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Noch bis vor wenigen Wochen hätte ich am Schweizer Aktienmarkt nicht in der Haut der Baissiers stecken wollen. Der breit gefasste Swiss Performance Index kletterte von einem Rekord zu nächsten und die Jagd nach zurückgebliebenen Aktien erwischte einen prominenten Baissier nach dem anderen eiskalt auf dem falschen Fuss.

Doch obschon das viel beachtete Börsenbarometer weniger als ein Prozent vom Rekordstand von Ende April zurückgefallen ist, scheint sich das Blatt bei einigen Aktien zu wenden. Nachdem in Übersee die beliebtesten Wachstumsaktien einen Rückschlag erlitten haben, wittern die Baissiers auch hierzulande Morgenluft.

Leicht macht es ihnen vor allem Meyer Burger. Anfang März katapultierten UBS und Credit Suisse die Namenaktien mit aggressiven Kaufempfehlungen in die Nähe von 20 Franken. Die Freude währte allerdings nicht lange, wartete das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen doch mit einem ernüchternden Jahresergebnis auf. Und als ob das nicht schon genug wäre, wartete es auch gleich noch mit einer weiteren Kapitalerhöhung auf.

Wie mir Händler berichten, nutzten prominente Baissiers die Kapitalerhöhung, um sich günstig mit Titeln einzudecken. In der Folge schmolzen die Ende Januar noch bei 11,7 Prozent aller ausstehenden Aktien liegenden Baisseengagements wie Schnee an der Sonne. Neuste Statistiken offenbaren nun, dass die Skepsis seither wieder zugenommen hat. Aus Mangel an neu bei Meyer Burger eingegangenen Aufträgen liegt die Quote mittlerweile wieder bei 15,2 Prozent.

Gestern von Wacker Chemie zur Nachfrage nach Polysilikon gemachte Aussagen, deuten zwar auf eine substanzielle Belebung hin. Die Baissiers sollten deshalb auch bei den Aktien von Meyer Burger auf der Hut sein. Mit einer nachhaltigeren Kurserholung ist jedoch erst dann zu rechnen, wenn das Unternehmen weitere namhafte Neuaufträge gewinnen kann.

Zu einem Spielball der Spekulanten sind auch die Namenaktien von Logitech verkommen. Die Aussicht auf ein solides Weihnachtsgeschäft liess die Baisseengagements vorübergehend auf 4 Prozent zurückfallen. Selbst ein ansprechender Zahlenkranz und die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms konnten nicht verhindern, dass die Statistiken nun wieder eine Quote von 12,1 Prozent offenbaren.

Nach dem Kurseinbruch der letzten Wochen berichten mir Händler übrigens vermehrt wieder von aus dem angelsächsischen Raum eintreffenden Deckungskäufen. Nach dem eindrucksvollen Turnaround der vergangenen 12 Monate und in Anbetracht der vermutlich konservativen firmeneigenen Prognosen verspricht derzeit höchstens ein Eintritt von Apple in den Markt für Peripheriegeräte noch einmal tiefere Kurse.

Überrascht bin ich, dass sich die Baissiers nicht stärker auf die Namenaktien von ABB eingeschossen haben. Mit dem Zahlenkranz für das zurückliegende erste Quartal wartete der in Zürich niedergelassene Industriekonzern erst kürzlich mit einer negativen Enttäuschung auf. Und anstatt zu einem strategischen Befreiungsschlag konnten sich die Firmenverantwortlichen beim Sorgenkind Energietechnik bisher nur zu weiteren Restrukturierungen durchringen. Dennoch schwollen die Baisseengagements seit Ende Januar nur von 0,7 auf zuletzt 1,1 Prozent aller ausstehenden Aktien an. Obschon die Baissiers leichtes Spiel hätten, scheinen sie sich bei ABB zu zieren.

Obschon den Namenaktien von Lonza der Biotechnologiecharakter über die letzten Jahre einen regelrechten Höhenflug bescherte, hinterliess die seit Mitte März beobachtete Korrektur kaum Spuren. Noch eindrücklicher gestaltet sich die Situation bei den Baisseengagements, welche sich seit Ende Januar von 1,1 auf vernachlässigbare 0,5 Prozent halbiert haben. Allem Anschein nach erhält das Basler Unternehmen gewaltige Vorschusslorbeeren für seine Turnaroundabsichten. Auch Actelion wird von den Baissiers in Ruhe gelassen. Das lässt sich zumindest von den gerademal bei 0,32 Prozent aller ausstehenden Titel liegenden Engagements ableiten.

Vermehrt auf tiefere Kurse wird hingegen bei den Namenaktien von SGS gewettet. Seit Ende Januar hat die Quote von rund 4 auf 6,2 Prozent zugenommen. Und das obschon sich das Wachstum in der europäischen Warenprüfindustrie im ersten Quartal allem Anschein nach beschleunigt hat. Ähnliches ist bei den Papieren von Nobel Biocare mit einer Zunahme von 2,5 auf 5,5 Prozent zu beobachten. Im Gegenzug wurde die Quote bei den Namenaktien des Erzrivalen Straumann von 9,3 auf 4,8 Prozent gesenkt.

Unter alten Börsenfüchsen ist es kein Geheimnis, dass die Baissiers das schwierigere Los als die Haussiers haben. Anders als die Haussiers müssen die Baissiers den richtigen Zeitpunkt abwarten. Erwischen sie diesen, dann schenkt es für sie so richtig ein.

Für gewöhnlich sind die Baisseengagements allerdings ein zuverlässiger Gegenindikator. Mit anderen Worten: Bei stark leerverkauften Aktien laufen die Baissiers Gefahr, ihre Haltung früher oder später überdenken und Deckungskäufe tätigen zu müssen. Im Gegenzug deuten geringe Baisseengagements auf eine gewisse Sorglosigkeit hin. Fällt ein solches Unternehmen am Markt in Ungnade, geraten seine Aktien ins Visier der Spekulanten. Für den Schweizer Aktienmarkt sind die schon seit Wochen wenn nicht gar seit Monaten ausgedünnten Baisseengagements deshalb nicht unbedingt ein Zeichen der Stärke.

In meiner morgigen Kolumne verrate ich dann, wie es um hiesige Momentum-Aktien wie die von ams, Geberit, Leonteq und u-blox sowie jenen der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse steht.