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Im Zuge einer vorgezogenen Jahresendrally hat der Swiss Market Index (SMI) doch noch auf über 8000 Punkte zurückgefunden. Bei den meisten Aktionären der 20 im prestigeträchtigen Börsenbarometer vertretenen Unternehmen dürfte sich die Freude allerdings in Grenzen halten. Denn selten zuvor war das Handelsgeschehen selektiver, die Kluft zwischen den beliebtesten und den unbeliebtesten Aktien grösser.
Wenn sich im Hinblick auf das nächste Jahr jetzt schon etwas mit Gewissheit sagen lässt, dann dass sich daran in den kommenden Wochen und Monaten so schnell nichts ändern dürfte. Guter Rat - in Form von Einzelempfehlungen - ist teuer. Noch lassen sich nur einige wenige Strategen in die Karten blicken.
Eine Ausnahme sind die Experten von Kepler Cheuvreux. Bei den "Swiss Top Picks" lassen sie keinen Stein auf dem anderen. Von den bisherigen Schlüsselkaufempfehlungen verbleiben gerademal die Aktien der Cembra Money Bank (Kursziel 86 Franken) auf der Liste. Jene von Bucher, dorma+kaba, Forbo, Novartis und SGS scheiden hingegen aus.
Das wiederum schafft Raum für folgende Neuzugänge:
Adecco (Kursziel 73 Franken): Dank der sich abzeichnenden Belebung beim Umsatz und der geringen Kapitalbindung erachten die Strategen den derzeitigen Abschlag gegenüber dem Bewertungsdurchschnitt zur Zyklusmitte als übertrieben. Darüber hinaus erwarten sie ein weiteres Aktienrückkaufprogramm beim Stellenvermittler.
Dufry (Kursziel 150 Franken): Die Strategen wähnen den Reisedetailhandelskonzern aus Basel vor einer neuen und von einer positiven organischen Umsatzentwicklung geprägten Ära. Sofern die Verschuldung wie erwartet reduziert werden kann, winkt den Aktionären schon in etwas mehr als einem Jahr erstmals eine Dividendenzahlung.
Geberit (Kursziel 460 Franken): Dank der Zuverlässigkeit und der hohen Qualität wird dem Sanitärtechnikkonzern aus der Ostschweiz die Funktion des Felsen in der Brandung zuteil. Zusätzliches Aufwärtspotenzial versprechen sich die Experten von steigenden Margen und Synergien sowie Effizienzgewinnen im Zusammenhang mit der Übernahme von Sanitec.
Swiss Life (Kursziel 315 Franken): Wie die Strategen schreiben, hat der Lebensversicherungskonzern die Erwartungen kontinuierlich übertroffen, die verwalteten Vermögen ausgebaut und gleichzeitig die Kosten reduziert. Ausserdem sehen sie die Aktien von den steigenden Zinsen profitieren.
Kursentwicklung der Valoren von Adecco (rot), Arbonia (grün), Dufry (violett), Geberit (orange), Swiss Life (rosa) und Cembra (dunkelviolett) über die letzten 12 Monate; Quelle: www.cash.ch
Bei den Schlüsselverkaufsempfehlungen geben sich die Aktien von Swisscom (Kursziel 420 Franken) und Georg Fischer (Kursziel 715 Franken) die Hand. Nicht mehr länger auf der Liste zu finden sind die Valoren von Sonova (Kursziel 120 Franken) und Lindt & Sprüngli (Kursziel 59'000 Franken), obwohl diese auch weiterhin mit "Reduce" eingestuft werden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Strategen von Kepler Cheuvreux mit ihren Schlüsselempfehlungen an den überzeugenden Leistungsausweis vergangener Tage anknüpfen können.
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Frage: Was macht ein Analyst, wenn sich bei einem von ihm mitverfolgten Unternehmen quasi über Nacht neue und der Anlagethese nicht gerade dienliche Neuigkeiten ergeben? Richtig, er setzt seine Empfehlung vorübergehend ausser Kraft.
Zu diesem eher unkonventionellen Schritt sieht sich heute auch der für die Deutsche Bank tätige Pharmaanalyst gezwungen, nachdem Johnson & Johnson die Übernahmeverhandlungen mit der Baselbieter Actelion erfolglos abgebrochen hat.
Er hält eine Einigung des in den letzten Jahren sehr erfolgreichen Pharmaherstellers aus Allschwil mit dem nicht namentlich genannten verbleibenden Interessenten zwar immer noch für möglich. Allerdings setzt er sowohl seine Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 195 Franken für die Aktien vorderhand aus. Der Experte will erst dann wieder konkreter werden, wenn in Bezug auf die noch laufenden Verhandlungen Klarheit herrscht.
Kurseinbruch bei den Actelion-Aktien nach dem Rückzug von Johnson & Johnson; Quelle: www.cash.ch
Ganz seinlassen kann er es trotzdem nicht. So lässt der Autor des mir aus London zugespielten Kommentars durchblicken, dass der als ominöse Drittpartei genannten französischen Sanofi selbst bei einem Angebot von 270 Franken je Aktie auf lange Sicht noch eine Gewinnverdichtung winken könnte. Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Unternehmen sieht er insbesondere bei Wirkstoffen gegen Multiple Sklerose.
Während die Pharmaanalystin der Zürcher Kantonalbank mit ihrer skeptischen Haltung und der für Kepler Cheuvreux tätige Experte mit seiner Kaufempfehlung (siehe Kolumne vom 8. Dezember) klar Farbe bekennen, kommen die Aussagen des Berufskollegen von der Deutschen Bank etwas gar feige daher.
Kommentare wie der mir vorliegende tragen jedenfalls nicht dazu bei, den eh schon angeschlagenen Ruf der Berufsgruppe der Aktienanalysten zu retten.
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