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Die Börsenturbulenzen bescheren auch dem Schweizer Aktienmarkt schmerzhafte Kursverluste - mit weitreichenden Konsequenzen für die Zusammensetzung der diesjährigen SMI-Gewinnerliste.
Zumindest an der Spitze bleibt vorerst alles beim Alten – so viel lässt sich schon mal vorwegnehmen. Obwohl die Aktien von Nestlé seit Januar nurmehr mit knapp 14 Prozent im Plus liegen, klammert sich der Nahrungsmittelmulti aus Vevey an der Tabellenspitze fest. Das Schwergewicht gilt in Krisenzeiten als «Fels in der Brandung» und profitiert deshalb von Safe-Haven-Käufen. Auf dem zweiten Rang folgen etwas abgeschlagen die Valoren von Swiss Life (+5 Prozent). Gemeinsam mit Swiss Re (+4 Prozent), Zurich Insurance (+3 Prozent), Geberit (+2 Prozent) und Swisscom (+0,4 Prozent) weist nurmehr eine Handvoll Aktien aus dem besagten Börsenbarometer überhaupt eine positive Kursbilanz in diesem Jahr auf.
Weit zurückgefallen sind insbesondere Roche und Richemont (beide -2 Prozent). Zur Erinnerung: Vor wenigen Wochen führten die Genussscheine von Roche noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Nestlé um die Führung im Gesamtklassement. Gewinnmitnahmen nach dem starken Lauf der vergangenen Wochen und Verkaufsdruck über die Index-Futures haben auch den beiden Schwergewichten sichtlich zugesetzt.
Innerhalb weniger Tage haben die Bons von Roche ihre diesjährigen Kursgewinne wieder abgegeben (Quelle: www.cash.ch)
Bei der Basler Pharma- und Diagnostikgruppe kamen darüber hinaus gleich zwei produktseitige Rückschläge hinzu. Zum einen zeigte eine hochdosierte Version des MS-Mittels Ocrevus in Vergleichsstudien nicht die erhofften Vorteile und zum anderen setzte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Versuchsreihen mit der Gen-Therapie Elevidys nach einem Todesfall vorübergehend aus. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass früher oder später auch die hiesige Pharmaindustrie mit Strafzöllen belegt werden könnte.
Dass die Aktien von Platzrivalin Novartis (-0,1 Prozent) etwas besser dastehen, ist der Erwartung in hiesigen Analystenkreisen geschuldet, dass Firmenchef «Vas» Narasimhan anlässlich der Quartalsergebnisveröffentlichung mit einem erfreulichen Zahlenkranz aufwarten könnte. Die diesjährigen Finanzziele des Pharmaherstellers gälten dann womöglich als konservativ.
Schwer erwischt hat es UBS (-17 Prozent) und Partners Group (-19 Prozent). Ende Januar führten die beiden Finanzwerte die Gewinnerliste noch an. Mittlerweile finden sie sich sogar unter den diesjährigen Schlusslichtern wieder. Nur Logitech und Sonova (beide -21 Prozent) weisen seit Januar eine noch schlechtere Kursbilanz auf. Das neue Strafzoll-Regime der Regierung in Washington trifft sowohl den Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne als auch den Hörgerätespezialisten aus Stäfa überdurchschnittlich stark.
Allerdings ist das Börsenjahr 2025 erst etwas mehr als drei Monate alt. Sprich: Bis die diesjährigen Gewinner und Verlierer gekürt werden können, fliesst noch viel Wasser die Aare oder die Limmat hinunter. Und gerade in Zeiten mit mehrprozentigen Tagesveränderungen erscheint auf der SMI-Gewinnerliste beinahe alles möglich.
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Als mir vor wenigen Wochen eine taktische Kaufempfehlung für die Aktien von Galderma aus den Handelsräumen der UBS zugespielte wurde, war mir das ein paar Zeilen wert. Denn zum einen trennte sich die Aktionärsgruppe um den schwedischen Finanzinvestor EQT kurz zuvor von einem grösseren Teilpaket und zum anderen war es die Grossbank, welche das Dermatologieunternehmen einst mit der Mithilfe von Morgan Stanley und Goldman Sachs an die Börse brachte.
Wie mir zu Ohren gekommen ist, zog die UBS am vergangenen Freitagabend nun bei Kursen von 81,64 Franken überraschend die Reissleine auf ihrer taktischen Kaufempfehlung. Gegenüber dem Einstandspreis von vor gut drei Wochen errechnet sich zwar ein sattes Minus von fast 15 Prozent. Allerdings hätte es noch schlimmer kommen können - kosteten die Valoren des Dermatologieunternehmens zuletzt doch keine 74 Franken mehr. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Anlagekundinnen und -kunden der Grossbank dürften wohl noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen sein.
Die Aktien von Galderma bleiben unter Druck (Quelle: www.cash.ch)
Ein kleiner Schönheitsfehler bleibt, preist der hauseigene Analyst Matthew Weston die Valoren von Galderma doch noch immer mit «Buy» und einem Zwölf-Monats-Kursziel von 128 Franken zum Kauf an. Ob das noch realistisch ist? Die Empfehlung geht übrigens auf Mitte Dezember zurück, als noch Kurse um die 90 Franken bezahlt wurden.
Auch bei den beiden anderen taktischen Kaufempfehlungen für die Schweiz wurde die UBS mittlerweile aus dem Sattel geworfen. Bei den Aktien von Flughafen Zürich wurden die Positionen mit einem Minus von acht Prozent, bei Alcon gar mit einem Minus von etwas mehr als elf Prozent glattgestellt. Momentan setzt sich die Liste der taktischen Kaufempfehlungen gerade noch aus vier Aktien zusammen. Solche aus der Schweiz sucht man darauf vergeblich. Ich bin jetzt schon gespannt ob und mit welchen der hiesigen Valoren die Grossbank künftig ins Rennen geht...
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