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Aktien aus der Biotechnologieindustrie bescherten den Anlegern in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hohe Kursgewinne. Alleine seit März 2009 hat sich der viel beachtete Arca Biotech Index an der Börse in New York nahezu versechsfacht und damit den Gesamtmarkt weit hinter sich zurückgelassen. Mit dem breit gefassten S&P-500-Index liess sich in all diesen Jahren nur halb so viel Geld verdienen.

Nach Jahren der intensiven Forschung und Entwicklung konnten gerade die grossen amerikanischen Biotechnologieunternehmen endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten und mit teils revolutionären neuen Wirkstoffen aufwarten. Anders als in früheren Jahren legte ihnen die US-Gesundheitsbehörde FDA kaum Steine in den Weg. Selten zuvor gab sich die von der Branche ansonsten gefürchtete Behörde so zahm, was die Zulassung neuer Medikamente anbetrifft.

Allen Unkenrufen zum Trotz hielt sich auch der Sparwille im amerikanischen Gesundheitssystem in Grenzen. Von Druck auf die Medikamentenpreise konnte in den vergangenen Jahren keine Rede sein. Dadurch waren die Hersteller neuer und revolutionärer Präparate völlig frei in ihrer Preisgestaltung. Und selbst wo zwei oder mehrere Medikamente in dieselbe therapeutische Kerbe schlugen, hiess es unter den Anbietern: Leben und leben lassen.

Dadurch liessen sich in der Biotechnologieindustrie bis zuletzt atemberaubend hohe Margen erzielen – zur Freude der Aktionäre. Firmen aus anderen Branchen können da nur neidisch zuschauen und staunen.

Doch am Horizont ziehen nun - von vielen Anlegern noch unbemerkt - erste Gewitterwolken auf. Seit wenigen Wochen liefern sich die Hersteller neuartiger und teurer Hepatitis-C-Medikamente einen erbitterten Schlagabtausch. Im Rahmen einer Vertriebsvereinbarung gewährte AbbVie der amerikanischen Apothekenkette Express Scripts erstmals substanzielle Preisnachlässe auf dem eben erst zugelassenen Kombinationspräparat Viekira. Gleichzeitig kippte Express Scripts das teure Konkurrenzprodukt Sovaldi von Gilead Sciences aus dem Sortiment. Der Rivale von AbbVie konterte seinerseits mit einer exklusiven Vereinbarung mit der bekannten Drogeriekette CVS. Die Vermutung liegt nahe, dass er sich diese Vereinbarung für Sovaldi ebenfalls mit Preisnachlässen erkaufen musste.

In einem Kommentar bezeichnet der für Kepler Cheuvreux tätige Verfasser den Preiskrieg im lukrativen Markt für Hepatitis-C-Medikamente als besorgniserregend. Dass mit AbbVie ein Anbieter erstmals mit Preisnachlässen Tritt zu fassen versuche, sei neu. Der Schlagabtausch des Unternehmens mit Gilead Sciences könnte Schule machen und sich auf andere Therapiegebiete ausweiten, so befürchtet der viel beachtete Experte. In Gefahr sieht er vor allem das Geschäft mit Diabetesmedikamenten sowie jenes mit Präparaten gegen Lungenerkrankungen.

Ungemach droht dem bei Anlegern äusserst beliebten Biotechnologiesektor auch im Zusammenhang mit sogenannten Biosimilars. Vergangene Nacht sprach sich eine Expertengruppe der US-Gesundheitsbehörde FDA erstmals für die Zulassung eines Nachahmerpräparats des Verkaufsschlagers Neupogen von Amgen aus. Das von der Novartis-Tochter Sandoz entwickelte Biosimilar zeige keine bedeutsamen klinischen Unterschiede zum Originalmedikament, so die Experten.

Branchenbeobachtern zufolge könnte eine Zulassung dieses Präparats den Weg für weitere Biosimilars ebnen, was die rekordverdächtig hohen Margen amerikanischer Biotechnologieunternehmen ebenfalls in Frage stellen würde.

