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Die Aktionäre mittelgrosser Schweizer Versicherungsunternehmen können sich nicht beklagen: In den letzten Jahren liess sich mit diesen Aktien gutes Geld verdienen. Neben der grosszügigen Dividendenpolitik vieler Firmen sorgte auch die Übernahme von Nationale Suisse durch Helvetia hierzulande für steigende Kurse. Denn diese zeigt: Der Konsolidierungsdruck hat zugenommen.

Schon seit Monaten bietet sich den erfolgsverwöhnten Aktionären allerdings ein ungewohntes Bild: Selbst unter Aufrechnung des Dividendenabgangs notieren die Papiere von Bâloise um 6 Prozent unter dem Stand von Anfang Jahr, jene von Swiss Life sogar um fast 8 Prozent.

Eine Ausnahme bilden einzig die Aktien von Helvetia: Dank einer flott voranschreitenden Integration von Nationale Suisse resultiert seit Jahresbeginn ein ansehnliches Plus von 13 Prozent.

In einer Branchenstudie räumt René Locher von der MainFirst Bank denn auch ein, dass diese Traditionsunternehmen allesamt einem schwierigen Marktumfeld ausgesetzt sind. Neben den historisch tiefen Zinsen und dem starken Franken drücke der Schuh auch bei den immer strengeren regulatorischen Erfordernissen. Er muss es ja wissen, gilt der früher für die Bank Sarasin tätige Versicherungsanalyst doch als Meister seines Fachs.

Gerade deshalb hat das, was der Experte in der Studie schreibt, durchaus Signalwirkung. Denn er rät Anlegern neuerdings, sich nicht mehr länger auf die schwierigen Rahmenbedingungen zu konzentrieren. Viel wichtiger sei aus Aktionärssicht, wie die einzelnen Unternehmen durch das Marktumfeld navigieren. Und diesbezüglich stellt er den mittelgrossen Schweizer Versicherungsgesellschaften überraschend gute Noten aus.

Locher zufolge zählen die hiesigen Branchenvertreter im Sachversicherungsgeschäft zu den rentabelsten der Welt. Selbst im Lebensversicherungsgeschäft seien die Margen hierzulande noch immer positiv, so der Studienverfasser.

Nicht zuletzt dank den grundsoliden Bilanzen rechnet der Experte mit stark anziehenden Dividenden. Auch damit hebt er sich von den meisten seiner Berufskollegen ab.

Insbesondere die mit "Outperform" und einem Kursziel von 260 Franken empfohlenen Aktien von Swiss Life scheinen es Locher angetan zu haben. Nach einer Road-Show mit den Firmenverantwortlichen und einem anschliessenden Unternehmensbesuch setzt er die Papiere auf die erst kürzlich ins Leben gerufene "Focus List" (siehe Kolumne vom 29. Mai).

Die kürzliche Hochstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor’s zeige, die Stärkung der Eigenkapitalbasis erste Erfolge zeige. Sobald der Lebensversicherungskonzern am Ziel angelangt sei, werde er einen höheren Anteil des Jahresgewinns an die Aktionäre ausschütten.

Einstiegsgelegenheiten macht der Experte neuerdings auch bei den Valoren von Bâloise aus. Er nimmt die Branchenstudie zum Anlass, um diese gleich um zwei Stufen von "Underperform" auf "Outperform" hochzustufen. Das weiterhin mit 130 Franken angegebene Kursziel lässt ein Aufwärtspotenzial von rund 13 Prozent erahnen.

Die Schweizer Geschäftsaktivitäten des in Basel beheimateten Versicherungskonzerns werden in der Branchenstudie als "Kronjuwel" bezeichnet. Weiteres kursseitiges Aufwärtspotenzial sieht Locher, sollte Bâloise das Deutschlandgeschäft auf Vordermann bringen und bis Ende 2016 das sich selber gesteckte Ziel eines Beitrags von mindestens 100 Millionen Franken zum operativen Gewinn (EBIT) erreichen. Bis dahin werde sich das angekündigte Aktienrückkaufprogramm als kursstützend erweisen, so ist in der Studie weiter nachzulesen.

Alleine seit Anfang April haben namhafte Banken wie Bryan, Garnier & Co, Morgan Stanley, Jefferies International oder die Berenberg Bank den europäischen Versicherungssektor heruntergestuft (siehe Kolumne vom 28. April).

Wenn ein profunder Branchenkenner wie René Locher eine Lanze für die Aktien mittelgrosser Schweizer Versicherungsunternehmen bricht, hat das schon was zu bedeuten. Mich würde jedenfalls nicht erstaunen, wenn seine Empfehlungen in den kommenden Wochen den einen oder anderen Nachahmer finden würden. Ich selber setze zwar weiterhin auf die Papiere von Swiss Re, sehe aber auch bei der Zurich Insurance Group finanziellen Spielraum für eine grosszügige Sonderdividende.

 

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