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Am Hauptsitz von Basilea in Basel dürfte in den letzten Wochen Ruhe eingekehrt sein. Die Übernahmespekulationen von Ende Januar sind mittlerweile wieder verstummt, und die von den Aktionären an der Generalversammlung beschlossene Sonderdividende wurde vom Unternehmen - wenn auch zähneknirschend - entrichtet.

Aus Genf erreicht mich heute ein Kommentar von Helvea. Darin empfiehlt der Verfasser die Namenaktien nach einer Telefonkonferenz mit dem Unternehmen mit einem Kursziel von 105 Franken zum Kauf. Der Experte fühlt sich von den Aussagen der Firmenverantwortlichen in seiner positiven Haltung bestätigt. Sein Zeitplan für die produktseitigen Meilensteine der kommenden Jahre decke sich mehr oder weniger mit jenem des Unternehmens. Ausserdem habe Basilea ihm gegenüber die in den USA beobachteten Verbesserungen im regulatorischen Gefüge für Antibiotika bestätigt.

Der Experte rechnet bei den Entwicklungsprojekten im weiteren Jahresverlauf mit wichtigen Fortschritten. Obschon er bei Ceftobiprole zumindest in Europa mit einer Marktzulassung rechnet, lässt der Experte vorerst noch keine Ergebnisbeiträge dieses Antibiotikums in sein Bewertungsmodell einfliessen. Von Ceftobiprole ausgehend, sieht man bei Helvea vom Kursziel von 105 Franken aus ein weiteres Aufwärtspotenzial von bis zu 61 Franken je Aktie. Davon liesse sich vom gestrigen Schlusskurs eine Verdreifachung ableiten.

Auch wenn sich die Spekulationen um Basilea in den letzten Wochen wieder gelegt haben, läuft das Unternehmen Gefahr, von einem grösseren Mitbewerber übernommen zu werden. Selbst nach dem kürzlichen Dividendenabgang schwimmen die Basler noch immer in Barmitteln. Darüber hinaus hat die Wahrscheinlichkeit zugenommen, dass es die Schlüsselprodukte des Unternehmens nicht nur in Europa, sondern auch in den USA auf den Markt schaffen.

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So richtig zu überzeugen weiss das heute von Adecco für das veröffentlichte Ergebnis nicht. Nicht nur beim Umsatz, auch auf den Stufen EBITA und Reingewinn blieb die Geschäftsentwicklung im zurückliegenden ersten Quartal teilweise deutlich hinter den Konsensschätzungen zurück.

Überzeugen konnte der Westschweizer Stellenvermittler nur gerade im Schlüsselmarkt Frankreich. In Nordamerika und auch in Japan wurden die Markterwartungen hingegen klar verfehlt. Dass die vorwiegend positiv gestimmten Analysten die Differenz zwischen der effektiven Umsatzentwicklung und den Konsensschätzungen mit der gegenüber dem Vorjahr geringeren Anzahl Wochentage begründen, grenzt dabei schon fast an Augenwischerei. Denn kein Experte kann sagen, er sei sich des in diesem Jahr frühen Osterwochenendes nicht bewusst gewesen.

Ein flaues Gefühl im Bauch sollte den Aktionärinnen und Aktionäre von Adecco allerdings nicht die Umsatzentwicklung, sondern viel eher der im Jahresvergleich beobachtete Margenrückgang bereiten. Denn auf Stufe EBITA mussten die Westschweizer gegenüber dem ersten Quartal letzten Jahres einen Einbruch um nicht weniger als 80 Basispunkte hinnehmen. Mit ziemlich genau 3 Prozent liegt die EBITA-Marge denn auch weit hinter dem bis Ende 2015 definierten Ziel von mindestens 5,5 Prozent zurück.

Auch wenn sich der Markt heute mit den Aussagen zur Geschäftsentwicklung im April und dem ermutigenden Ausblick der Firmenverantwortlichen über die Ergebnisenttäuschung hinwegtröstet: Der Margenrückgang gibt zu denken und weckt Zweifel an der Nachhaltigkeit der heutigen Kursavancen. Denn auf die Verantwortlichen von Adecco wartet bis Ende 2015 noch eine ganze Menge Arbeit.

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Darf man Berichten aus dem Berufshandel Glauben schenken, dann treten heute in den Namenaktien von Nestlé vermehrt angelsächsische Marktteilnehmer als Verkäufer in Erscheinung.

Neben Sektorrotationen vermute ich auch ein Kommentar aus dem Hause UBS hinter den Abgaben. Im Kommentar warnt der viel beachtete Verfasser vor einer weiteren Wachstumsverlangsamung. Der Westschweizer Nahrungsmittelhersteller sei über die vergangenen fünf Jahre insbesondere im Bereich Powdered & Liquid Beverage gewachsen. Dieser Geschäftszweig habe in dieser Zeit mehr als einen Drittel zum organischen Wachstum beigetragen und generiere mittlerweile nahezu 30 Prozent des gruppenweiten EBITA.

Der Experte bezeichnet die Aussichten im Bereich Powdered & Liquid Beverage zwar weiterhin als gut. Der zunehmende Wettbewerb bei Nespresso, tiefere Kaffeepreise und die eher ungünstige geografische Ausrichtung in Asien spreche allerdings für eine Wachstumsverlangsamung. Obschon Nestlé bei der UBS als Kernanlage im Nahrungsmittelsektor bezeichnet wird, werden die Aktien weiterhin nur mit «Neutral» und einem 12-Monats-Kursziel von 65 Franken eingestuft.

Nach der Umsatzenttäuschung der ersten drei Monate werden die Westschweizer im weiteren Jahresverlauf den Beweis antreten müssen, dass das organische Wachstumsziel von 5 bis 6 Prozent dennoch erreicht werden kann. Ansonsten droht die mittlerweile stolze Bewertung zu einem Bumerang für die Aktionärinnen und Aktionäre von Nestlé zu werden.