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 Was war das bloss für eine Woche. Am Schweizer Aktienmarkt legten nicht weniger als 30 Unternehmen ihre Zahlenkränze vor – mit Novartis, ABB und UBS gleich drei Vertreter aus dem Swiss Market Index (SMI) alleine am Dienstag, gefolgt von LafargeHolcim, Geberit, Swiss Re und Swisscom am heutigen Donnerstag. Von den prominenten Unternehmen aus der zweiten Reihe wie Straumann, AMS oder Bâloise gar nicht erst zu sprechen.

Damit hat die Quartalsberichterstattung hierzulande ihren Höhepunkt bereits durchschritten. Mit einigen wenigen Ausnahmen fielen die Zahlenkränze an der Börse durch - entweder, weil die Erwartungen klar verfehlt wurden, oder aber weil die Ergebnisqualität zu wünschen übrig liess.

Wer sich Mitte März von der Weltuntergangsstimmung anstecken liess und sich in Panik von Aktien trennte, dem dürften beim Blick aufs Kurstableau allerdings die Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Mehr als 2000 Punkte hat der SMI seither wieder gutgemacht. Valoren wie jene von Roche, Lonza oder Tecan schrieben in den letzten Tagen sogar neue Kursrekorde. Coronavirus-Krise – war da nicht mal was?

Apropos Coronavirus: Eine zunehmende Anzahl Unternehmen möchte ein Stück des Kuchens abhaben. Das wohl grösste Stück beansprucht Roche für sich. Schon seit Wochen kommt das eigentlich zur Behandlung von Arthritis gedachte Medikament Actemra bei schwer am Coronavirus erkrankten Patienten zum Einsatz. Doch auch im Diagnostikgeschäft klingeln die Kassen der Basler. Der Platzrivale Novartis wiederum geht mit dem Antikörper Canakinumab an den Start und will diesen an Patienten mit Coronavirus-bedingter Lungenentzündung testen.

Was die grossen Pharmahersteller können, können wir schon lange, dürfte man sich in den Chefetagen von Santhera und Molecular Partners vermutlich gesagt haben. Santhera untersucht den Wirkstoff POL6014 für den möglichen Einsatz gegen das Coronavirus und Molecular Partners startet ein Therapieprogramm, basierend auf der hauseigenen DARPin-Technologie. Solche Pläne lassen sich in diesen Tagen zumindest an der Börse schon mal gut verkaufen – ganz egal, ob diese überhaupt irgendwann von kommerziellem Erfolg gekrönt sein werden. Keiner zu klein, um bei der Coronavirus-Bekämpfung dabei zu sein.

Kurssprung dank Coronavirus-Fantasie: Die Santhera-Aktien (Quelle: www.cash.ch)

Auch sonst scheint mir das Handelsgeschehen schon wieder ziemlich ausgelassen. Angesichts der vergleichsweise soliden Zahlenkränze für das zurückliegende erste Quartal wähnen sich viele Marktakteure in falscher Sicherheit. Es scheint beinahe so, als habe es die Coronavirus-Pandemie gar nie geben. Dass die meisten Unternehmen die wirtschaftlichen Folgen erst im zweiten Quartal so richtig zu spüren bekommen, interessiert kaum jemanden.

Womöglich werden den Marktakteuren die Folgen der Pandemie erst ab Juli wieder schmerzhaft in Erinnerung gerufen, wenn die hiesige Unternehmenswelt ihre Halbjahresergebnisse vorlegen. Spätestens dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Denn mittlerweile ist der Schweizer Aktienmarkt selbst auf Basis optimistischer Gewinnerwartungen höher bewertet als er es jemals war. Wenn das mal nur gut kommt.

