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In der heutigen Kolumne blicke ich wie gewohnt auf die Entwicklung meiner diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten über die vergangenen sechs Monate zurück. Wie schon im letzten Jahr nehme ich auf Titelebene ganz bewusst keine Anpassungen vor. Dennoch lässt sich meinen Kommentaren entnehmen, ob ich eine Aktie noch immer für kaufenswert halte oder aber eher dazu tendiere, die aufgelaufenen Gewinne mitzunehmen.

In den letzten Wochen ist der Schweizer Aktienmarkt deutlich von seinen zuvor erklommenen Höchstständen zurückgefallen. Gleichzeitig hat sich bei den Einzelaktien die Spreu vom Weizen getrennt. Es macht ganz den Anschein, als gehe der Markt zunehmend von der liquididäts- in eine gewinngetriebene Hausse über. Noch ist eine Beschleunigung bei der Gewinnentwicklung hiesiger Unternehmen jedoch alles andere als in Stein gemeisselt. Dementsprechend stark fallen derzeit denn auch die Stimmungsschwankungen aus. Der Markt ist richtiggehend launisch geworden.

Unter Berücksichtigung der ausbezahlten Dividenden konnten meine Aktienfavoriten in der Zeit vom 27. Dezember bis zum 30. Juni um durchschnittlich 16,02 Prozent zulegen, und den um 14,96 Prozent höheren Swiss Performance Index schlagen. Am besten schnitten die Aktien von Ascom mit einem satten Plus von 39,2 Prozent ab, gefolgt von den um 35,2 Prozent höheren Valoren von Komax. Das Schlusslicht bildeten hingegen einmal mehr die Papiere von Logitech mit einem Minus von 7,8 Prozent.

Standardwerte:

ABB

Die Aktien von ABB konnten in den letzten Monaten nicht ganz mit dem breiten Markt Schritt halten. Als belastend erwies sich unter anderem der überraschende Rücktritt von CEO Joe Hogan. Als amerikanischer Staatsbürger war Hogan gerade im angelsächsischen Raum sehr beliebt und angesehen. Darüber hinaus erwies sich der hohe Umsatzbeitrag aus den Schwellenländern für einmal als Bumerang für die Papiere des in Zürich beheimateten Industriekonzerns. ABB erzielt rund die Hälfte des Jahresumsatzes in den Schwellenländern und geschätzte 12 Prozent in China. Dort wiederum häufen sich die Anhaltspunkte für eine Wachstumsverlangsamung. Aufgrund der andauernden Auftragsflaute im Strominfrastrukturgeschäft schliesse ich im Hinblick auf die Quartalsergebnispräsentation von Ende Juli eine weitere Enttäuschung nicht aus. Ich rate den Aktionären deshalb dazu, ihre Engagements vorläufig über Put-Optionen abzusichern.

Novartis

Der am Schweizer Aktienmarkt seit Mitte Mai beobachtete Rückschlag blieb nicht ohne Folgen für die Aktien von Novartis. Als belastend erwies sich vor allem der über die Index-Futures eintreffende Verkaufsdruck. Bei den unternehmensspezifischen Gesichtspunkten gibt es weiterhin Licht und Schatten. So haben die Basler bei umsatzträchtigen Schlüsselmedikamenten zwar mit dem Verlust des Patentschutzes zu kämpfen. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen allerdings über viel versprechende junge Präparate. Das Umsatzpotenzial von Medikamenten wie der MS-Pille Gilenya oder dem noch nicht zum Vertrieb zugelassenen Relaxin zur Behandlung von akutem Herzversagen wird vom Markt unterschätzt. Novartis hat damit gleich mehrere Pfeile im Köcher, um die ambitiösen Mittelfristziele erreichen zu können. Noch immer liegen die Konsensschätzungen für die kommenden Jahre deutlich unter den firmeneigenen Projektionen. Fantasie geht zudem von einer in Zukunft aktionärsfreundlicheren Haltung des Verwaltungsrats aus.

