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Es gibt Tage bei uns am Schweizer Aktienmarkt, da gibt die Nachrichtenlage kaum etwas her. Dann wiederum gibt es Tage, an denen ein Börsengerücht das nächste jagt. Genau so ein Tag ist heute...

Erst vor wenigen Wochen sorgte Emmi für lange Gesichter. Denn nicht nur die Umsatzentwicklung blieb in der ersten Jahreshälfte hinter den Analystenerwartungen zurück. Auch beim operativen Gewinn (EBIT) und beim Reingewinn verfehlte das traditionsreiche Unternehmen letztere ziemlich klar. Gleichzeitig musste es bei den diesjährigen Wachstumsvorgaben zurückkrebsen.

Die Quittung liess nicht lange auf sich warten. Noch am selben Tag stufte der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst die Aktien von "Marktgewichten" auf "Untergewichten" herunter. Andere Berufskollegen - unter ihnen jene von MainFirst Bank und UBS - bekräftigten hingegen ihre Kaufempfehlungen und verhinderten damit einen noch kräftigeren Kursrutsch.

Nun ist an der Börse zu hören, dass Emmi auch bei den Mittelfristzielen über die Bücher gehen könnte. Ein organisches Umsatzwachstum von jährlich 2 bis 3 Prozent sei nicht länger realistisch, so heisst es.

Auslöser dieser Spekulationen könnte ein Kommentar der UBS zu diesem Thema sein. Interessant nur, dass die Schweizer Grossbank die Aktien dennoch zum Kauf empfiehlt und über die kommenden 12 Monate auf 770 Franken klettern sieht.

Das kurze Gastspiel beim Vermögensverwalter GAM hat sich für Rudolf Bohli und seinen Hedgefonds RBR bezahlt gemacht. Es sei ein zweistelliger Millionenbetrag hängengeblieben, so wird gemunkelt.

Dass die Aktien seit dem Ausstieg Bohlis von Ende Juni noch einmal kräftig zulegen konnten ist aus seiner Sicht zwar ärgerlich, mehr aber auch nicht. Verdient ist verdient.

Die GAM-Aktien (rot) lassen den SPI (grün) weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Nach RBR scheint nun ein weiterer Finanzinvestor sein Glück bei GAM versuchen zu wollen. Wie gerüchteweise zu hören ist, schnürt jemand ein grösseres Aktienpaket. Mit Silchester International Investors im Rücken wird man sich am Hauptsitz des Vermögensverwalters in Zürich diesbezüglich keine grauen Haare wachsen lassen. Immerhin bringt alleine dieser als loyal geltende Grossaktionär einen Stimmenanteil von 19 Prozent auf die Waage.

Bei Novartis ist seit gestern bekannt, dass der langjährige Konzernchef Joe Jimenez Ende Januar nächsten Jahres den Hut nimmt. Sein Nachfolger wird der bisherige Forschungs- und Entwicklungschef Vas Narasimhan und damit jemand aus den eigenen Reihen.

Es gibt Branchenbeobachter, welche in Narasimhan nur einen "Konzernchef auf Zeit" sehen. Längerfristig werde Novartis nämlich nicht darum herum kommen, sich mit AstraZeneca oder Bristol Myers Squibb zusammenzuschliessen, so lautet der Tenor. Jimenez hatte sich in den letzten Jahren stets gegen eine solche Elefantenhochzeit ausgesprochen.

Zu einer Personalrochade kommt es auch an der Spitze des Hörgeräteherstellers Sonova. Der bisherige Konzernchef Lukas Braunschweiler wird von Arnd Kaldowski abgelöst und wechselt in den Verwaltungsrat.

Dass Kaldowski ausgerechnet vom amerikanischen Mischkonzern Danaher zu Sonova stösst, ist von Brisanz kaum zu überbieten. Denn die Amerikaner sind für ihre aggressive Übernahmepolitik bekannt. Erst vor wenigen Jahren geriet der Dentalimplantatehersteller Nobel Biocare in ihre Fänge. Der neue Konzernchef sei ein "trojanisches Pferd" und Sonova drohe "eine Übernahme durch die Hintertür", so verlautet aus dem hiesigen Handel.

Im Zentrum von Spekulationen ganz anderer Art steht Aryzta. Beim Backwarenhersteller ist von einem orchestrierten Angriff ausländischer Leerverkäufer zu vernehmen. Ziel dieses Angriffs sei es, bei Kursen unter 30 Franken vermutete limitierte Verkaufsaufträge auszulösen und eine Abwärtsspirale loszutreten.

Am Montag tauchten die Aktien von Aryzta kurzum auf unter 30 Franken (Quelle: www.cash.ch)

Auch bei Dufry ist von auffälligen Leerverkäufen aus dem Ausland zu vernehmen. Jüngste Erhebungen des Beratungsunternehmens Markit scheinen diese Berichte bestätigen zu wollen. So waren beim Reisedetailhandelskonzern aus Basel per Ende August 13,2 Prozent aller ausstehenden Aktien ausgeliehen. Das sind gut 70 Prozent mehr als noch vor vier Wochen. Für gewöhnlich werden Aktien nur aus einem Grund geliehen: Um sie anschliessend gleich leer zu verkaufen.

Gut möglich, dass die Leerverkäufer den Grossaktionär HNA aus der Reserve locken und einen Zwangsverkauf provozieren wollen. Angeblich hat der chinesische Mischkonzern den kreditgebenden Banken nämlich einen Grossteil seiner Firmenbeteiligungen als Sicherheit hinterlegt (siehe Kolumne vom 25. Juli).

Diese Häufung von Börsenspekulationen überrascht mich nicht. Zum einen herrscht bei uns am Schweizer Aktienmarkt schon seit Wochen so etwas wie eine verspätete Sommerflaute. Im dünnen Handel werden die Kurse gerne über gezielt gestreute Gerüchte in die eine oder andere Richtung getrieben. Zum anderen passt das spekulationsgetriebene Handelsgeschehen bestens in die mittlerweile späte Phase der langjährigen Aktienhausse.

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