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Am Hauptsitz von Sika im zugerischen Baar darf man zu Recht stolz auf die letzten Jahre sein. Nicht zuletzt dank klugen kleineren und mittelgrossen Firmenübernahmen steigerte der Baustoffhersteller den Gewinn Jahr für Jahr zweistellig.
Auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres legte das Unternehmen ein unglaubliches Tempo an den Tag. Zwar bremste der starke Franken das organische Umsatzwachstum auf knapp 10 Prozent. Dank Skaleneffekten, Effizienzverbesserungen und einer rigorosen Kostenkontrolle resultierte beim EBIT dennoch ein Plus von 21 Prozent und beim Reingewinn sogar ein solches von 26 Prozent.
Auf Basis dieses Zahlenkranzes sahen sich die Verantwortlichen am Tag der Ergebnisveröffentlichung sogar zu einer Erhöhung der eigenen Wachstumsprognosen veranlasst. Neu wird mit einem organischen Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen von 9 bis 11 Prozent nach zuvor 6 bis 8 Prozent gerechnet.
Der gewaltige Erfolg der letzten Jahre blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Aktienkurs. Alleine in den letzten zwei Jahren hat sich dieser nahezu verdoppelt. Seit dem Frühjahr 2009 haben sich die Aktien unter Miteinbezug der Dividendenzahlungen wertmässig nahezu verachtfacht.
In dieser Zeit hat sich der Bewertungsansatz allerdings verdoppelt. Selbst auf Basis grosszügiger Annahmen bezahlt man für Sika mittlerweile das Zwanzigfache des nächstjährigen Gewinns. Gegenüber ähnlich ausgerichteten Mitbewerbern entspricht das einem Aufschlag von knapp 20 Prozent. Qualität hat halt ihren Preis.
Interessant ist, was die UBS Investmentbank in einem Kommentar schreibt. Der hierzulande viel beachtete Verfasser warnt darin vor der ab dem kommenden Quartal schwierigeren Vergleichsbasis. Während die für das laufende Quartal mit jener des Vorquartals vergleichbar sei, drohe im Schlussquartal ein organisches Nullwachstum. Für die ersten drei Monate kommenden Jahres prognostiziert der Experte sogar ein negatives organisches Wachstum.
Etwas inkonsequent ist der Verfasser des Kommentars bei seiner Einschätzung der Aktien von Sika. Obschon sich vom 3740 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel gerademal ein Aufwärtspotenzial von 1,5 Prozent ableiten lässt, empfiehlt er die Papiere noch immer zum Kauf.
Ich rate jedenfalls dazu, beim Innerschweizer Baustoffhersteller günstigere Einstiegsgelegenheiten abzuwarten.
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Die Namenaktien von Meyer Burger stehen schon seit Montag unter Verkaufsdruck. Auch heute ist wieder solcher zu verzeichnen, erstmals begleitet von anziehenden Handelsaktivitäten.
Nachdem diesbezüglich mehrere Anfragen bei mir eingegangen sind, habe ich mich auf die Suche nach möglichen Gründen für den Kurszerfall gemacht. In einem Kommentar der Credit Suisse zur chinesischen Solarindustrie bin ich fündig geworden.
Dem Kommentar entnehme ich, dass das amerikanische Handelsministerium am späten Freitag erstmals konkrete Zahlen für die Strafzölle für Solarzellen und –module aus China und Taiwan veröffentlicht hat. Den Experten der Schweizer Grossbank zufolge fallen diese je nach Anbieter unterschiedlich hohen Ansätze deutlich über den Erwartungen aus.
Nur um ein paar Anschauungsbeispiele zu geben: Anstatt 18,6 Prozent werden Solarzellen und –module aus dem Hause Trina Solar mit einem Strafzoll von 29,3 Prozent belegt, die von Yingli und JA Solar mit 47,3 Prozent anstatt 26,9 Prozent und jene kleinerer Anbieter mit durchschnittlich 191,9 Prozent anstatt 26,9 Prozent. Die Regelung gilt neu auch für taiwanesische Solarunternehmen wie Gintech oder Motech, die den Markt zuletzt mit Billigmodulen geflutet hatten. Ihnen drohen Strafzölle von bis zu 44,2 Prozent.
Für die Experten der Credit Suisse ist diese Entwicklung ganz klar negativ für die betroffenen Anbieter, droht ihnen in den USA doch ein substanzieller Nachfragerückgang. Dieser dürfte sich auch in der Investitionsbereitschaft chinesischer und taiwanesischer Solarunternehmen niederschlagen und die Auftragsflaute bei Meyer Burger und seinen Rivalen weiter in die Länge ziehen.
Wichtige Anhaltspunkte verspreche ich mir beim im bernischen Gwatt niedergelassenen Solarzulieferunternehmen von der für den 12. August angesetzten Veröffentlichung der Halbjahreszahlen.
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Erst am Montag traf aus Übersee eine Rückstufung für die Namenaktien der Zurich Insurance Group ein. Bernstein Research reduzierte das Anlageurteil für das hiesige Traditionsunternehmen von "Market Perform" auf "Underperform" und strich gleichzeitig das Kursziel auf 240 (250) Franken zusammen.
Heute nun legt mit RBC Capital Markets ein ebenfalls viel beachtetes Bankinstitut nach. In einem Kommentar stuft der Verfasser die Papiere mit einem neu 280 (300) Franken lautenden Kursziel von "Outperform" auf "Sector Perform" zurück. Trotz ermutigenden Restrukturierungsplänen erwartet der Experte bei der Eigenkapitalrendite keine raschen Verbesserungen. Eine Erhöhung der Dividende werde noch Jahre auf sich warten lassen. Deshalb traut er den Aktien über die kommenden zwölf Monate bestenfalls eine Seitwärtsbewegung zu.
Dass der Experte seine diesjährigen Annahmen für den operativen Gewinn wie sein für Bernstein Research tätiger Berufskollege zuvor um 13 Prozent zusammenstreicht, schürt im Handel die Angst vor einer weiteren Ergebnisenttäuschung. Die Aktionäre der Zurich Insurance Group müssen sich noch bis zum 7. August gedulden. Erst dann wird das Versicherungsunternehmen seinen Zahlenkranz für das erste Halbjahr vorlegen.