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Schon als der Swiss Market Index (SMI) ab Mitte September unter Verkaufsdruck geriet, spielte Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär mit dem Gedanken, seine positive Einschätzung zu überdenken. Dann legten sich die Wogen allerdings wieder. Die Welt des bekannten Markttechnikexperten schien in bester Ordnung.

Doch weit gefehlt: Nach den Verlusten von letzter Woche zieht Pocinci nun die Reissleine und stuft den SMI von "Bullish" auf "Inline" herunter.

Und um diesem Schritt den nötigen Nachdruck zu verleihen, kippt der Experte mit Alcon, Holcim, Kühne+Nagel und Nestlé gleich vier SMI-Titel aus seinem "Swiss Equities Portfolio".

Er widerspricht damit dem hauseigenen Aktienstrategen Mathieu Racheter. Letzterer räumt dem Schweizer Aktienmarkt schon eine ganze Weile ein überdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles ein und sieht in der jüngsten SMI-Schwäche gar eine gute Einstiegsmöglichkeit.

Entwicklung des SMI im bisherigen Jahresverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Für Racheter sind Schweizer Aktien aufgrund ihrer langfristig überdurchschnittlichen Entwicklung einer der Eckpfeiler seiner Aktienallokation. Der SMI habe in den letzten vier Jahrzehnten nicht nur in inflationären, sondern auch in disinflationären Phasen überaus gut Abgeschnitten, so der Stratege weiter.

Die Unterschiede zwischen fundamentaler und technischer Analyse in allen Ehren, würde der Bank Julius Bär etwas mehr gelebte "unité de doctrine" nicht schaden. Fast schon Vorbildfunktion hat diesbezüglich seit der Credit-Suisse-Integration übrigens die UBS.

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Mit mehr als 2000 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen zählt der Fondsanbieter Capital Group zu den ganz Grossen an den Finanzmärkten. Auch in den Grossaktionariaten hiesiger Unternehmen sind die Amerikaner regelmässig zu Gast. Die vielen Kundengelder wollen ja schliesslich angelegt sein.

Beim Pharmazulieferer Lonza haben sie sich zuletzt allerdings von Aktien getrennt. Zumindest geht das so aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Als Verkäufer musste sich der Fondsanbieter nur deshalb zu erkennen geben, weil dadurch die Stimmrechtsschwelle von drei Prozent unterschritten wurde. Das wiederum löste eine Meldepflicht aus.

Die Meldepflicht geht übrigens auf die Zeit kurz nach dem diesjährigen Investorentag von Mitte Oktober zurück. Lonza enttäuschte damals mit der Aussage, wonach 2024 zu einem Übergangsjahr fürs Unternehmen werde. Auch von den neu kommunizierten Mittelfristzielen hatte man sich rückblickend mehr erhofft. Nicht eben wenige Analysten mussten daraufhin bei ihren Schätzungen den dicken Korrekturstift ansetzen.

Kursdebakel bei den Aktien von Lonza in den letzten Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Nun sahen sich wohl auch die Fonds-Manager der Capital Group gezwungen, über die Bücher zu gehen. Hielten sie beim Pharmazulieferer aus Basel in der Spitze einst mehr als fünf Prozent der Stimmen, sind es mittlerweile also nicht einmal mehr drei Prozent.

Als ob das Kursdebakel der letzten Wochen nicht schon genug der Schmach für den langjährigen Verwaltungsratspräsidenten Albert Baehny wäre, treten nun auch erste Grossinvestoren den Rückzug an. Zugegeben: Für gewöhnlich geht das eine Hand-in-Hand mit dem anderen.

Ich schrieb am letzten Freitag wie folgt zum Thema Lonza:

Und tatsächlich sind seither keine weiteren Abstufungen mehr eingetroffen. Dennoch bleiben die Valoren des einstigen Vorzeigeunternehmens unter Druck – vermutlich eben gerade wegen Verkäufen aus dem Grossaktionariat.

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