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Ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen: Im Frühling vor drei Jahren informierte Meyer Burger die Schweizer Börse SIX über den Einstieg von Generation Investment mit 3,39 Prozent. Doch obschon die Beteiligungsgesellschaft von niemand geringerem als Al Gore mitgegründet wurde, sorgte der Einstieg des ehemaligen US-Vizepräsidenten unter Bill Clinton und späteren und- Präsidentschaftskandidaten damals kaum für Aufsehen.
Erst als die auf alternative Anlagen spezialisierte Grossaktionärin ihre Beteiligung nach nur wenigen Tagen auf 5,18 Prozent ausbaute, wurden die hiesigen Medien hellhörig. Nicht ohne Grund, genoss Gore doch schon damals nicht nur den Ruf eines engagierten Politikers, sondern auch den eines durchaus fähigen Unternehmers.
Das Engagement von Gore beim im bernischen Gwatt beheimateten Solarzulieferer stand allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern. Innerhalb weniger Monaten halbierte sich der Aktienkurs auf weniger als 5 Franken.
Sehr viel mehr mediale Aufmerksamkeit wurde der Grossaktionärin im Dezember des darauffolgenden Jahres zuteil, als sie ihre Beteiligung in nur zwei Schritten unter Einstandspreis unter die meldepflichtige Marke von 3 Prozent reduzierte und damit von der Bildfläche verschwand.
Nun meldet sich Generation Investment bei Meyer Burger zurück. Gemäss einer aktuellen Offenlegungsmeldung halten die Amerikaner neuerdings wieder 3,21 Prozent am Unternehmen. Und darf man nicht bestätigten Berichten aus dem Handel Glauben schenken, dann wird weiter am Aktienpaket geschnürt.
Gore gilt auch heute noch als ein sehr engagierter und gut vernetzter Umweltschützer. Der Zeitpunkt für seinen Wiedereinstieg bei Meyer Burger dürfte gut gewählt sein. Denn nur wenige Tage zuvor hatte der amtierende US-Präsident Barack Obama seinen Budgetvorschlag für 2016 vorgelegt. Der Vorschlag sieht nicht nur eine Verlängerung der Subventionen in die heimische Solar- und Windkraftindustrie sondern sogar eine solche auf unbestimmte Zeit vor.
Noch ist der Vorschlag nicht in Stein gemeisselt und die Subventionen für die amerikanische Solarindustrie nicht in trockenen Tüchern. Als profunder Branchenkenner wird Gore den Ausgang der Budgetverhandlungen womöglich abschätzen können.
Sollte Generation Investment das an Meyer Burger gehaltene Aktienpaket in den nächsten Tagen weiter ausbauen und auch den meldepflichtigen Schwellenwert von 5 Prozent überschreiten, wäre das an Signalwirkung für die Märkte nicht zu überbieten.
Die nicht gerade erfolgsverwöhnten Publikumsaktionäre müssen sich noch bis zum 26. März in Geduld üben. Erst dann wird das hiesige Solarzulieferunternehmen den Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr vorlegen. Darf man Analysten Glauben schenken, dann dauert die Auftragsflaute beim einstigen Börsenliebling an.
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Schon seit Wochen haben die Genussscheine von Roche einen eher schweren Stand. Gleich mehrere meiner Quellen aus dem Berufshandel berichten mir von grösseren Verkaufsaufträgen aus dem angelsächsischen Raum.
Ob diese Aufträge für die auffälligen ausserbörslichen Blocktransaktionen vom Donnerstag und Freitag verantwortlich sind, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Interessant ist aber, dass sowohl in den "Bons" als auch in den Inhaberaktien grössere Blöcke die Hand wechselten.
Begleitet wurden diese Blocktransaktionen von wilden Spekulationen, wonach der Basler Pharmakonzern die Kapitalstruktur vereinfachen werde. In diesem Zusammenhang fiel am Freitag erstmals das Stichwort Einheitsaktie.
Eigentlich wäre ein solch aktionärsfreundlicher Schritt längst überfällig. Verständlich ist aber auch, dass die beiden Schwergewichte im Aktionariat, die Familien Hoffmann und Oeri einerseits und Novartis andererseits, wohl kein Interesse an einer Vereinfachung der Kapitalstruktur haben. Es sei denn, einer der beiden Aktionäre suche den Ausstieg.
Eine Anfrage meinerseits am Hauptsitz von Roche in Basel blieb bislang unbeantwortet. Vielleicht wissen wir aber schon in den nächsten Tagen mehr, was die Substanz dieser Marktspekulationen anbetrifft. Zumindest die schon seit Monaten zu beobachtende Annäherung der Genussscheine an die Inhaberaktien lässt vermuten, dass sich beim Pharmakonzern in Bezug auf die Kapitalstruktur etwas tun könnte. Und auch Novartis kann mit der an Roche gehaltenen Beteiligung nicht glaubwürdig zum Angriff auf den Rivalen mittels Biosimilars blasen.
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