Ich hoffe, dass auch meine Leserinnen und Leser auf ein frohes Osterwochenende im Beisein ihrer Liebsten zurückblicken können. In der heutigen Kolumne blicke ich wie gewohnt auf die Entwicklung meiner diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten während der letzten drei Monate zurück. Wie schon im vergangenen Jahr nehme ich auf Titelebene ganz bewusst keine Anpassungen vor. Allerdings ist meinen Kommentaren zu entnehmen, ob ich eine Aktie noch für kaufenswert halte oder eher dazu tendiere, aufgelaufene Gewinne mitzunehmen.

Die Hausse setzte sich am Schweizer Aktienmarkt in den vergangenen drei Monaten ungebremst fort. Der breit gefasste Swiss Performance Index liegt mittlerweile in Griffnähe der Höchststände vom Frühsommer 2007.

Als treibende Kraft hinter der Hausse erweist sich derzeit vor allem die andauernde Liquiditätsversorgung der Märkte durch die Zentralbanken. Selbst die Krise in Zypern und die von der politischen Patt-Situation in Italien ausgehenden Unsicherheiten führten gegen Quartalsende zu keinem Stimmungsumschwung unter den Marktteilnehmern. Schwächere Handelstage wurden umgehend zum Auf- oder Ausbau von Engagements genutzt.

Unter Berücksichtigung der ausbezahlten Dividenden konnten meine Aktienfavoriten zwar um 13,4 Prozent zulegen. Damit schnitten sie allerdings etwas weniger gut als der breit gefasste Swiss Performance Index, welcher am Donnerstag um 14,3 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr aus dem Handel ging. Am besten schnitten die Aktien von Ascom mit einem satten Plus von 32,3 Prozent ab. Das Schlusslicht bildeten hingegen die Papiere von Logitech mit einem Minus von 9,2 Prozent.

Standardwerte:

ABB

Die Aktien konnten in den vergangenen Wochen nicht ganz mit dem Gesamtmarkt Schritt halten. Die von den Firmenverantwortlichen an der Automation & Power World von Ende März gemachten Aussagen geben Anlass zur Hoffnung: Gerade im Automationsgeschäft macht das Unternehmen weitere Wachstumsmöglichkeiten aus. Dies insbesondere im margenstarken Servicebereich, welcher in Zukunft deutlich ausgebaut werden soll. Darüber hinaus scheint der Turnaround im Storminfrastrukturgeschäft erste Konturen zu bekommen. Die anlässlich der Jahresergebnispräsentation von Mitte März zum ersten Quartal gemachten Aussagen lassen auf durchzogene Quartalszahlen schliessen. Im Hinblick auf die Ergebnisveröffentlichung vom 24. April nehme ich deshalb eine eher vorsichtige Haltung für die Aktien ein. Über die längerfristig intakten Aussichten muss man sich mit mir allerdings nicht streiten.


Novartis

Die Aktien von Novartis konnten sich in den ersten drei Monaten überraschend stark in Szene setzen. Obwohl schon heute klar ist, dass das laufende Jahr zu einem weiteren Übergangsjahr für die Basler wird, entwickelten sich die Papiere deutlich besser als der breite Markt. Die Anfang März ausbezahlte Dividende wurde innerhalb weniger Handelstage wieder aufgeholt. Der Pharmakonzern verfügt gleich über mehrere viel versprechende junge Produkte. Diese werden auch dringend benötigt, um den Patentablauf bei Schlüsselmedikamenten wie Diovan oder Glivec auffangen zu können. Von den firmeneigenen Mittelfristzielen lässt sich ableiten, dass Novartis die wachstumsseitige Talsohle in der zweiten Jahreshälfte durchschreiten sollte. Aufwärtspotenzial verspreche ich mir von einer nach dem Rücktritt Daniel Vasellas deutlich aktionärsfreundlicheren Firmenpolitik. Gerade die Bekanntgabe eines mehrjährigen Aktienrückkaufprogramms würde eine weitere Neubeurteilung und -bewertung durch den Markt nach sich ziehen. Über die kommenden Monate erwarte ich jedoch noch einmal günstigere Einstiegsgelegenheiten.


Sonova

Der in Stäfa niedergelassene Weltmarktführer für Hörgeräte hat die hausgemachten Probleme der vergangenen Jahre endlich in den Griff bekommen. Nach der in diesem Zusammenhang beobachteten Neubeurteilung und -bewertung durch den Markt gilt das Interesse nun dem kommerziellen Erfolg oder Nichterfolg der Produktneuheiten sowie der Wachstumsentwicklung in den Absatzmärkten. Grundsätzlich ist bei Sonova über die kommenden sechs Monate mit einer Wachstumsbeschleunigung zu rechnen. In Erwartung einer spürbaren Belebung im Geschäft mit Hörimplantaten sind auch auf der Margenseite Verbesserungen wahrscheinlich. Beide Faktoren werden vom Markt derzeit klar verkannt, weshalb ich an meiner positiven Haltung für die Aktien des Börsenlieblings festhalte.