In den vergangenen Jahren ist viel Geld in die Biotechnologieaktien geflossen. Dieser Zufluss hat sich zuletzt beschleunigt, gilt der Sektor doch als sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Erst gestern wurde bekannt, dass der US-Milliardär Paul E. Singer seine an BB Biotech gehaltene Beteiligung substanziell erhöht hat. Der Gründer der beiden Hedgefonds Elliott und Cornwall hält neu 5,47 Prozent an der Schweizer Beteiligungsgesellschaft. Die Meldung liess die Aktien von BB Biotech vorübergehend um mehr als 7 Prozent und damit auf einen neuen historischen Höchststand klettern.

Für gewöhnlich sind solche Marktreaktionen ein klares Signal für eine Überhitzung. Vor dem Hintergrund des sich am Horizont zusammenbrauenden Gewitters ist meines Erachtens durchaus Vorsicht angebracht. Bleibt zu hoffen, dass den hiesigen Branchenvertretern wie Basilea und Molecular Partners (siehe meine Aktienfavoriten für 2015) bei einem Rückschlag im amerikanischen Biotechnologiesektor keine zu grossen Kollateralschäden drohen.

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In den letzten Tagen trafen gleich mehrere Wortmeldungen zu den Schweizer Bankaktien ein. Diese lassen keinen Zweifel daran: Ausländische Marktakteure mischen hierzulande ihre Karten neu.

Gestern stufte Barclays Capital die Namenaktien der UBS mit einem Kursziel von neu 20 (17) Franken von "Equal-weight" auf "Overweight" hoch. Aufgrund der starken Eigenkapitalbasis und der dadurch guten Dividendenaussichten zählen die Briten die Schweizer Grossbank zu den erklärten Favoriten für 2015. Allerdings zeigen sie auch sichtlich Gefallen an den mit "Overweight" und einem Kursziel von 30 Franken empfohlenen Papieren der Erzrivalin Credit Suisse.

Ebenfalls gestern flimmerte eine Rückstufung der Deutschen Bank für die Aktien von Julius Bär über die Bildschirme. Der viel beachtete Experte erhöht das Kursziel zwar leicht auf 47 (46) Franken, reduziert gleichzeitig aber seine Anlageempfehlung von "Buy" auf "Hold".

Noch am selben Tag stufte sein für Oddo Securities tätiger Berufskollege die Papiere der Zürcher Traditionsbank sogar von "Buy" auf "Reduce" zurück. In Erwartung einer hohen Busse im Steuerstreit mit den USA passen die Franzosen das Kursziel auf 43,80 (45) Franken an. Neu zum Kauf empfohlen werden hingegen die Valoren der UBS und zwar mit einem Kursziel von 22,70 (19) Franken. Allem Anschein nach weckt das reichlich vorhandene Überschusskapital bei Oddo Securities Dividendenfantasien.

Heute nun legt mit Merrill Lynch ein mächtiges amerikanisches Bankinstitut nach und senkt die Anlageempfehlung für die Aktien der Credit Suisse mit einem neu 24 (29) Franken lautenden Kursziel von "Neutral" auf "Underperform". Die strengeren Eigenmittelvorschriften würden entweder eine weitere Kapitalerhöhung oder aber eine Dividendenkürzung notwendig machen, so der verantwortliche Experte. Bei der Rivalin UBS hält er die Dividendenerwartungen ebenfalls für zu hoch, weshalb er auch diese Papiere mit einem Kursziel von neu 19 (24) Franken von "Buy" auf "Neutral" zurückstuft.

Es macht den Anschein, als ob die Aktien der UBS ihre Favoritenrolle auch weiterhin halten können. Jene der Credit Suisse stossen aufgrund der bekannten Spekulationen hingegen auf keine Gegenliebe. Nicht ohne Grund notieren die Papiere der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken in der Nähe ihrer Mehrjahrestiefststände.