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Zwei Schritte vor – und wieder zwei zurück. In etwa so liesse sich das Börsengeschehen der letzten Tage umschreiben. Am breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) gemessen, steuert der Schweizer Aktienmarkt auf einen sehr knappen Wochengewinn zu.
Die wirklich kursrelevanten Unternehmensnachrichten sind spärlich gesät und die Handelsumsätze über weite Strecken ungewöhnlich dünn für diese Jahreszeit. Bei Nestlé hatten am Dienstag bis um 16 Uhr bloss Aktien im Gesamtwert von 96 Millionen Franken die Hand gewechselt. Tags zuvor waren es bis um 14 Uhr sogar bloss Titel im Gesamtbetrag von 42 Millionen Franken.
Käuferstreik trifft auf Verkäuferstreik, so könne man meinen. Es ist, als hätten sich die Marktakteure – zumindest innerlich – bereits in die Sommerferien verabschiedet.
Zu den hiesigen Börsenüberfliegern der letzten Wochen zählen die Aktien von Santhera. Das kleine Pharmaunternehmen aus Pratteln bringt knapp 50 Prozent mehr an Börsenkapitalisierung auf die Waage als noch Mitte Mai.
Nun will man weg vom Schmuddel-Image des "Penny Stocks", was ich durchaus nachvollziehen kann. Geplant ist ein sogenannter "Reverse-Split" im Verhältnis von 10 zu 1. Sprich: Bisherige Aktionärinnen und Aktionäre erhalten für jeweils 10 alte Aktien eine neue. Es handelt sich dabei um eine beliebte Massnahme, um den Aktienkurs auf deutlich über einen Franken zu hieven und so den anrüchigen Ruf des "Penny Stocks" loszuwerden.
Schweizer Aktienfavoriten: Kleinstanleger mischen an der Börse wieder kräftig mit |
So weit, so gut – wäre da nicht der "Fluch des Reverse-Splits". Denn weder dem Pharmaunternehmen Relief Therapeutics, noch dem Nahrungsergänzungsmittelhersteller Evolva bekam der Reverse-Split jüngst gut. Die Aktien von Relief Therapeutics gingen vor gut vier Wochen bei 15 Franken in den Handel, kosteten zuletzt jedoch keine 3 Franken mehr. Bei Evolva geht der Reverse-Split sogar auf Ende April zurück. Doch auch für diese Valoren ging es seither von 17,50 auf etwas mehr als 10 Franken zurück.
Ich schrieb Mitte Mai wie folgt zum Thema:
Seit Evolva vor wenigen Wochen einen "Reverse-Split" im Verhältnis von 250 zu eins durchgeführt hat, sind die Valoren des Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln diesen anrüchigen Ruf nun endlich los. Das hat allerdings seinen Preis, errechnet sich seither doch ein sattes Minus von mehr als 20 Prozent. Dass Aktien nach einem "Reverse-Split" unter Verkaufsdruck geraten, ist nicht eben ungewöhnlich. Ich sehe darin sogar schon fast ein bisschen einen Fluch.
Mittlerweile beläuft sich das Minus auf mehr als 40 Prozent. Das dürfte insbesondere den beiden grössten Aktionären Pictet Asset Management (knapp 9 Prozent) und Veraison (gut 5 Prozent) wohl so gar nicht gefallen. Beide Investoren haben sich zu deutlich höheren Kursen eingenistet.
Aktienkursentwicklung bei Evolva über die letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Ich bin jedenfalls neugierig, ob auch die Aktien von Santhera den "Fluch des Reverse-Splits" zu spüren bekommen. Die Aktionärinnen und Aktionäre des Pharmaunternehmens entscheiden am 27. Juni über diesen Vorschlag.
Zu grösseren Kursausschlägen kam es in den letzten Tagen auch bei den Valoren von Idorsia und BKW. Das Baselbieter Pharmaunternehmen Idorsia liess am frühen Dienstagmorgen in einer Mitteilung an die Medien durchblicken, dass man in exklusiven Verkaufsverhandlungen für das Asien-Pazifik-Geschäft stehe, um den Geldhunger zu stillen.
Diese Neuigkeit liess den Aktienkurs in der ersten Handelsstunde von 8 auf fast 10 Franken hochschiessen. Leerverkäufer, welche auf eine stark verwässernde Kapitalerhöhung gehofft hatten, zogen sich aus den Papieren zurück, wie mir berichtet wird. Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zufolge liefen Ende Mai an der Börse noch Wetten im Umfang von mehr als 21 Prozent aller ausstehenden Titel gegen Idorsia. Selbst im Wissen, dass es sich bei Teilen davon um sogenanntes "Delta-Hedging" einiger grosser Wandelanleihe-Gläubiger handeln dürfte.
Rückblickend erwies sich das Kursfeuerwerk dann aber als blosses Strohfeuer. Mittlerweile kosten die Aktien der Baselbieter sogar weniger als am Abend vor der Medienmitteilung. Die vielen Analystenstimmen zusammengefasst, erklärt sich diese Skepsis wie folgt: Mit dem Verkauf des Asien-Geschäfts würde quasi das Tafelsilber verhökert. Die künftigen Ertragsströme aus diesem Geschäftszweig würden dann fehlen. Ausserdem wähnen Analysten Idorsia in einer offensichtlich schlechten Verhandlungsposition, ist doch auch der Gegenpartei bewusst, dass dem Unternehmen langsam aber sicher das Geld ausgeht.
Da frage ich mich auch als Aussenstehender, weshalb die Baselbieter rückblickend so lange zugewartet und nicht schon beizeiten in den sauren Apfel einer Kapitalerhöhung gebissen haben. Hatte man zu lange auf eine andere, elegantere Lösung gehofft...? Die Leerverkäufer haben jetzt jedenfalls ein ziemlich leichtes Spiel.
Für die Aktien der BKW hingegen ging es selbentags in die entgegengesetzte Richtung: Nach einer Herunterstufung von "Buy" auf "Sell" bei einem 12-Monats-Kursziel von 150 (zuvor 155) Franken durch die UBS schienen am Dienstag sämtliche Dämme zu brechen. Bei Börsenschluss resultierte ein Minus von mehr als 12 Prozent.
UBS-Analyst Bosco Ojeda warnt vor rückläufigen Strompreisen bei gleichzeitig geringeren Preisaufschlägen und kürzt seine Gewinnschätzungen um durchschnittlich 8 Prozent. Neuerdings liegen seine Erwartungen um bis zu 17 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken.
Abschneiden der BKW-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
Interessant erscheint mir die Verkaufsempfehlung aus dem Hause UBS insbesondere deshalb, weil die grösste Schweizer Bank die Aktien von BKW im Auftrag des Stromherstellers selber mitverfolgt. Das verrät mir der Wortlaut "Sponsored Research" auf der 21 Seiten starken Unternehmensstudie. Da dürfte in Bern wohl jemand nicht ganz so erfreut darüber sein...
Nachdem hierzulande in den letzten zwei Wochen kaum Umstufungen aus der Analystengemeinde eintrafen, zeichnet sich diesbezüglich eine Belebung ab. Ob diese Belebung von Dauer ist und welche Aktien betroffen sein werden, wissen wir nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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