Sonova

Sonova blieb den Erwartungen zuletzt einiges schuldig. Die Aktien des in Stäfa niedergelassenen Weltmarktführers für Hörgeräte notieren nur unbedeutend über dem Stand von Ende letzten Jahres. Zwar gestalten sich die Wachstumsaussichten in den Absatzmärkten etwas besser als auch schon. Der Wettbewerb unter den führenden Anbietern bleibt allerdings kompromisslos. Und Rivalen wie GN Resound oder William Demant haben den technologischen Rückstand zu Sonova weitestgehend wettgemacht. Darüber hinaus müssen die Ostschweizer den Beweis erst noch antreten, dass sie mit ihrem schon vor Jahren eingeleiteten Vorstoss in den Markt für Hörimplantate auch wirklich den Nerv der Zeit treffen. Erst in den letzten Tagen kündigte der Gründungsaktionär Andy Rihs eine weitere Reduktion seiner Beteiligung von zuletzt 6,7 auf rund 6 Prozent an. Und auch wenn Rihs einen Kapitalbedarf bei seinen übrigen Geschäftsaktivitäten als Grund für die die Aktienplatzierung vorschiebt, so gibt letztere ganz klar die Richtung an. Bleibt aus Aktionärssicht zu hoffen, dass Sonova die hausgemachten Probleme der letzten Jahre zu überwinden und zu neuer Stärke heran zu wachsen vermag.

Sulzer

Nachdem die Aktien von Sulzer im vergangenen Jahr zu den grossen Börsengewinnern zählten, war mir klar, dass die Aktionäre im laufenden Jahr wohl kleinere Brötchen werden backen müssen. Darf man für gewöhnlich gut informierten Analysten Glauben schenken, dann steht das Winterthurer Traditionsunternehmen am Beginn eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Sulzer werde bis in wenigen Jahren nicht mehr wieder zu erkennen sein, so heisst es. Angeblich stünden gleich mehrere Tochtergesellschaften zur Disposition. Ausserdem soll der Ergebnisbeitrag aus dem hochmargigen und daher lukrativen Servicegeschäft über die nächsten Jahre ausgebaut werden. Fantasie geht meiner Meinung nach auch von der starken Bilanz aus, bietet letztere doch finanziellen Spielraum für wertvermehrende Firmenübernahmen oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm. Noch lässt sich der neue CEO jedoch nicht so recht in die Karten blicken.

UBS

Aus dem Umfeld der UBS treffen derzeit unterschiedliche Berichte ein. Einigen Berichten zufolge liegt die Schweizer Grossbank bei der Reduktion der Risikoaktiven – den freundlichen Marktbedingungen sei dank - vor dem eigentlichen Zeitplan. Allerdings ist auch davon zu hören, dass sich unternehmensintern zunehmend Widerstand gegen den Ausstieg aus dem Eigenhandel mit Festverzinslichen, Devisen und Rohstoffen formiert. Ob sich die UBS auch wirklich aus diesem sehr kapitalintensiven und starken Ertragsschwankungen unterliegenden Geschäftszweig zurückziehen wird, ist deshalb zunehmend mit Fragezeichen verbunden. Ob sich die Schweizer Grossbank aus dem Eigenhandel zurückziehen wird, hat wiederum direkte Folgen für die zukünftige Dividendenpolitik und somit auf die Bewertung des Unternehmens und seiner Aktien. Der Markt will anlässlich der kommenden Quartalsergebnispräsentation möglicherweise vor allem eines: Ein unmissverständliches Bekenntnis zur strategischen Neuausrichtung.

Zurich Insurance Group

Der Zurich Insurance Group will es weiterhin nicht so recht gelingen, der Erwartungshaltung des Marktes gerecht zu werden. Anlässlich der Quartalsergebnispräsentation von Ende Mai enttäuschte die Versicherungsgruppe einmal mehr. Dank der hohen Barmittelgenerierung bei der US-Tochter Farmers scheint die überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite zwar gesichert. Und auch an den intakten Wachstumsaussichten in Mittel- und Südamerika hat sich nichts Grundlegendes verändert. Allerdings lässt eine Neubeurteilung und -bewertung der Aktien durch den Markt solange auf sich warten, bis die Zurich Insurance Group ihr wahres Ertragspotenzial entfalten kann. Den Aktionärinnen und Aktionären wird von dieser Seite her wohl noch einiges an Geduld abverlangt.

Nebenwerte:

Ascom

Schon seit Monaten nimmt der Turnaround beim Berner Kommunikationskonzern Ascom Formen an. Im Bereich Wireless Solutions ist die operative Marge auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte gestiegen. Der Bereich Network Testing glänzt im Gegenzug mit Fortschritten auf der Kostenseite. Aufgrund des geringen Appetits auf Investitionen bei den Grosskunden hat sich die Auftragslage in diesem Geschäftsfeld allerdings noch nicht grundlegend verbessert. Noch immer liegen die Konsensschätzungen des Marktes deutlich unter den firmeneigenen Mittelfristzielen. Denn bis Ende 2015 wird auf Konzernebene auf Stufe EBITDA eine Marge zwischen 17 und 18 Prozent angestrebt. Meinen Berechnungen zufolge liegt der aktuelle Börsenwert bei Ascom noch immer markant unter der Summe des Werts der einzelnen Bereiche. Alleine schon deshalb ist für Fantasie gesorgt.

