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Drei Wochen ist es mittlerweile her, dass die Bank Julius Bär in einem Strategiepapier zum Kauf von Aktien aus der Schweiz riet. Der Schweizer Aktienmarkt verfüge über defensive Charakteristiken und stehe für qualitativ hochstehende Unternehmen, schrieb Chefanalyst Mathieu Racheter damals.
Er und seine Abteilungskollegen räumen heimischen Aktien zwar schon seit längerem eine überdurchschnittliche Gewichtung in den Kundenportefeuilles ein. Allerdings waren eben diese Aktien im weltweiten Vergleich bisher wohl noch selten so günstig zu haben wie zuletzt.
Racheter unterlegt dies mit geradezu beeindruckendem Zahlenmaterial. Seinen Berechnungen zufolge weist der Swiss Market Index (SMI) gegenüber dem Durchschnitt der westlichen (Börsen-)Welt einen Bewertungsabschlag von rund 10 Prozent auf. Das überrascht insofern, als dass das Börsenbarometer eben gerade aufgrund der beschriebenen defensiven Charakteristiken und der hohen Qualität der hiesigen Unternehmen in der Vergangenheit stets in den Genuss einer Bewertungsprämie kam. Am Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten 12 Monate gerechnet, liegt die Bewertung mittlerweile sogar eine ganze Standardabweichung unter dem langjährigen Durchschnitt. Das ist schon eine ganze Menge.
In einem mir zugespielten Strategiepapier legt die Bank Julius Bär nun noch einmal nach. Aus welcher Feder das besagte Papier stammt, ist nirgendwo zu finden. Doch der Wortlaut ähnelt schon sehr jenem von vor drei Wochen.
Damals wie heute ist nachzulesen, dass der Schweizer Aktienmarkt in den Jahren seit 1970 sogar die amerikanische Leitbörse in New York in den Schatten stellt – und seither in Franken betrachtet durchschnittlich um 1,5 Prozent pro Jahr besser abschneidet.
Die Aktien von Sandoz blicken seit Januar auf eine starke Kursentwicklung zurück (Quelle: www.cash.ch)
Interessant erscheinen mir die Aktienempfehlungen der Zürcher Bank. Noch vor drei Wochen wartete der Chefanalyst mit einer Liste von Einzeltiteln auf, welche auch vom hauseigenen Analysten zum Kauf angepriesen werden. Es waren dies: Alcon (Kursziel 98 Franken, aktueller Kurs 81 Franken), Holcim (Kursziel 93 Franken, aktueller Kurs 86 Franken), Nestlé (Kursziel 103 Franken, aktueller Kurs 82 Franken), Partners Group (Kursziel 1400 Franken, aktueller Kurs 1240 Franken), Richemont (Kursziel 160 Franken, aktueller Kurs 126 Franken), Sika (Kursziel 315 Franken, aktueller Kurs 243 Franken), Lindt&Sprüngli (Kursziel 12'570 Franken, aktueller Kurs 10'160 Franken), PSP (Kursziel 135 Franken, aktueller Kurs 124 Franken), Swiss Prime Site (Kursziel 110 Franken, aktueller Kurs 95 Franken), Sandoz (Kursziel 44 Franken, aktueller Kurs 39,50 Franken) und Georg Fischer (Kursziel 79 Franken, aktueller Kurs 63 Franken).
Im neusten Strategiepapier ist die Titelauswahl hingegen nicht mehr ganz so üppig. Auf die Liste schaffen es nur noch Lindt&Sprüngli (Kursziel 12'570 Franken, aktueller Kurs 10'160 Franken), Richemont (Kursziel 160 Franken, aktueller Kurs 126 Franken), Partners Group (Kursziel 1400 Franken, aktueller Kurs 1240 Franken), Sandoz (Kursziel 44 Franken, aktueller Kurs 39,50 Franken) und Sika (Kursziel 315 Franken, aktueller Kurs 243 Franken).
Die Aktien von Sika hatten im bisherigen Jahresverlauf hingegen einen eher schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)
Rückblickend rät die Bank Julius Bär schon eine gefühlte Ewigkeit dazu, dem Schweizer Aktienmarkt ein überdurchschnittliches Gewicht im Aktienportefeuille beizumessen. Angesichts dessen auf lange Sicht erfreulichen Abschneidens kann ich dem nur beipflichten. Was die Zürcher Bank nicht schreibt ist, dass die starke langjährige Bilanz fast ausschliesslich dem starken Franken zu verdanken ist. Dieser hinterlässt bei den hiesigen Unternehmen zwar Spuren in der Ergebnisentwicklung. Nicht eben wenige haben in all den Jahren aber gelernt, mit der Frankenstärke umzugehen.
Dass der SMI gegenüber dem Durchschnitt westlicher Aktienindizes mittlerweile einen Abschlag aufweist, erkläre ich mir übrigens mit dem Höhenflug der New Yorker Börse. Wie schon während der Dotcom-Blase von Ende der Neunzehnneunzigerjahre oder der Finanzwerte-Blase im Vorfeld des Krisenjahres 2008 gab es immer wieder Börsenphasen, in denen die defensiven Charakteristiken hiesiger Grossunternehmen nicht gefragt waren. In so einer Phase befinden wir uns auch jetzt wieder – Stichwort künstliche Intelligenz...
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