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Was mussten sich die Direktoren der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den letzten Wochen nicht alles anhören. Von hiesigen Politikern wurden sie als knausrig beschimpft, vom amerikanischen Schatzamt gar als "Währungsmanipulatoren" abgestempelt. Beides Vorwürfe, die ich selbst als leidenschaftlicher Gegner negativer Einlagezinsen nicht gelten lassen kann. Schliesslich machen die Verantwortlichen einfach nur ihre Arbeit. Und das nach bestem Wissen und Gewissen, wenn ich den pflichtbewussten Direktoriums-Präsidenten Thomas Jordan richtig einschätze.

Seit diesem Wochenende steht nun ein weiterer - ja geradezu ungeheuerlicher - Vorwurf im Raum. Absender ist ein genauso bekannter wie auch hierzulande vielgelesener Börsenbrief aus Deutschland, in Händlerkreisen aufgrund seiner Herkunft auch als "Düsseldorfer" bekannt. In ihrer neusten Ausgabe bezichtigen die Autoren die SNB nichts geringerem als der Manipulation des eigenen Aktienkurses. Sie halte die Aktien zu Kursen unterhalb von 5000 Franken fest, schimpfen sie. Auch die Geschäftsbanken kriegen im Börsenbrief ihr Fett weg, müssen sie doch als Komplizen herhalten.

Auch sonst geizen die Autoren nicht an Kritik. Sie werfen der SNB unter anderem vor, ihre Ergebnisse gekonnt und eindrucksvoll zu frisieren – bloss um einen möglichst geringen Jahresgewinn ausweisen zu müssen. Ihnen ist ganz offensichtlich die milliardenschwere Äufnung der Reserven ein Dorn im Auge.

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne erinnern sich womöglich noch an den mysteriösen Höhenflug vom Sommer 2017, als sich die Aktien der SNB innerhalb weniger Wochen mal eben schnell im Kurs verdoppelten. Nach wochenlangen Recherchen konnte ich das Geheimnis damals lüften und den deutschen Börsenbrief als Urheber des Kursfeuerwerks demaskieren. Der Börsenwert von 215 Millionen Franken stehe in einem krassen Missverhältnis zur Substanz in Höhe von 1,2 bis 1,4 Milliarden Franken, so die ursprüngliche Idee der Autoren.

Hätten sie das Nationalbanken-Gesetz studiert, wäre den Autoren schon damals bewusst gewesen, dass die SNB-Aktionäre über die Jahresdividende hinaus keinerlei finanziellen Anspruch haben. Und selbst erstere ist fest in Stein gemeisselt.

Ich fand am 21. August 2017 denn auch klare Worte:

...und...

Was ich damals noch nicht ahnte: Im Zuge weiterer Kaufempfehlungen durch den Börsenbrief liessen aggressive Käufe aus unserem nördlichen Nachbarland den Aktienkurs der SNB in die Nähe von 10'000 Franken weitersteigen. Wer nahe der Höchstkurse zulangte, verbrannte sich gehörig die Finger. Mittlerweile kosten die Papiere keine 5000 Franken mehr.

Die Aktien der SNB blicken auf bewegte fünf Jahre zurück (Quelle: www.cash.ch)

Die jetzige Reaktion der Autoren zeugt von Verbitterung. Die Idee – so abstrus sie bis zum heutigen Tag wirkt – scheint auch dreieinhalb Jahre später nicht aufzugehen. Wie die jüngsten Aussagen vermuten lassen, sind die Autoren nicht etwa schlauer geworden. Stattdessen rechnen sie sogar vor, dass jeder SNB-Aktie mit einem Kurswert von knapp 5000 Franken ein tatsächlicher Wert von 1,2 Millionen Franken gegenübersteht. Ihr Tipp deshalb: Schenken Sie den Enkeln je eine SNB-Aktie auf dem Weg zur ersten Million. Zeitpunkt offen.

Da drängt sich mir für die lieben Enkel doch manch attraktivere Aktie auf – auch wenn meine beiden halberwachsenen Töchter noch keinen Kinderwunsch hegen. Um puncto Titelwahl konkret zu werden, verweise ich auf meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2021.

Und was die Manipulationsvorwürfe des Börsenbriefs anbetrifft, wüsste ich unter uns gesagt nicht, was die SNB für ein Interesse daran haben könnte, den Kurs der eigenen Aktie zu drücken. Für mich riecht das Ganze schon fast nach einer etwas gar leicht durchschaubaren Verschwörungstheorie...

 

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