockt wurden und dieser Effekt nur schwer zu quantifizieren ist. Logitech ist nun gefordert und muss den Markt Ende Monat mit einem weiteren soliden Zahlenkranz eines Besseren belehren. Allen Unsicherheitsfaktoren zum Trotz scheint der Turnaround Formen anzunehmen. Darüber hinaus schwimmt das Unternehmen wortwörtlich in Barmitteln. Sollte Logitech wie in der Vergangenheit wieder eigene Aktien zurückkaufen, hätten die noch immer zahlreichen Baissiers zunehmend ein Problem.

Straumann

Obschon das von Straumann für die ersten sechs Monate veröffentlichte Ergebnis den Markterwartungen nur knapp gerecht wurde, fiel die Reaktion der Aktien sehr positiv aus. Der Hersteller von Premiumimplantaten erntete erstmals Früchte seiner in der Vergangenheit eingeleiteten Restrukturierung und Neuausrichtung. Und auch wenn die vom US-Medizinaltechnikunternehmen Biomet für die ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten ausgewiesene Umsatzentwicklung im dritten Quartal ziemlich ernüchternd ausfällt, so versprechen alleine schon die Kosteneinsparungen über die kommenden Jahre ein zweistelliges Gewinnwachstum. Sollte sich in Zukunft sogar eine Nachfragebelebung in den Absatzmärkten einstellen, wäre den Aktien von Straumann ein weiterer Höhenflug so gut wie sicher.

Tecan

Die Aktionärinnen und Aktionäre von Tecan durchlebten in den letzten Wochen ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem äusserst überzeugenden Investorentag Anfang September sorgte der in Männedorf beheimatete Laborausrüster diese Woche für eine eiskalte Dusche und senkte seine diesjährige Wachstumsprognose. Völlig überraschend kam die Umsatzwarnung allerdings nicht, galt die bisherige Prognose doch als ambitiös. An den längerfristigen Aussichten hat sich indes nichts geändert. Seit dem Investorentag ist klar, dass Tecan mit allen grösseren Entwicklungsprojekten auf Zielkurs bleibt. Die Aktien benötigen deshalb etwas Geduld, bleiben aber attraktiv. Übertriebene Kursrückschläge würde ich zum Auf- oder Ausbau von Engagements nutzen.