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Nicht nur die Leitbörse in New York, auch der Schweizer Aktienmarkt ist fest in der Hand ausländischer Grossinvestoren. Der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock, die bekannte Fondsgesellschaft Fidelity oder die bestens vernetzte amerikanische Investmentbank Goldman Sachs geben den Ton an. In Anbetracht einer derart geballten Macht verkommen selbst unsere grössten Versicherungen und Pensionskassen zu Statisten.

Bei den 30 im Swiss Leaders Index (SLI) vertretenen Unternehmen entfallen mehr als 80 Prozent des Aktienkapitals auf Aktionäre aus dem Ausland, so zeigt eine schon etwas ältere Erhebung der UBS. Den mit Abstand grössten Anteil machen Investoren aus dem angelsächsischen Raum aus. Gut 50 Prozent des Aktienkapitals der Unternehmen aus dem SLI entfällt auf sie.

Von der geballten Macht ausländischer Grossinvestoren zeugen auch die fast täglich von der Schweizer Börse SIX publizierten Beteiligungsmeldungen, wenn wichtige Schwellenwerte beim Stimmenanteil verletzt werden. Längst sind solche Mitteilungen zum "courant normal" verkommenen.

Erst vor wenigen Tagen machte eine Beteiligungsveränderung durch Dodge & Cox Schlagzeilen. Der bekannte amerikanische Substanzinvestor warf Aktien von LafargeHolcim auf den Markt. Die Öffentlichkeit hätte nie davon erfahren, wäre der Stimmenanteil dadurch nicht von 3,15 auf 2,88 Prozent und damit unter den Schwellenwert von 3 Prozent gefallen.

Zuvor hatte schon Harris Associates beim Weltmarktführer aus der Ostschweiz Geld vom Tisch genommen. Der Grossaktionär bewies im Februar letzten Jahres eine gute Nase, als er seine Beteiligung bei Kursen unter 35 Franken kräftig aufstockte.

Wenn sich Grossinvestoren wie Dodge & Cox oder Harris Associates so offensichtlich von Aktien eines Unternehmens trennen, ist dem eine gewisse Signalwirkung nicht abzusprechen.

Ebenfalls eine grosse Nummer in der Vermögensverwaltung ist die amerikanische Capital Group. Eigenen Angaben zufolge ist sie Herrin über die astronomisch hohe Summe von 1,4 Billionen Dollar und hält hierzulande unter anderem an Zurich Insurance Group, UBS und Credit Suisse substanzielle Beteiligungen.

Jene an den beiden Schweizer Grossbanken haben die Amerikaner zuletzt allerdings reduziert. Bei der UBS bringt sie mittlerweile noch 2,99 (bisher: 3,01) Prozent der Stimmen auf die Waage, bei der Credit Suisse  sogar nur noch 2,89 (bisher: 4,9) Prozent. Beobachter sehen darin eine schallende Ohrfeige für Konzernchef Tidjane Thiam und seine Führungsriege.

In den letzten 12 Monaten hatten die CS-Aktien (rot) gegenüber jenen der UBS (grün) die Nase vorn (Quelle: www.cash.ch).

Noch immer ist unklar, ob die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken an der ursprünglich geplanten Publikumsöffnung der Universalbank Schweiz festhält oder aber über eine hundsgewöhnliche Bezugsrechtsemission frisches Kapital aufnimmt.

Ebenfalls Signalwirkung haben die Aktienverkäufe des UBS Fund Management beim Ostschweizer Hörgerätehersteller Sonova. Meldepflichtig wurde der Fondsanbieter, weil der Stimmenanteil dabei unter den Schwellenwert von 3 Prozent fiel. Im Gegenzug wurde die an Bâloise gehaltene Beteiligung auf 3,03 Prozent ausgebaut. Erst vor wenigen Wochen wartete der traditionsreiche Versicherungskonzern aus Basel mit einem soliden Zahlenkranz und einer grosszügigen Erhöhung der Jahresdividende auf.

Noch nicht vergessen ist die Rochade im Aktionariat von Leonteq. Rainer-Marc Frey stieg Mitte März in zwei kurz aufeinanderfolgenden Schritten mit 6,37 Prozent beim Anbieter strukturierter Produkte ein. Seither wird dem ehemaligen UBS-Verwaltungsrat und Schweizer Hedgefonds-Pionier eine weitere Erhöhung seines Aktienpakets nachgesagt. Offenbaren muss sich Frey erst wieder bei einem Ausbau seines Aktienpakets auf über 10 Prozent. Ob sein Engagement bei Leonteq unter einem besseren Stern als jenes des Vermögensverwalters Veraison steht, wird sich zeigen müssen.

Mit einer frechen Wette dagegen hält Renaissance Technologies. Der auf mathematische Handelssysteme spezialisierte Hedgefonds hält bei Leonteq Veräusserungspositionen im Umfang von 3,01 Prozent.

Nicht alle trauen dem Kurssprung bei den Leonteq-Aktien (rot); hier im Vergleich mit dem SPI (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Ein Kaufsignal lieferten die Handelssysteme allem Anschein nach bei den Aktien von Valora, ist Renaissance Technologies doch mit 3,01 Prozent beim Detailhandelskonzern aus Muttenz eingestiegen.

Ähnlich verhält es sich beim Vermögensverwalter GAM. Seit Freitag ist bekannt, dass Verwaltungsrat und Geschäftsleitung auf Kollisionskurs mit Rudolf Bohli und seinem RBR Strategic Fund gehen. Der für seine aktive Einflussnahme bekannte Grossaktionär muss nun andere namhafte Anteilseigner von seinem Vorhaben überzeugen und hinter sich scharen. Der mit Abstand grösste Aktionär von GAM heisst Silchester International und hält gut 15 Prozent der ausstehenden Aktien.

Beim Solarzulieferer Meyer Burger kaufte sich hingegen Henderson Global mit 3,12 Prozent ein. Damit befinden sich die Briten in guter Gesellschaft, zählt unter anderem doch auch der amerikanische Hedgefonds-Milliardär Dan Och zu den Anteilseignern des einstigen Börsenüberfliegers.
 

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