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Mit dividendenstarken Aktien liess sich in den letzten Jahren gutes Geld verdienen. Im Zuge der Finanzkrise von 2007/08 waren Merkmale wie eine solide Bilanz, ein weitestgehend von der Konjunktur unabhängige Geschäftsentwicklung sowie eine zuverlässige und attraktiv hohe Ausschüttung äusserst beliebt. Seit wenigen Wochen trennen sich Anleger allerdings auch bei uns im grossen Stil von Papieren, welche genau diese Charakteristiken aufweisen. Die Aktionäre von Unternehmen wie Nestlé, Givaudan oder Novartis dürften ein Lied davon singen.

Prominente Unterstützung erhalten diese Aktionäre von der UBS. Nach den jüngsten Verlusten an den Anleihenmärkten rät die grössere der beiden Schweizer Grossbanken in einer Strategiestudie zum gezielten Kauf von Dividendenperlen.

Die Studienautoren zählen nicht weniger als vier Argumente auf, die ihre Empfehlung untermauern: Neben der noch immer gewaltigen Lücke zwischen der durchschnittlichen Dividendenrendite europäischer Aktien und den Anleihenzinsen machen die Experten auch auf die überdurchschnittliche Entwicklung dividendenstarker Titel gegenüber Anleihen der letzten 30 Jahre aufmerksam. Dazu kommt die geringe Schwankungsanfälligkeit von Dividenden genauso wie der Umstand, dass Ausschüttungen in der Zeit seit 1984 für rund 60 Prozent der Gesamtrendite auf Aktien verantwortlich waren.

Allerdings warnen die Strategen davor, blindlings einzusteigen. Denn eigenen Erhebungen zufolge schütten europäische Unternehmen durchschnittlich 61 Prozent ihres Jahresgewinns an die Aktionäre aus. Letztmals lag dieser Wert auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf einem derart hohen Niveau.

Bei den Qualitätsaktien mit einer attraktiv hohen Dividendenrendite zählt die UBS neben den Valoren von Givaudan, Roche und Novartis auch jene von Swedbank, BHP Billiton, Nordea, SSE, Taylor Wimpey, Allianz, Statoil, Munich Re, SEB Group, OMV, British American Tobacco, Imperial Tobacco, Unibail-Rodamco, Telenor, AstraZeneca, Generali, GALP, Enel, Hugo Boss, Siemens, Deutsche Telekom, BASF, Ericsson, Sanofi, Deutsche Post, Vinci, BMW, Unilever, Sky, Anheuser-Busch, Schneider Electric und Lloyds Banking zu den Schlüsselkaufempfehlungen.

Auf der Aktienzusammenstellung der vergleichsweise sicheren konjunkturabhängigen Aktien erscheinen gar nicht erst bekannte Namen aus der Schweiz. Die Liste setzt sich aus den Papieren von ING, Swedbank, Société Générale, Allianz, Rexel, Munich Re, BAE Systems, Barratt Development, Marks & Spencer, Generali, Cobham, Intesa San Paolo, Hugo Boss, Siemens, Deutsche Post, Vinci, Mapfre, Sky, Schneider Electric und Randstad zusammen.

Dividendenstarke Aktien bleiben ein ganz zentraler Bestandteil meiner SCHWEIZER AKTIENFAVORITEN FÜR 2015. Dabei setze ich auf die Valoren von Holcim (Dividendenaussichten nach dem Zusammenschluss mit Lafarge und den geplanten Devestitionen werden unterschätzt), Nestlé (solide Bilanz liesse fremdfinanziertes Aktienrückkaufprogramm zu), Adecco (Erhöhung der Ausschüttungsquote möglich) sowie auf jene von SGS, Swiss Re und Logitech (auf Jahres hinaus attraktiv hohe Dividendenrendite). In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf die Kolumne vom 4. Mai.

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Die ersten drei Monate waren bei ABB nicht nur von Licht, sondern auch von Schatten geprägt. Stumme Zeugen waren die Namenaktien. Nach einem von Deckungskäufen begleiteten Kurssprung im frühen Handel, resultierte am Tag der Ergebnisveröffentlichung letztendlich sogar ein klares Minus. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, wurden die Namenaktien des in Zürich beheimateten Industriekonzerns in den darauffolgenden Handelstagen von einer regelrechten Ausverkaufswelle erfasst.

Wer nun denkt, dass das in zwei Wochen endende zweite Quartal erfreulicher ausfallen sollte, wird vermutlich enttäuscht. Für erste in diese Richtung gehende Anhaltspunkte sorgte vergangene Woche der Rivale Schneider Electric. Im Gespräch mit den Banken versuchten die Franzosen ganz offensichtlich, die Erwartungen zu dämpfen.

Auch bei ABB scheint man sich vorsichtiger als noch anlässlich der Quartalsergebnispräsentation von Ende April zu äussern. Einem Kommentar aus dem Hause J.P. Morgan entnehme ich, dass sich CEO Ulrich Spiesshofer an einer bankeigenen Investorenkonferenz eher zurückhaltend geäussert habe. Die Investitionsbereitschaft im Schlüsselmarkt habe ganz offensichtlich gelitten. Dasselbe gelte für die am Tropf der Öl- und Gasindustrie hängenden Absatzmärkte, so der viel beachtete Verfasser des Kommentars. Für den Experten steht fest: Beim Auftragseingang werden die bei 9,2 Milliarden Dollar liegenden Konsensschätzungen nur dann erreicht, kann ABB in den kommenden zwei Wochen noch weitere Grossaufträge für sich entscheiden.

Interessant ist auch, was dem Kommentar im Zusammenhang mit dem erst kürzlich bekannt gewordenen Einstieg von Cevian Capital zu entnehmen ist. Obschon die Grossaktionärin für ihre aktive Einflussnahme bei den im Portfolio gehaltenen Unternehmen bekannt sei, zeige man sich bei ABB in keinster Weise beunruhigt und begrüsse eventuelle Vorschläge.

Die nicht gerade sehr erfolgsverwöhnten Aktionäre müssen sich noch bis zum 23. Juli gedulden. Erst dann wird der in Zürich beheimatete Industriekonzern den Zahlenkranz für das zweite Quartal vorlegen. Vermutlich sind einmal mehr viel Geduld und starke Nerven gefragt.

 

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