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Am Morgen des 15. Januars 2015 waren die Devisenmärkten in Aufruhr. Dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) das Ende des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken verkünden würde, hatten selbst erfahrenste Marktakteure nicht erwartet. Folglich wurde der Euro vorübergehend zu 80 Rappen gehandelt und auch der Dollar gab gegenüber dem Franken deutlich nach.
Die Verwerfungen an den Devisenmärkten blieben nicht ohne Folgen für den Schweizer Aktienmarkt. So ging der Swiss Market Index (SMI) an diesem Tag um 9 Prozent tiefer aus dem Handel. Unter die Räder kamen vor allem die Aktien von Unternehmen mit einem hohen Umsatzbeitrag aus dem Ausland und gleichzeitig hohen in Franken anfallenden Kosten.
Gestern jährte sich das Ende des Euro-Mindestkurses nun bereits zum fünften Mal. Wer damals die Nerven verlor und sich von seinen Aktien trennte, der dürfte sich rückblickend vermutlich die Haare raufen - denn der erste Schock war rasch verdaut. Gut zwei Monate später hatte der SMI die Kursscharte bereits wieder wettgemacht.
Dass der Franken in den Tagen vor und nach dem fünften Jahrestag dieses einschneidenden Entscheids der Schweizer Währungshüter wieder unter Aufwertungsdruck steht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. So fällt der Euro am heutigen Donnerstag zum Franken sogar auf 1,0739 und damit auf den tiefsten Stand seit April 2017.
Darüber, wer denn nun eigentlich im grossen Stil Franken kauft und die SNB herausfordert, lässt sich bloss mutmassen. Wie die Währungsstrategen der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch schreiben, sind die Käufer eines nicht: Preissensitiv.
Seit Tagen zeigt der Euro-Franken-Kurs nach unten (Quelle: www.cash.ch)
Den Käufern ist egal, wenn die SNB einmal mehr eingreift und den Franken mit Fremdwährungskäufen schwächt. Und auch die Zinsdifferenz gegenüber dem Euro und dem Dollar scheint sie völlig kalt zu lassen. Einige meiner Londoner Quellen wollen gar von gezielten Nadelstichen gegen unsere Währungshüter wissen.
Es überrascht mich nicht, dass letztere zögern. Seit das amerikanische Handelsministerium die Schweiz vor wenigen Tagen wieder auf die Liste der Währungsmanipulatoren setzte, wähnen sich die Franken-Käufer ganz offensichtlich auf der sicheren Seite. Denn mit weiteren Fremdwährungskäufen würde die SNB die Amerikaner in ihrer Meinung bestärken. Vergeltungsmassnahmen wären dann sehr wahrscheinlich.
Ich bin gespannt, wie sich Thomas Jordan und seine Direktoriumskollegen aus dieser doch sehr ungemütlichen Situation befreien wollen.
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Geht es nach der Meinung der Banken und ihren Analysten, ist der Appetit nach Aktien noch lange nicht gestillt. Alleine in den letzten 24 Stunden wurden mir gleich drei Unternehmensstudien mit geradezu spektakulären Kaufempfehlungen zugespielt.
Tief in die Effektkiste greift Tom Mills von Jefferies. Der für die amerikanische Investmentbank tätige Analyst nimmt die Erstabdeckung der Aktien von Julius Bär mit "Buy" und einem Kursziel von 66 Franken auf. Obwohl die Papiere gut 40 Prozent mehr kosten als vor einem Jahr, traut er ihnen noch einmal einen kräftigen Kursanstieg zu – im Rahmen seines "Aufwärts-Szenarios" gegebenenfalls sogar bis auf 83 Franken.
Hierfür müsste sich das Nettoneugeldwachstum allerdings auf jährlich 6 Prozent beschleunigen, die Bruttomarge eine Verbesserung auf 90 Basispunkte der verwalteten Vermögen erfahren und das viel beachtete Kosten-Ertrags-Verhältnis auf 64 Prozent zurückgehen.
Mills glaubt, dass der neue Konzernchef Philipp Rickenbacher am 2. Februar mit der grossen (Strategie-)Kelle anrichten wird und das im November angekündigte Aktienrückkaufprogramm zum Dauerzustand macht.
Das Strohfeuer bei den Aktien von Julius Bär (Quelle: www.cash.ch)
Die hiesigen Marktakteure sehen das wohl etwas anders, fallen die Papiere von Julius Bär nach einem Vorstoss auf über 50 Franken doch wieder im Kurs zurück.
Als ein Strohfeuer erweisen sich auch die Kursgewinne bei Adecco, ausgelöst von einer Kaufempfehlung aus dem Hause Oddo Securities. Die Analystin Emira Sagaama vollzieht beim führenden Stellenvermittler eine überraschende Kehrtwende und stuft dessen Aktien von Reduce auf Buy herauf. Und um ihrer Zuversicht den nötigen Nachdruck zu verleihen, beziffert sie das Kursziel neuerdings auf 71 (zuvor 50) Franken.
Sagaama traut Adecco kontinuierliche Margenverbesserungen zu. Gleichzeitig sieht sie Raum für höhere Dividenden und ein Aktienrückkaufprogramm. Damit ist die Analystin nicht alleine.
Dennoch zeigen sich die Marktakteure auch von dieser Kaufempfehlung ziemlich unbeeindruckt. Der Kurs der Papiere des Stellenvermittlers fällt am heutigen Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar.
Noch vor wenigen Wochen hätten solch spektakuläre Kaufempfehlungen bei den betroffenen Aktien ein wahres Kursfeuerwerk gezündet. Mehr als ein müdes Lächeln hatte die Börse diesmal aber nicht für die Analysten übrig. Es scheint sich fast so etwas wie ein Gewöhnungseffekt einzustellen. Mal schauen, ob es anderen Analysten in naher Zukunft ähnlich ergeht.
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