Sulzer

Nach den Kursavancen vom vergangenen Jahr war mir klar, dass die Aktien von Sulzer auf Wochen wenn nicht gar Monate hinaus geradezu zu einer Seitwärtskonsolidierung verdammt sind. 2013 wird das in Winterthur niedergelassene Industrieunternehmen den Umsatz zwar nur moderat steigern können. Von der unter dem neuen CEO eingeschlagenen Strategie in Richtung des lukrativen Servicegeschäfts verspreche ich mir allerdings höhere Margen. Noch zeigen sich viele Analysten eher skeptisch, was die Erreichbarkeit der firmeneigenen Mittelfristziele anbetrifft. Die Konsensschätzungen liegen denn auch hinter den Zielsetzungen zurück. Umso mehr könnte Sulzer deshalb für eine positive Überraschung gut sein. Fantasie geht meines Erachtens auch von der soliden Bilanz aus, bietet letztere doch finanziellen Spielraum für gewinnverdichtende Firmenübernahmen oder ein Aktienrückkaufprogramm. Anders als noch im Dezember glaube ich nicht mehr länger, dass die Division Sulzer Metco an OC Oerlikon verkauft wird.


UBS

Die letzten drei Monate erwiesen sich für die Aktien der UBS als kursseitiges Nullsummenspiel. Nachdem sich das Umfeld im Investment Banking sichtlich aufgehellt hat, stösst der ursprünglich bejubelte strategische Kurswechsel immer mehr auf Kritik. Es scheint, als ob es die Schweizer Grossbank dem Markt und den Medien wohl nie recht machen kann. Aufgrund des freundlicheren Umfelds sollte der UBS meiner Meinung nach jedoch eine beschleunigte Umsetzung der strategischen Neuausrichtung möglich sein. Sofern dem Unternehmen nicht noch weitere kostspielige Rechtsfälle ins Haus stehen, können sich die Aktionärinnen und Aktionäre schon bald auf eine erste Kapitalrückführung in Form einer Dividende oder eines Aktienrückkaufprogramms freuen. Aufgrund der starken Marktstellung im Wealth Management müsste die UBS vom Markt eigentlich nicht mehr länger wie eine Investmentbank sondern viel eher wie eine Privatbank bewertet werden. Deshalb muss die Schweizer Grossbank jetzt vor allem eines: Konsequent Fortschritte bei der geplanten Strategieumsetzung liefern und die in der Vergangenheit gemachten Versprechen einhalten.


Zurich Insurance Group

Die Aktien der Zurich Insurance Group standen im bisherigen Jahresverlauf nicht sonderlich hoch in der Gunst der Anleger. Die Papiere blieben deshalb weit hinter dem Gesamtmarkt zurück. Dies könnte sich mit dem schon kommende Woche anstehenden Dividendenabgang allerdings ändern. Die Chancen stehen gut, dass der Dividendenabgang innerhalb weniger Handelstage wieder aufgeholt werden kann. Mit 6,4 Prozent ist die Dividendenrendite weiterhin sehr attraktiv. Aufgrund der soliden Bilanz und des stark Barmittel generierenden Geschäftsmodells halte ich die Ausschüttungspolitik des Versicherungskonzerns für nachhaltig. Eine Neubeurteilung und -bewertung ist meines Erachtens jedoch erst dann möglich, wenn die Zurich Insurance Group im weiteren Jahresverlauf ihr volles Ertragspotenzial entfalten kann.


Nebenwerte:

Ascom

Die Aktien von Ascom bereiten mir weiterhin viel Freude. Auf den ersten Blick fiel das Ende März veröffentlichte Jahresergebnis zwar im Rahmen der bereits zuvor bekannt gegebenen ersten Eckdaten aus. Allerdings überraschte das Berner Unternehmen im Bereich Wirless Solutions mit der höchsten EBITDA-Marge in der Firmengeschichte. Fortschritte sind auch beim Problemkind Network Testing zu verzeichnen: In diesem Bereich konnte die Kostenbasis in der zweiten Jahreshälfte deutlich gesenkt werden. Sobald sich die Nachfragesituation in diesem Geschäftszweig verbessert, ist der erhoffte Turnaround perfekt. Noch immer liegen die Analystenschätzungen für die kommenden Jahre weit hinter den firmeneigenen Mittelfristzielen zurück. Fantasie geht darüber hinaus auch von einem möglichen Verkauf des Bereichs Network Testing aus, liessen sich dadurch doch beträchtliche Aktionärswerte generieren. Sollten die Firmenverantwortlichen sich weiterhin zieren, könnten durchaus auch strategische Investoren aus der Private Equity Industrie auf Ascom aufmerksam werden und den Druck auf das Unternehmen verstärken.