Doch wenden wir uns nun wieder den einzelnen Unternehmen zu. Mit einem überzeugenden Zahlenkranz wartete am Dienstag Novartis auf. Gerade im Pharmageschäft stellte der Gesundheitskonzern aus Basel die Analystenschätzungen ziemlich in den Schatten. Nichtsdestotrotz reagierte die Börse ziemlich unterkühlt. Zum einen führt das Unternehmen selber Umsätze in Höhe von rund 400 Millionen Dollar auf einen Lageraufbau in den Vertriebskanälen zurück und zum anderen verkauft sich das von günstigen Nachahmerpräparaten bedrohte Leukämiepräparat Glivec noch immer besser als gedacht. Wie lange noch, bleibt abzuwarten.

Als die grossen Gewinner gehen die ansonsten nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre der UBS ins Wochenende. Was ihnen die grösste Schweizer Bank da am Dienstag an Zahlen servierte, ist schon ziemlich beeindruckend: Der Vorsteuergewinn stieg im Jahresvergleich um 30 Prozent, der Reingewinn sogar um 40 Prozent. Dabei übertraf die Grossbank selbst die optimistischsten Erwartungen.

Doch damit nicht genug: Anders als bei der ewigen Rivalin Credit Suisse stimmt bei der grösseren der beiden Schweizer Grossbanken auch die Ergebnisqualität. Das selbsterklärte Kerngeschäft trug in beachtlichem Ausmass zum Vorsteuergewinn bei.

Wo Licht ist, gibt es bekanntlich auch Schatten. So müssen die Aktionäre der UBS im Berufungsprozess gegen das milliardenschwere Bussgeld in Frankreich vermutlich noch eine ganze Weile auf Klarheit warten. Ursprünglich hatte man schon für diesen Sommer mit einem Urteil gerechnet. Daraus wird nun wohl nichts.

Zur Erinnerung: Die UBS war im Frühjahr 2019 von einem Pariser Gericht wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro sowie zu einer Schadenersatzzahlung in Höhe von 800 Millionen Euro an den französischen Staat verdonnert worden.

Wann auch immer die Richter in Paris über den Rekurs befinden, haben letztendlich sie es in der Hand, ob bei der UBS die zweite Tranche der letztjährigen Dividende zur Auszahlung kommt oder nicht.

Für die Überraschung der Woche sorgte der Sensorenhersteller AMS – wobei das diesjährige Schlusslicht an der Schweizer Börse das Überraschungsmoment ganz klar auf seiner Seite hatte.

Die erwartete Ergebnisenttäuschung blieb aus und auch die Zielvorgaben für das laufende zweite Quartal liessen keine (Aktionärs-)Wünsche offen.

Kursentwicklung der AMS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Die französische Investmentbank Oddo sieht darin gar so etwas wie einen Weckruf. Selbst das Kursfeuerwerk vom Mittwoch hält sie nicht davon ab, die Aktien mit einem Kursziel von 20 (zuvor 10) Franken von "Neutral" auf "Buy" heraufzustufen.

Zu einem Weckruf dürfte das Ganze auch für die Leerverkäufer werden. Schätzungen zufolge wetten sie noch immer mit jeder zehnten Aktie gegen den Sensorenhersteller. Ihnen bleibt eigentlich nur noch ein Ass im Ärmel: Die möglicherweise schwachen Quartalszahlen von Osram Licht von nächster Woche.

Überraschend Zuspruch erhielten die Aktien von Stadler Rail. Die Citigroup reduzierte zwar ihre Gewinnschätzungen für den Schienenfahrzeughersteller aus Bussnang, stufte die Papiere gleichzeitig aber mit einem Kursziel von 50 (zuvor 45) Franken von "Neutral" auf "Buy" herauf.

Die amerikanische Investmentbank feiert das Unternehmen als möglichen Gewinner der Coronavirus-bedingten Fiskalpakete. Am Hauptsitz von Stadler Rail scheint man diese Einschätzung nur bedingt zu teilen, wie die über die letzten Wochen beobachteten Titelverkäufe aus der Geschäftsleitung verraten.

Ob die jüngst beobachtete Kurserholung weitere Titelverkäufe nach sich zieht, wissen wir am Freitag in einer Woche, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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