Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
+++
Dieser Schritt überrascht mich insofern, als dass Bachem in Branchenkreisen als Wirkstoffhersteller für die Abnehm-Spritze Mounjaro von Eli Lilly gehandelt wird. Der momentane Hype um diese eigentlich für die Behandlung von Diabetespatienten vorgesehene Wirkstoffklasse scheint beim weltgrössten Vermögensverwalter keine Begeisterungsstürme auszulösen.
Die Aktienverkäufe seitens von Blackrock würden auch die jüngsten Kursverluste beim Pharmazulieferer – begleitet von stark anschwellenden Handelsumsätzen - erklären.
Kursentwicklung der Bachem-Aktien in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Auch bei Kardex tritt mit Invesco ein Grossaktionär den Rückzug an. Als Verkäufer von Aktien musste sich der Fondsriese nur deshalb zu erkennen geben, weil damit der Stimmenanteil unter den meldepflichtigen Schwellenwert von drei Prozent fiel. In der Spitze hielt Invesco im Dezember 2020 einst sogar mehr als fünf Prozent am Anbieter von Logistiklösungen.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass der britische Vermögensverwalter Schroders sein Gurit-Paket auf unter fünf Prozent ausdünnte. Die Briten waren im Mai letzten Jahres mit etwas mehr als vier Prozent beim Hersteller von Spezialkunststoffen eingestiegen und hatten ihre Beteiligung in den darauffolgenden Monaten auf über fünf Prozent ausgebaut.
Bei dieser Häufung von Beteiligungsreduktionen durch grosse Vermögensverwalter aus dem angelsächsischen Raum dürfte es sich nicht um einen Zufall handeln. Ich gehe davon aus, dass wir Normalsterblichen bloss die Spitze des Eisbergs sehen und es auch bei anderen Schweizer Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe zu Verkäufen kam. Ob es eventuell sogar der Siegeszug der Technologieschwergewichte wie Nvidia, Apple oder Meta in New York ist, welcher den hiesigen Nebenwerten immer mehr das Wasser abgräbt...?
+++
Die Titelverkäufe aus der Teppich-Etage von Lindt&Sprüngli sind in hiesigen Börsenkreisen immer mal wieder ein Thema – und nicht eben wenigen ein ziemlicher Dorn im Auge. Das mag auch damit zu tun haben, dass der SIX Swiss Exchange alleine seit Anfang November Verkäufe im Gesamtwert von mehr als 8 Millionen Franken gemeldet wurden.
Diese Titelverkäufe gehen mit Stimmen aus der Analystengemeinde einher, wonach sich die Absatzsituation in Nordamerika unmittelbar vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts eingetrübt habe und der Promotionsaufwand gestiegen sei. Eine dieser Stimmen gehört dem Barclays-Analysten Warren Ackerman. Er fühlt sich in seiner "Underweight" lautenden Verkaufsempfehlung sowie im Kursziel von 100'000 Franken für die Namenaktien denn auch bestärkt.
Kursentwicklung der Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Wie sein Berufskollege Pascal Boll beim amerikanischen Broker Stifel vorrechnet, haben sich Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats bei Lindt & Sprüngli seit Jahresbeginn sogar von Partizipationsscheinen im Gesamtwert von mehr als 80 Millionen Franken getrennt. Das ist weit mehr als in den Jahren zuvor.
Der Stifel-Analyst hat denn auch eine Vermutung, wer sich hinter den Titelverkäufen verbergen könnte. Seines Erachtens tragen diese die Handschrift von Ernst Tanner. Wie ein Blick in den letztjährigen Geschäftsbericht nahelege, halte nur der frühere Firmenchef und heutige Verwaltungsratspräsident genügend Partizipationsscheine, um überhaupt als Verkäufer in Frage zu kommen.
Sofern es sich bei all den Verkaufstransaktionen um ein-und-denselben Verkäufer handelt, könnten die Titel tatsächlich aus den Beständen von Tanner stammen. Als exekutiver Verwaltungsratspräsident ist er Teil der Geschäftsleitung, was durchaus zu den Informationen aus den vielen Offenlegungsmeldungen passen würde. Berechnungen des Stifel-Analysten zufolge hätte Tanner seine Partizipationsschein-Bestände damit nahezu vollständig versilbert. Da keine Namenaktien zum Verkauf kamen, darf angenommen werden, dass Tanner über diese Titelkategorie weiterhin mit mehr als 300 Millionen Franken an Lindt & Sprüngli beteiligt bleibt.
Bei den Management-Transaktionen des Confiserieunternehmens ist das allerdings so eine Sache: Wie alteingesessene Händler mir gegenüber meinen, lässt sich das Aktienbeteiligungsprogramm von Lindt & Sprüngli nicht mit jenem anderer Schweizer Publikumsgesellschaften vergleichen. Deshalb sei die Höhe der gemeldeten Titelverkäufe mit Vorsicht zu geniessen, so der Tenor.
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