Komax

Mitte März gab man am Hauptsitz von Komax in Dierikon dem Druck aus dem Aktionariat nach und kündigte eine Überprüfung des auf mehrere Geschäftsfelder abgestützten Geschäftsmodells an. Allerdings ist es in den vergangenen Wochen verdächtig ruhig um das Unternehmen geworden. Entweder konnten auf die Schnelle keine Käufer oder Partner für die zur Disposition stehenden Bereiche Medtech und Solar gefunden werden, oder aber die Firmenverantwortlichen spielen auf Zeit. Aus Aktionärssicht geniesst ein Ausstieg aus den beiden Problembereichen oberste Priorität, liegt der eigentliche Wert des Kerngeschäfts Analysten zufolge doch deutlich über dem aktuellen Börsenwert von Komax. Möglicherweise werden die Aktionäre anlässlich der Halbjahresergebnispräsentation von Ende August vom aktuellen Stand des Überprüfungsprozesses in Kenntnis gesetzt.

Logitech

CEO Bracken Darell hat vergangenes Jahr kein einfaches Erbe angetreten, zieht Logitech Logitech doch schon seit längerer Zeit ein eiskalter Wind um die Ohren. Im Kerngeschäft mit Peripheriegeräten für PCs hat das Westschweizer Unternehmen mit einem strukturell bedingten Nachfrageeinbruch zu kämpfen. Und auch der schon Jahre zurück liegende Diversifikationsversuch mit der US-Tochter LifeSize hat sich aus Aktionärssicht bisher nicht bezahlt gemacht. Ernüchterndes förderte das Ende April veröffentlichte Jahresergebnis 2012/13 zu Tage: Im Schlussquartal wurde ein beachtlicher Teil der mühsam erzielten Kosteneinsparungen von höheren Marketingaufwendungen zunichte gemacht. Sollte sich dieses Phänomen in den letzten Wochen und Monaten ungebremst fortgesetzt haben, wäre Vorsicht angebracht. Was mich auch etwas stutzig macht ist, dass die Firmenverantwortlichen immer mehr von den ursprünglich geplanten Bereichsverkäufen zurückkrebsen. Möglicherweise fehlen für die Geschäftszweige vernünftige Käufer. Als stützend für die Aktien von Logitech sollten sich hingegen die weiterhin hohen Baisseengagements erweisen.

Straumann

Für die Verpflichtung von CEO Marco Gadola erhielt Straumann in den letzten Wochen einiges an Vorschusslorbeeren. Allerdings muss der Hersteller von Premiumimplantaten den Beweis erst noch antreten, dass sich die in Aussicht gestellten Kosteneinsparungen auch wirklich realisieren lassen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres blieben letztere nämlich hinter den firmeneigenen Prognosen zurück, weshalb weitere Massnahmen eingeleitet wurden. Alleine schon das Kosteneinsparpotenzial spricht bei Straumann für ein auf Jahre hinaus zweistelliges Gewinnwachstum. Sollte sich gleichzeitig auch noch die Nachfragesituation in den Absatzmärkten verbessern, stünde einem noch einmal höheren Aktienkurs sicherlich nichts mehr im Weg.

Tecan

Erst vor wenigen Wochen erzielte Tecan einen wichtigen Etappensieg. Der Laborausrüster meldete den Abschluss des Grosskundenprojekts P16. Der zu Agilent Technologies gehörende Auftraggeber Dako will das Produkt noch im Laufe des dritten Quartals auf den Markt bringen. Ab dann sind erste Ergebnisbeiträge zu erwarten. Mit P14 steht ein weiteres Grosskundenprojekt nur wenige Monate vor Vollendung. Mit Ergebnisbeiträgen aus diesem Projekt ist allerdings frühestens ab dem kommenden Jahr zu rechnen. Nach mehreren von hohen Investitionen überschatteten Jahren winken Tecan in Zukunft deutliche Margenverbesserungen. Auch der relativ neue CEO David Martyr macht mir einen kompetenten Eindruck. Die hohen Barmittel sprechen zudem für ergänzende Firmenübernahmen oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm.