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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Bei SMI-Schwergewicht Roche und Sorgenkind Credit Suisse spielt sich Ungewöhnliches ab

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche unter anderem: Merkwürdige ausserbörsliche Transaktion bei der Credit Suisse - Und: Auffälligkeiten rund um den Dividendenabgang bei Roche.

17.03.2023   12:30
Von cash Insider
Blick auf den Paradeplatz mit. Im Bild die Grossbanken Credit Suisse und UBS.

Blick auf den Paradeplatz mit. Im Bild die Grossbanken Credit Suisse und UBS.

Quelle: imago images / Travel-Stock-Image

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Was war das nur wieder für eine Woche. Insbesondere die Geschehnisse rund um die Credit Suisse hielten uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten ganz schön auf Trab – und sorgten weit über die Landesgrenze hinaus für Verwerfungen an den Aktienmärkten.

Allerdings muss ich meinen Redaktionskollegen ein Kränzchen winden. In den letzten Tagen versorgten sie unsere Leserinnen und Leser laufend mit den brandaktuellsten Meldungen, Hintergrundinformationen und Kommentaren zum Thema. Chapeau!

Nicht nur wir Medienschaffende, auch die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse blicken auf eine ziemlich bewegte Woche zurück. Ich will da gar nicht erst daran denken, wie man die letzten Tage in den Büroräumlichkeiten der Grossbank erlebt hat.

Rückblickend begann die Woche ja eigentlich für einmal mit guten Neuigkeiten, wurde doch bekannt, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) kein aufsichtsrechtliches Verfahren gegen Axel Lehmann anstrebt. Im Zentrum standen Aussagen des Verwaltungsratspräsidenten vom Dezember, wonach sich der Abfluss von Kundengeldern stabilisiert habe. Umso grösser war der Schock, als die Grossbank dann im Februar einräumen musste, dass im vierten Quartal unter dem Strich mehr als 110 Milliarden Franken abgezogen worden seien.

Trotz dieser eigentlich guten Nachricht für die Credit Suisse und ihren Präsidenten, gaben die Aktien schon am Montag deutlich nach. Keine 48 Stunden später überschlugen sich dann die Ereignisse. Nachdem ein Vertreter des Grossaktionärs aus Saudi-Arabien weitere Finanzspritzen gegenüber Bloomberg ausschloss, tauchte der Kurs erstmals in der Firmengeschichte auf unter 2 Franken. Von dort aus verselbständigten sich die Dinge – wobei erstmals auch die Kosten für Kreditabsicherungen kräftig stiegen.

Kursseitige Achterbahnfahrt der Credit-Suisse-Aktien der letzten Tage (Quelle: www.cash.ch)

Es dürfte nicht nur den warnend hohen Kosten für Kreditabsicherungen, sondern auch der gewaltigen medialen Aufmerksamkeit geschuldet gewesen sein, dass sich von Mittwoch auf Donnerstag die Schweizerische Nationalbank (SNB) einschaltete und seither ihre schützende Hand über die Credit Suisse hält.

Einen Sonderbeschluss hierfür brauchte es nicht, kann die SNB im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags einer inländischen Bank gegen Sicherheiten doch Gelder zur Verfügung stellen. Mit ihrem Einschreiten haben Thomas Jordan und seine Direktoriumskollegen der Grossbank vor allem eines: Zeit erkauft. Der Markt für Kreditabsicherungen signalisiert jedenfalls noch immer eine gehörige Portion Skepsis.

Wir Medienschaffenden müssen uns angesichts der Ereignisse vom Mittwoch selber ein bisschen bei der Nase nehmen. Man kann eine (Vertrauens-)Krise nämlich auch herbeireden – oder besser gesagt: herbeischreiben. Das insbesondere in der Finanzindustrie, wo Vertrauen als das womöglich wertvollste Aktivum überhaupt gilt. Anders als noch vor einigen Jahren tragen die sozialen Medien mittlerweile das ihre bei und sorgen für einen regelrechten Flächenbrand.

Doch auch was der saudische Grossaktionär mit seinen Aussagen bezwecken wollte, erschliesst sich mir nicht. Denn nicht nur die Mitaktionäre verloren am Mittwoch viel Geld. Wie mein verstorbener Grossvater stets zu sagen pflegte: Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, sagt man besser nichts.

Ich bin gestern Donnerstag übrigens über etwas ziemlich Interessantes gestolpert: Um kurz vor halb zwei Uhr nachmittags wechselte bei der Credit Suisse ausserbörslich mal eben schnell ein Block über 600'000 Aktien zu Kursen von 2,377 Franken die Hand. Das ist insofern merkwürdig, als dass im regulären Handel in der Spitze bloss Kurse von bis zu 2,25 Franken bezahlt wurden. Von der Grösse her ist der Block mit einem Marktwert von etwas mehr als 1,4 Millionen Franken zugegebenermassen zwar vernachlässigbar. Dennoch habe ich keine Erklärung für den merkwürdig hohen Durchschnittskurs.

Andere Themen rückten angesichts der geradezu erdrückenden Medienpräsenz der Credit Suisse übrigens ziemlich in den Hintergrund. Selbst der EZB-Präsidentin Christine Lagarde stahl die Grossbank gestern fast ein bisschen die Show.