Komax

Auch bei Komax können die leidgeplagten Aktionärinnen und Aktionäre Morgenluft schnuppern: Die Firmenverantwortlichen haben dem Druck aus dem Aktionariat nachgegeben und prüfen nun strategische Möglichkeiten für die beiden Sorgenkinder Solar und Medtech. Dabei scheint selbst ein Verkauf der beiden Geschäftsbereiche kein Tabuthema mehr zu sein. In den letzten Jahren wurde die solide Entwicklung des Kerngeschäfts von hohen Verlusten in den Bereichen Solar und Medtech überschattet. Mit einem Verkauf der beiden Sorgenkinder liessen sich für das Unternehmen deshalb im grossen Stil Aktionärswerte schöpfen. In einem kürzlich erschienenen Kommentar beziffert der Handel der MainFirst Bank den Wert der Kernaktivitäten von Komax auf bis zu 500 Millionen Franken, was ziemlich deutlich über dem derzeitigen Börsenwert liegt. Für Fantasie ist damit über die kommenden Wochen und Monaten gesorgt.


Logitech

Während sich der Schweizer Aktienmarkt in den letzten Wochen von Jahreshöchst zu Jahreshöchst bewegte, fielen die Aktien von Logitech in die Nähe der im Spätsommer 2011 erlittenen Mehrjahrestiefststände. Ich will nicht in Abrede stellen, dass die Westschweizer erst spät auf den strukturellen Wandel im Markt für PC-Peripheriegeräten reagiert haben. Diese Kernaktivitäten leiden schon seit längerer Zeit unter einer Kanibalisierung des PC-Marktes durch jenen für Smartphones und Tablet-PCs. Im zurückliegenden ersten Quartal erlitt die weltweite PC-Nachfrage einen deutlich stärker als befürchteten Dämpfer. Die Nachfrageschwäche trifft Logitech im saisonal schwächsten Quartal des ganzen Jahres. Erste Analysten haben deshalb damit begonnen, ihre Gewinnschätzungen für das Unternehmen einmal mehr nach unten zu revidieren. Ich selber rechne Ende April einmal mehr mit einem ernüchternden Quartalsergebnis. Logitech verfügt allerdings über eine solide Bilanz und generiert selbst in schwierigen Zeiten Barmittel. Das Unternehmen ist damit stark genug um sich selber aus der Krise zu helfen. Von den eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen und den geplanten Divisionsverkäufen verspreche ich mir einiges. Zudem sind dem Markt die strukturellen Probleme von Logitech bestens bekannt, was sich nicht zuletzt in den bei rund 25 Prozent aller ausstehenden Aktien liegenden Baisseengagements widerspiegelt. Möglicherweise bietet die drohende Ergebnisenttäuschung von Ende Monat mittelfristig erste Kaufgelegenheiten.


Straumann

An den Aktien des Herstellers von Premiumimplantaten scheiden sich weiterhin die Geister. Es ist denn auch der zwischen den Haussiers und Baissiers entbrannte Kampf, welcher das Handelsgeschehen schon seit Monaten überschattet und den Papieren immer wieder Rückschläge beschert. Ich bleibe dabei, dass die von Straumann eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen sehr glaubwürdig sind. Dasselbe gilt für den geplanten Ausbau der Geschäftsaktivitäten in den Schwellenländern. Insbesondere die brasilianische Tochtergesellschaft Neodent wächst überraschend stark. Bisher blieb Straumann den Beweis allerdings schuldig, dass die Restrukturierungsmassnahmen schon greifen. Alleine schon das vorhandene Kosteneinsparpotenzial verspricht auf Jahre hinaus ein zweistelliges Gewinnwachstum. Nicht auszudenken was wäre, wenn sich auch der Markt für Dentalimplantate nach und nach erholen würde.


Tecan

Die Aktien von Tecan erwiesen sich rückblickend als ein Glücksgriff, erhielt der neue CEO David Martyr vom Markt doch Vorschusslorbeeren. Martyr hat eine klare Vision, was die Zukunft des Laborausrüsters anbetrifft. Der neue CEO wird es allerdings um einiges einfacher als sein Vorgänger haben: Denn ab Mitte Jahr dürfte Tecan die Ernte für die hohen Investitionen der letzten Jahre einfahren. Dies gilt insbesondere für die beiden Grosskundenprojekte P14 und P16, welche ab dann erste Ergebnisbeiträge abwerfen und zu nachhaltigen Margenverbesserungen führen sollten. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über umfangreiche Nettobarmittel. Gezielte kleinere Firmenübernahmen oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm dürften daher nur eine Frage der Zeit sein. Einer aktuellen Unternehmensstudie der Berenberg Bank entnehme ich, dass der Analyst auf Basis eines Discounted-Cashflow-Modells sogar auf einen fairen Aktienwert von 127 Franken kommt. Firmenübernahmen oder Aktienrückkäufe sind darin, so wie ich das sehe, noch nicht berücksichtigt.