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Ein rabenschwarzer Tag für die Baissiers: Mit Nobel Biocare und Meyer Burger gingen gestern die Namenaktien gleich zweier oft und gerne leerverkaufter Unternehmen mit prozentual zweistelligen Kursavancen aus dem Handel.

In beiden Fällen wurde das Kursfeuerwerk von panikartigen Deckungskäufen gezündet. Bei Meyer Burger reichte schon eine aggressive Kaufempfehlung durch Macquarie, um die Baissiers in die Knie zu zwingen. Und das obschon die Unternehmensstudie erst noch mit Effekthascherei vollgepackt war. Bei Nobel Biocare bedurfte es hingegen einem weiteren soliden Quartalsergebnis und der Aussicht auf eine Erhöhung der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen.

Die Liste der Prügelknaben ist damit wieder um zwei Namen ärmer. Zuvor sahen sich die Baissiers schon bei anderen prominenten Vertretern wie Panalpina, Straumann oder Vögele dazu gezwungen, über die Bücher zu gehen.

Eines der wenigen auf der Liste verbleibenden Unternehmen ist Logitech. Rückblickend betrachtet hat der Westschweizer Peripheriegerätehersteller den Trend weg vom PC in Richtung Smartphone und Tablet-PC verschlafen. Auch die vorübergehende Rückkehr des einstigen Erfolgsgaranten Guerrino de Luca auf den Chef-Sessel brachte das Unternehmen nicht wieder auf Kurs. Sein Nachfolger Bracken Darrell trat im letzten Jahr ein schwieriges Erbe an.

Möglicherweise ist das Lager der Baissiers gerade deshalb noch immer auf die Aktien von Logitech eingeschossen. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, liegt die Anzahl leerverkaufter Titel derzeit bei nicht weniger als 14,5 Prozent aller ausstehender Aktien. Zum Vergleich: Bei Meyer Burger lag dieser Wert vor dem gestrigen Kursfeuerwerk bei 12,6 Prozent.

Ende Juli legte Logitech ein deutlich besser als erwartetes Quartalsergebnis vor. Die Freunde währte damals nur kurz und die Aktien gaben die anfänglichen Kursavancen wieder preis. Der Teufel steckte im Detail: So halfen den Westschweizern vermutlich die zuvor stark ausgedünnten Lager in den Vertriebskanälen.

Das wahre Ausmass dieses Effekts lässt sich wohl erst in wenigen Wochen abschätzen. Gelingt den Westschweizern im laufenden Quartal eine weitere Ergebnisüberraschung, wäre den Aktien ein Kursfeuerwerk so gut wie sicher.

Am Firmensitz im waadtländischen Lausanne verfügt man allerdings noch über weitere Pfeile im Köcher: Zum einen könnte Logitech in Zukunft mit einem neuen Aktienrückkaufprogramm aufwarten. Barmittel sind in jedem Fall reichlich vorhanden. Zum anderen liegen die Analystenschätzungen noch immer weit hinter den firmeneigenen Mittelfristzielen zurück. Hält das Unternehmen Wort, müssten die meisten Analysten über die Bücher gehen.

Kurz nach der Ergebnisüberraschung von Ende Juli schrieb ich an dieser Stelle, dass eine Schwalbe noch keinen Frühling macht. Bei dieser Aussage bleibe ich auch weiterhin. Dennoch laufen die Baissiers auch bei Logitech Gefahr, sich früher oder später eine blutige Nase zu holen.

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In den letzten Wochen wurde mindestens genauso viel über das Gold geschrieben wie über die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank. Neue Erkenntnisse suchte man allerdings vergebens.

Anders in einer mir aus dem Handel zugespielten Strategiestudie, in welcher sich Morgan Stanley überraschend klar positioniert. Die beiden Studienverfasser rechnen schon im nächsten Monat mit einer Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken durch die US-Notenbank.

Eine solche Drosselung widerspiegle sich mittlerweile auch beim Gold. Das Edelmetall habe sich zuletzt zwar auf den Stand von Anfang Juni erholt, nehme den geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank mit dem seit Jahresbeginn beobachteten Einbruch jedoch weitestgehend vorweg.

Die Strategen glauben, dass der vorübergehende Rückschlag beim Gold auf 1200 Dollar die Unze möglicherweise den Tiefstpunkt markiert. Sollte die Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken wider anders lautenden Erwartungen eine Verzögerung erfahren, sei sogar eine grössere Avance möglich.

Am Mittwoch veröffentlichte die US-Notenbank das Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses. Das Protokoll zeigt, dass sich die Vertreter des Offenmarktausschusses weiterhin uneinig sind. Allerdings gibt es Hinweise auf eine Drosselung der Anleihenrückkäufe ab September. Zumindest an den Edelmetallmärkten scheint man sich bereits auf die neue Realität eingestellt zu haben.