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Die Aktien von Zur Rose kommen heute Donnerstag in den Genuss einer kräftigen Kurserholung. Um fast 6 Prozent geht es für die Valoren der Versandapotheke (Stand 11 Uhr) nach oben.
Liegt der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Gian Marco Werro mit seiner Vermutung richtig, dann haben sich die Leerverkäufer das ganz anders vorgestellt. Am Mittwochabend informierte Zur Rose die Öffentlichkeit nämlich darüber, dass im Netz angebliche Kundendaten des Online-Shops zurrose-shop.ch feilgeboten werden. Noch ist deren Echtheit nicht bestätigt.
Wie Werro schreibt, schliesst er nicht aus, dass es sich bei der ganzen Thematik auch bloss um ein böses Gerücht einiger Leerverkäufer handeln könnte. Ziel dieser Leerverkäufer könnte es sein, rund um die Veröffentlichung des Jahresumsatzes herum ihre Positionen zu schützen, wie der Analyst weiter schreibt. Alles also bloss ein Versuch, die Aktien in die Knie zu zwingen?
Erstes Aufbäumen der Aktien von Zur Rose seit Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Gut möglich, steht für die Leerverkäufer doch einiges auf dem Spiel. Schliesslich wetteten sie bis vor wenigen Wochen noch mit nicht weniger als 22 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Das geht zumindest aus Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit hervor. Schätzungen zufolge geht davon ein geschätztes Drittel auf Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihen-Gläubigern zurück. Bleiben allerdings noch immer knapp 15 Prozent an leerverkauften Aktien.
Nachdem die Kurse von Zur Rose alleine im Dezember mehr als 30 Prozent fielen und seither weitere 12 Prozent verloren haben, könnten sie die Talsohle erreicht haben. Das deutet auch UBS-Analyst Sebastian Vogel an. Er stösst sich zwar daran, dass sich das Wachstum in Deutschland im Schlussquartal weiter verlangsamt hat. Dennoch will er seine Verkaufsempfehlung nach dem schmerzhaften Kurszerfall der letzten Wochen überdenken. Beim 250 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel dürfte er hingegen den Rotstift ansetzen.
Derzeit untersuchen Datenexperten und hiesige Behörden den angeblichen Angriff von Cyberkriminellen noch. Ich bin neugierig mit welchem Ergebnis. Sollte sich die ganze Angelegenheit tatsächlich bloss als grosser Bluff erweisen, gehörte als nächstes dann eigentlich das Treiben der Leerverkäufer unter die Lupe genommen.
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Besser spät als nie, dürften sich die Strategen der HSBC vermutlich gedacht haben, als sie am gestrigen Mittwochnachmittag mit reichlich Verspätung auch noch ihre europäischen Aktienfavoriten für 2022 kommunizierten. Denn schliesslich ist das neue Börsenjahr nunmehr schon fast drei Wochen alt.
Es ist, als wollten die Strategen um Chefdenker Edward Stanford erst einmal abwarten, ob sich an der Börse wertvolle Trends herauskristallisieren. So wissen regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne beispielsweise, dass sich von der ersten Januar-Woche zuverlässige Rückschlüsse auf das gesamte Börsenjahr ziehen lassen.
Neugierig wie ich bin, habe ich mich dazu kürzlich mal ein bisschen schlau gemacht und untersucht, wie es sich in den letzten 25 Jahren beim Swiss Performance Index (SPI) so verhielt.
Die geballte Ladung an Aktienfavoriten für 2022:
Da überrascht es nicht, wenn sich bei der HSBC alles darum dreht, mit den Aktienfavoriten möglichst gut gegen Turbulenzen gewappnet zu sein. Wie es der Zufall will, umfassen die Favoriten für 2022 insgesamt 22 europäische Aktien von "A wie Adyen über "R" wie Royal Dutch bis "W" wie Whitbread.
Es sind entweder Unternehmen, die von einem wirtschaftlichen Aufschwung oder der Energiewende profitieren, über bahnbrechende Technologien, eine starke Bilanz oder eine hohe Preisgestaltungsmacht verfügen oder aber eine grosszügige Dividendenpolitik verfolgen. Diese sechs Qualitäten – oder zumindest eine davon - seien notwendig, um möglichen Börsenturbulenzen zu trotzen, so die Strategen weiter.
Was bei genauerem Hinschauen auffällt: Unter den 22 Aktien ist nicht eine einzige aus der Schweiz zu finden – als gäbe es unseren Heimmarkt gar nicht.
Einen branchenseitigen Schwerpunkt lässt sich bei den europäischen Aktienfavoriten der HSBC nicht erkennen. Egal ob Zahlungsdienstleister, Immobilienbeteiligungsgesellschaft, Börsenbetreiber, Fluggesellschaft oder Medizinaltechnikkonzern – von allem ist etwas dabei. Und für fast jede Aktie gäbe es das passende Pendant aus der Schweiz.
Eine Woche ist es nun her, dass ich von den Aktienfavoriten von Jefferies berichtete. War auf der Liste der Amerikaner für europäische Grossunternehmen aus der Schweiz nur Roche mit von der Partie, schienen es Jefferies dann zumindest aber die hiesigen Nebenwerte angetan zu haben. Wer weiss – vielleicht verhält es sich bei der HSBC ja ähnlich...?
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