Wenden wir uns nun aber trotzdem auch noch anderen Themen zu. Ich denke da etwa an die Ergebnisveröffentlichung von Stadler Rail. Auch im vergangenen Jahr schrammte der Zugbauer mit einem Umsatz von 3,75 Milliarden Franken und einem Reingewinn von 75 Millionen Franken leider an den Erwartungen vorbei. Analysten waren durchschnittlich von einem Gewinn von 127 Millionen Franken bei einem Jahresumsatz von 3,84 Milliarden Franken ausgegangen.

Zugegeben: Die vergangenen 12 Monate waren nicht ohne für Firmenpatron Peter Spuhler und seine Belegschaft. Ich denke da etwa an den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und die unrühmliche Rolle Weissrusslands in diesem Konflikt – zumal der Zugbauer dort ja über ein Werk verfügt. Hinzu kommen ungünstige Währungsfluktuationen in Form eines starken Frankens.

Kursentwicklung der Stadler-Rail-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Doch auch wenn man den Blick in den Rückspiegel lässt und durch die Windschutzscheibe der Stadler-Rail-Lokomotive blickt, bleibt die Landschaft eher karg. Das Unternehmen selbst geht für dieses Jahr von einem Jahresumsatz um 3,7 Milliarden Franken und einem operativen Gewinn (EBIT) zwischen 203,5 und 220 Millionen Franken aus. Beides liegt ebenfalls weit unter den von Analysten erwarteten 4,15 Milliarden Franken, respektive 270 Millionen Franken.

Kein Wunder, dass vermehrt Zweifel an der Erreichbarkeit der Mittelfristziele laut werden. Zur Erinnerung: Der Zugbauer strebt bis Ende 2025 ein jährliches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie eine Verbesserung der operativen Marge (EBIT) auf 7 bis 8 Prozent an. Daran ändert auch nichts, wenn Spuhler verlauten lässt, dass sein Unternehmen unter normalen Umständen sogar dazu imstande wäre, eine operative Marge (EBIT) von 8 bis 9 Prozent erzielen zu können.

Eigentlich folgt bei Stadler Rail schon seit dem Börsengang im April 2019 eine Enttäuschung auf die nächste. Einmal mehr zeigt sich: Randvolle Auftragsbücher zu haben ist das eine, diese in Umsätze und Gewinne umzumünzen hingegen etwas ganz anderes.

Seit dem gestrigen Donnerstag werden die Valoren von Roche ex Dividende gehandelt. Nicht nur die Inhaberaktionäre, auch die Genussscheinhalter bekommen vor Abzug der Verrechnungssteuer 9,50 Franken je Titel ausbezahlt.

Da überrascht mich doch, dass die beiden Titelkategorien den Dividendenabgang unterschiedlich gut wegsteckten. Während die Genussscheine um 4 Franken tiefer aus dem Handel gingen, machten die Inhaberaktien fast die ganzen 9,50 Franken wett. Im Zuge dessen schwoll der Écart zwischen den beiden Titelkategorien wieder auf knapp 8 Prozent an.

Ich kann mir das bessere Abschneiden der Inhaberpapiere rund um den Dividendenabgang eigentlich nur damit erklären, dass die Bereitschaft, die Dividende wieder anzulegen, bei den Inhaberaktionären grösser war als bei den Genussscheinhaltern. Waren da etwa sogar die Familienaktionäre am Werk...?!

Vielleicht lichtet sich der Nebel ja bis nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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7 Kommentare

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mazu49

Aber die Roche Dividenden werden doch erst am Montag, 20. März ausbezahlt......

cash_insider

Börsengeschäfte werden mit «Valuta drei Tage» abgerechnet (T+2). Sprich: Das Geld aus der Dividende trifft am Montag gerade noch rechtzeitig ein.

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markus

Bei RO kaufen die Roche-Familien und legen die Dividenden wieder an. Bei ROG sind die Engländer daran ROG auf 200.00 zu drücken.... .... Roche ist das Geld nicht mehr wert

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spekulant

Was ist da die Vermutung dieser dubiosen Transaktion von 600'000 Aktien der CS. Da kauft einer ein solches Paket zum Aktienpreis über Börsenkurs zu CHF 2.37
Unvorstellbar. Was vermuteter da der Cash Insider. Antwort wäre interessant. Der muss ein böses Erwachen gehabt haben. Oder egal, wenn Geld und Spekulation keine Rolle spielt. Nicht mal " betrunken" würde ich so was tun.

cash_insider

Vielleicht ein Leerverkäufer, der seine Wette bei deutlich höheren Kursen eingegangen ist und sich das nun erlauben kann? Doch auch der bezahlt lieber die tieferen Marktpreise...

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welbeck

Kann eigentlich nicht sein, dass der Roche-Unterschied von der Wiederanlegung der Dividende abhängt, denn die Dividende wurde noch nicht ausbezahlt.

cashinsider

Selbstverständlich. Es geht schliesslich darum, Dividendengutschriften valutagerecht zu reinvestieren. Börsentransaktionen werden ja auch nicht gleichentags belastet 😉

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