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Eigentlich sollte der Börsengang der BravoFly Rumbo Group eine Erfolgsgeschichte werden. Zumindest auf dem Papier hatte der Online-Reiseanbieter alles, was es dafür braucht.

Mitte März informierte das Unternehmen die Öffentlichkeit erstmals über die bevorstehende Publikumsöffnung. Es verpackte auch gleich einen ersten Appetithappen in Form von Finanzkennzahlen für das Geschäftsjahr 2013 in die Pressemitteilung. Diese Zahlen waren geradezu spektakulär, kletterte der Umsatz doch um nicht weniger als 64 Prozent auf 123,2 Millionen Euro und der bereinigte EBITDA überproportional um 69 Prozent auf 22,8 Millionen Euro. Selbst unter Ausklammerung von Akquisitionseffekten resultierte noch immer ein beachtliches organisches Wachstum von 23 Prozent beim Umsatz und von 26 Prozent beim EBITDA.

Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung der Firmenverantwortlichen auf der im Vorfeld des Börsengangs durchgeführten Roadshow. Wie Teilnehmer mir berichten, wurde keine Gelegenheit ausgelassen, um auf die überaus guten Wachstumsaussichten hinzuweisen.

Die Nachfrage seitens privater und institutioneller Anleger schien denn auch stimmig. So lautete damals zumindest die Begründung für die Beschleunigung des Börsengangs.

Doch es sollte alles anders kommen: Schon am ersten Handelstag eröffneten die Aktien des Börsendebutanten bei 45 Franken und damit unter dem Emissionspreis von 48 Franken. Seither brachen beim Unternehmen innerhalb von weniger als fünf Monaten rund zwei Drittel des Börsenwerts weg.

Fakt ist: Die BravoFly Rumbo Group leidet unter einem verschärften Wettbewerbsdruck seitens von Metasearch-Akteuren und das vor allem in den Schlüsselmärkten Italien, Spanien und Frankreich. Stummer Zeuge davon ist auch der Ende Juli veröffentlichte Zahlenkranz für die ersten sechs Monate.

Dass sich der Wettbewerb innerhalb nur weniger Monate substanziell verschärft hat, trifft wohlverstanden nicht nur die BravoFly Rumbo Group. Die Kursentwicklung des beinahe zeitgleich kotierten Rivalen Odigeo fällt nicht weniger ernüchternd aus.

Dennoch müssen sich die mit dem Börsengang betrauten Banken wie die Credit Suisse, Morgan Stanley und die UBS unangenehme Fragen gefallen lassen. Dasselbe gilt für die Altaktionäre, stammt doch mehr als die Hälfte der im April dem Publikum angebotenen Titel aus ihrem Bestand.

Aktionäre wie die mit 5 Prozent beteiligte US-Fondsgesellschaft Fidelity werden sich vermutlich fragen:
 

  • Gab es eventuell schon zum Zeitpunkt des Börsengangs Anhaltspunkte für die starke Wettbewerbsintensivierung?
     
  • Weshalb machte der erst im Januar über seine Beteiligungsgesellschaft Sterling Strategic Value eingestiegene Tessiner Financier Tito Tettamanti nur wenige Monate später bereits wieder Kasse?
     
  • Ist die Werthaltigkeit des für die Firmenübernahmen vor dem Börsengang aktivierten Goodwills noch im bisherigen Umfang gegeben?
     
  • Was geschieht Mitte Oktober, wenn die Sperrfrist auf den Aktien der Altaktionäre abläuft?
     

Wahrscheinlich werden die Aktionäre auf einige diese Fragen nie eine befriedigende Antwort bekommen. Und auch wenn für die Altaktionäre und die mit der Publikumsöffnung betrauten Banken die Unschuldsvermutung gilt, so bleibt nach dem missglückten Börsendebut der BravoFly Rumbo Group dennoch ein fahler Nachgeschmack.

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In den Namenaktien von Meyer Burger liefern sich die Haussiers schon seit Wochen einen erbitterten Schlagabtausch mit den Baissiers. Und obschon das Lager Ersterer durch einen prominenten Neuzugang ins Aktionariat Unterstützung erhält, notieren die Papiere weiterhin nur im einstelligen Kursbereich.

Nur wenige Tage nach einem Beteiligungsausbau durch den Platinum International Fund des australischen Milliardärs Kerr Neilson hat sich nun auch die amerikanische Fondsgesellschaft Franklin Templeton bei Meyer Burger eingekauft.

Franklin Templeton hat sich in den letzten Jahrzehnten als gewiefter Substanzinvestor einen Namen gemacht und verwaltet mittlerweile geschätzte 700 Milliarden Dollar. Auf nachhaltige Substanz werden die Amerikaner bei Meyer Burger vermutlich jedoch nicht stossen, hat das Unternehmen doch schon seit Jahren einen Cash-Drain zu beklagen. In einem Interview schloss CEO Peter Pauli kürzlich eine weitere Kapitalerhöhung jedenfalls nicht aus. Dennoch geht vom Einstieg von Franklin Templeton mit einem Stimmenanteil von 3,17 Prozent positive Signalwirkung für die Aktien aus.

Meine schon seit Jahren vorsichtige, wenn nicht gar negative Haltung für die Valoren des im bernischen Gwatt beheimateten Solarzulieferers brachte mir zuletzt sogar den Ruf des ewigen Pessimisten ein. Auch an meine Ehre als Berner wurde appelliert. An dieser Stelle sei deshalb gesagt, dass ich mir für das Unternehmen und seine Anspruchsgruppen von Herzen eine rasche Aufhellung der Auftragslage wünsche.