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In den vergangenen Tagen gaben sich an den Finanzmärkten gleich mehrere "alte Bekannte" die Türklinke in die Hand. Da wäre zunächst mal das Zinsgespenst. Eigentlich geht dieses zwar schon seit November letzten Jahres um. Allerdings fällt das den Aktienmarktakteuren erst jetzt auf – auch den hiesigen.
Der UBS waren die Zinsen am Mittwoch dann sogar ein 17 Seiten starkes Strategiepapier wert. Darin waren die Autoren um Nick Nelson sichtlich bemüht, die Gemüter zu besänftigen. Grundsätzlich stünden steigende Zinsen nicht im Widerspruch mit steigenden Aktienkursen. Wenigstens dann nicht, wenn die Zinsen eher gemächlich stiegen, so die Strategen. Darüber hinaus verwiesen sie einerseits auf das im langjährigen Vergleich noch immer tiefe Zinsniveau und andererseits auf die zu erwartende Belebung bei den Unternehmensgewinnen. Letztere sollten die Folgen des Zinsanstiegs abfedern.
Bei dieser Gelegenheit kriegte im Strategiepapier auch gleich noch der Schweizer Aktienmarkt sein Fett weg. Denn wie die Strategen der UBS festhalten, weist der Schweizer Aktienmarkt in Europa die mit Abstand grösste negative Korrelation zur Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen auf. Das wiederum ist den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis verschuldet. Wenn man den Autoren um Nick Nelson etwas nicht vorwerfen kann, dann einen sogenannten "Home-bias" - was auch damit zu tun haben könnten, dass die Experten in London sitzen.
Die Zinsentwicklung in Übersee würde auch erklären, weshalb die drei Indexschwergewichte schon seit Wochen Mühe bekunden und der Swiss Market Index (SMI) nur unwesentlich über dem Stand vom letzten Sommer notiert.
Der SMI notiert nur unwesentlich über dem Stand von Ende Juli (Quelle: www.cash.ch)
Dass die Valoren von Nestlé, Roche und Novartis angesichts steigender Zinsen in ein-und-denselben Topf mit gut gelaufenen Wachstumsaktien wie Straumann oder Logitech geworfen werden, ist für die Aktionäre der drei Grosskonzerne ziemlich bitter: Anders als bei den Börsenüberfliegern vom Schlag von Straumann, Logitech und Co. liegen die Höchstkurse der drei Indexschwergewichte nämlich schon eine ganze Weile zurück.
Dann ist da noch der Euro, der sich gestern Donnerstag auch bei den hiesigen Aktienmarktakteuren mal eben schnell mit einem Vorstoss in die Nähe von 1,11 Franken wieder in Erinnerung rief. Doch man muss das Kind schon beim Namen nennen: Wir sprechen hier nicht von einem festen Euro, sondern von einem schwachen Franken.
Das bringt uns gleich noch zu einem "alten Bekannten" – wenn man dem bereits so sagen darf: Dem Massenphänomen rund um das Kursfeuerwerk bei Aktien wie GameStop oder AMC Entertainment. So erfuhr der Kurs der GameStop-Aktien alleine Mittwochnacht unserer Zeit eine Verdoppelung. Beobachter berichteten im frühen Handel von aggressiven Derivatkäufen, was im weiteren Tagesverlauf dann zu einem sogenannten Gamma-Squeeze führte.
Ob sich dabei Kleinstanleger verabredeten, ist nicht bekannt. Fakt ist: Anders als noch vor wenigen Wochen, hatten Leerverkäufer zuletzt "nur" noch Wetten in Höhe von gut 30 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen den Videospielehändler laufen. Meine Vermutung: Dieses Kursfeuerwerk trägt die Handschrift von Profis.
Erst kürzlich liess das renommierte "Wall Street Journal" eine Bombe platzen: Die Behörden würden Hinweisen nachgehen, wonach eigentlich Profi- und gar nicht Kleinstanleger hinter dem Kursfeuerwerk bei Aktien wie GameStop oder AMC Entertainment stünden, so will das renommierte Wirtschaftsblatt erfahren haben.
Mit anderen Worten: Angeblich haben hier mächtige Hedgefonds unter dem Deckmantel dieses Massenphänomens Jagd auf Leerverkäufer aus den eigenen (Profi-)Reihen gemacht – mit tatkräftiger Unterstützung unzähliger Kleinstanleger.
Zur Erinnerung: Über soziale Netzwerke hatten sich Kleinstanleger verabredet, um mit geballter Kraft die Leerverkäufer in die Knie zu zwingen. Das Rezept war dabei denkbar einfach: Man nehme ein Unternehmen, bei dem bekannt ist, dass umfangreiche Wetten gegen dessen Aktien laufen und treibe den Kurs kräftig nach oben. Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht. Die Leerverkäufer kapitulieren dann und müssen Aktien zukaufen, um ihre Wetten zu schliessen – was dann erst recht eine Aufwärtsspirale in Gang setzt.
Ich kommentierte das damals wie folgt:
Kommen wir zum letzten "alten Bekannten" von dieser Woche – dem roten Faden, der sich hierzulande durch die Unternehmensberichterstattung für das vergangene Jahr zieht: Nämlich, dass die Marktakteure verbissen nach dem (Zahlen-)Teufel im Detail suchen.
Seit der Ergebnisveröffentlichung bekunden die Aktien von Adecco wieder Mühe (Quelle: www.cash.ch)
Während bei Adecco die Aussagen zur Umsatzentwicklung in den Monaten Januar und Februar durchfielen, sorgten bei LafargeHolcim und Kudelski die diesjährigen Gewinnvorgaben für enttäuschte Gesichter. Alcon verzichtete gleich ganz auf konkrete Jahresvorgaben. Dass die frühere Novartis-Tochter künftig wieder eine Dividende ausschüttet, wurde zwar begrüsst. Allerdings bezeichneten Beobachter die zur Auszahlung kommenden 10 Cents je Aktie als ziemlich mager, werden damit doch bloss 10 Prozent des letztjährigen Gewinns an die Aktionäre abgeführt. Mit anderen Worten: Für die hiesigen Marktakteure ist das Glas momentan halbleer und nicht halbvoll...
Im Hinblick auf nächste Woche gilt das Interesse dem diesjährigen Investorentag von Logitech sowie den Jahresergebnissen von Swiss Life und Kühne+Nagel. Beim Transportunternehmen erhofft man sich wichtige Erkenntnisse zur kürzlich bekanntgegebenen milliardenschweren Grossübernahme in China. Mal schauen, ob es diesen Unternehmen mit ihren Zahlenkränzen ähnlich ergeht.
Mehr zum Thema nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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