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Vor wenigen Wochen noch führte die UBS die diesjährige SMI-Gewinnerliste an – wobei ihr die Partners Group im Nacken sass. Doch dann ging die Diskussion um ein strengeres Eigenmittel-Regime in die nächste Runde, was den Aktien der Grossbank ganz schön zusetzte. Urplötzlich findet sie sich mit einem Minus von knapp 20 Prozent unter den Schlusslichtern wieder.
Das ruft nun den für Kepler Cheuvreux tätigen Bankenanalysten Nicolas Payen auf den Plan. Er richtet sich gleich zum zweiten Mal innerhalb von gerade einmal 24 Stunden in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft. Darin verleiht der Analyst sowohl seiner Kaufempfehlung als auch dem 33 Franken lautenden Kursziel abermals Nachdruck.
Payen berichtet von ermutigenden Signalen seitens der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und glaubt, dass diese in Bezug auf den sogenannten «UBS Finish» zu Kompromissen bereit sein könnte. Einen solchen Kompromiss sieht er etwa in der von der Grossbank selbst ins Spiel gebrachten Obergrenze fürs Investment Banking.
Wie schon im ersten Kommentar beziffert der Bankenanalyst den zusätzlichen Eigenmittelbedarf für das UBS-Mutterhaus auf höchstens 22,5 Milliarden Dollar. Diesen Betrag hält er mittlerweile für mehr als eingepreist.
Der Aufstieg und der tiefe Fall der UBS-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Neugierig wie ich bin, habe ich kurz nachgeschaut, auf wann die Kaufempfehlung für die Aktien der UBS zurückgeht. Payen stufte die Valoren der Grossbank nämlich erst im Januar mit einem Kursziel von 33 (zuvor 28,50) Franken von «Hold» auf «Buy» herauf. Kosteten die Papiere damals knapp 30 Franken, sind sie mittlerweile für weniger als 24 Franken zu haben.
Ich bleibe bei meiner früheren Aussage, dass das Triumvirat bestehend aus Politik, Finma und SNB Gefahr läuft, beim Eigenmittel-Regime für die UBS über das Ziel hinauszuschiessen. Die Grossbank unterliegt schon heute den strengsten Eigenmittelvorschriften der Welt. Die Zügel nochmals kräftig anzuziehen, würde bloss einen unnötigen Nachteil im Wettbewerb mit der übermächtigen Konkurrenz aus Übersee bedeuten – zumal dort auf politischer Ebene ja bekanntlich Bestrebungen im Gang sind, die Vorschriften sogar zu lockern. Auch die Politik in Bern kann und darf nicht daran interessiert sein, dass die UBS nicht mehr länger mit gleichlangen Spiessen wettbewerbsfähig bleibt.
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Als Adecco kürzlich den Zahlenkranz fürs Schlussquartal vorlegte, sah sich der Stellenvermittler zu einer einschneidenden Dividendenkürzung genötigt. Mit einem Franken je Aktie sollen den Aktionärinnen und Aktionären fürs vergangene Geschäftsjahr fast zwei Drittel weniger als zuvor ausgeschüttet werden. Dass die Valoren an diesem Tag bei Börsenschluss um gut 12 Prozent höher notierten, lässt sich auch damit erklären, dass einige Analysten mit einer noch drastischeren Dividendenreduktion gerechnet hatten.
Wenn beim Stellenvermittler in wenigen Tagen die Dividende abgeht und die Kurse auch dann noch bei rund 21 Franken stehen, dann errechnet sich eine Rendite von knapp fünf Prozent. Das ist immer noch beachtlich – zumal selbst der von Washington ausgehende Handelskonflikt nicht an der jetzigen Ausschüttungspolitik wackeln sollte.
Kursentwicklung der Aktien von Adecco im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)
Diese Meinung scheint man bei Schroders zu teilen. Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, hat der Vermögensverwalter aus London zuletzt wacker Aktien zugekauft. Mittlerweile halten die Briten 3,5 Prozent an Adecco. Soviel ich weiss, ist es das erste Mal überhaupt, dass der Vermögensverwalter beim Stellenvermittler in den Olymp der bedeutendsten Aktionäre aufsteigt. Nur Silchester International (15 Prozent), die Fondstochter der UBS (6,5 Prozent) und Blackrock (4,5 Prozent) halten noch üppigere Aktienpakete.
Was genau sich die Fondsmanager bei Schroders von ihrem Engagement versprechen, ist nicht bekannt. Vermutlich hat sie das gedrückte Kurs- und Bewertungsniveau zum Zukauf von Aktien bewogen. Damit einher geht die attraktiv hohe Dividendenrendite, notieren die Valoren des Stellenvermittlers doch nur unwesentlich über ihrem 25-Jahres-Tief. In diese Zeit fallen etwa das Platzen der Dotcom-Blase, die Finanzkrise gefolgt von der Schuldenkrise sowie die Covid-Pandemie. Mir erscheint mittlerweile selbst eine schwere Rezession zusehends eingepreist – nicht zuletzt auch deshalb, weil Adecco über ein widerstandsfähigeres Tagesgeschäft als in der Vergangenheit verfügt...
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