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La Hausse amène la Hausse. Auch wenn nur die wenigsten Amerikaner der französischen Sprache mächtig sein dürften, so wird dieser alten Börsenweisheit in New York nicht weniger intensiv nachgelebt.

Erst vor gut zwei Wochen hatte der Chefstratege von Stifel Nicolaus, einem in unseren Breitengraden weitestgehend unbekannten Aktienmakler, mit seiner Jahresendprognose für den amerikanischen S&P-500-Index weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Der Experte sieht das Börsenbarometer bis Silvesterabend um 17 Prozent auf 2300 Punkte klettern und nennt auch gleich die vielversprechendsten Einzelaktien (siehe Kolumne vom 25. August).

Mit Morgan Stanley legt nun eine sehr viel mächtigere und auch international bekannte amerikanische Grossbank nach: Ihre Strategen sehen den S&P-500-Index sogar auf 3000 Punkte steigen – allerdings nicht schon bis in wenigen Monaten, sondern über die nächsten fünf Jahre.

Die wirtschaftliche Expansion gehe in den USA mittlerweile ins sechste Jahr, so entnehme ich der mir zugespielten Studie. Nach dem Schuldenabbau vergangener Jahre und der wirtschaftlichen Abkoppelung von anderen Weltregionen werde der jetzige Aufwärtszyklus vermutlich der längste in der Geschichte. Die Studienverfasser wähnen ihn jedenfalls noch immer in einer sehr frühen Phase.

Die Botschaft der Experten ist denn auch unmissverständlich: Je mehr sich dieses sehr erfreuliche Szenario abzeichne, desto höher klettere der amerikanische Aktienmarkt. Auf Basis eines jährlichen Gewinnwachstums von 6 Prozent und einer auf dem heutigen Stand verharrenden Bewertung sei beim breit gefassten S&P-500-Index ein Vorstoss in die genannte Region wahrscheinlich.

Interessant ist, dass die Strategiestudie von Morgan Stanley nur wenige Stunden später bei Stifel Nicolaus aufgegriffen und kommentiert wurde. Hochgerechnet decke sich die Indexprognose mit den Erwartungen des eigenen Chefstrategen, der dem amerikanischen Aktienmarkt über die nächsten zehn Jahre eine Verdoppelung zutraue.

Nicht zum ersten Mal stacheln sich amerikanische Aktienstrategen gegenseitig an. Ähnliches war schon um den Jahrtausendwechsel herum zu beobachten, als sich die frühere Goldman-Sachs-Strategin Abby Cohen mit dem damals für Prudential tätigen Charttechnikexperten Ralph Acampora ein Rennen um immer noch atemberaubendere Prognosen für den amerikanischen Aktienmarkt lieferte. Letztendlich kam jedoch alles anders als erwartet.

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Mit der Übernahme von Nationale Suisse durch Helvetia werden die Karten bei den hiesigen Versicherungsunternehmen neu gemischt. Mit Bâloise hat zumindest ein erster Grossaktionär des Basler Erstversicherers das Handtuch geworfen und seine Beteiligung in den letzten Tagen und Wochen vollständig abgebaut. Noch unklar ist, ob auch die Mobiliar "forfait" geben oder anlässlich der Ergebnisveröffentlichung vom Freitag in einer Woche mit einer Gegenofferte aufwarten wird.

In einem Kommentar warnt der für die MainFirst Bank tätige Versicherungsexperte allerdings davor, dass die Integration von Nationale Suisse für Helvetia kein "Spaziergang durch den Park" werde. Am Combined Ratio von 88,5 Prozent gemessen sei die Entwicklung im Heimmarkt während den ersten sechs Monaten schlechter als bei Helvetia ausgefallen. Im Ausland habe es sogar 106,9 Prozent betragen und Nationale Suisse einen Vorsteuerverlust von 6 Millionen Franken beschert. Den Verantwortlichen zufolge werde es Jahre dauern, bis die in der Vergangenheit eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen Früchte tragen.

Die Sachlage ist für den Experten der MainFirst Bank deshalb eindeutig: Er stuft die Aktien von Nationale Suisse mit "Underperform" und einem Kursziel von 82 Franken ein und rät seiner Kundschaft zur Annahme des Übernahmeangebots.

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Gestern erwischte Merrill Lynch die Baissiers bei ABB auf dem falschen Fuss. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, traten die Amerikaner mit ihrer Hochstufung der Namenaktien von "Neutral" auf "Buy" vor allem Eindeckungstransaktionen los. Und das obschon das Kursziel mit 24 (23) Franken nicht substanziell über dem Schlussstand vom Vortag lag.

Heute meldet sich nun auch der für die Deutsche Bank tätige Experte zu Wort. Offiziell stuft er die Papiere zwar weiterhin mit „Hold“ und einem Kursziel von 19,50 Franken ein, setzt diese im Hinblick auf den Investorentag von nächster Woche allerdings auf die kurzfristige Verkaufsliste.

Wider anders lautenden Erwartungen werde der in Zürich beheimatete Industriekonzern kommende Woche nicht mit neuen Mittelfristzielen aufwarten, weshalb kein Grund für steigende Konsensschätzungen gegeben sei. Darüber hinaus hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuletzt eingetrübt, so der viel beachtete Experte.

An ABB scheiden sich weiterhin die Geister. Mit einer grundlegenden Neubeurteilung und –bewertung des Traditionsunternehmens ist wohl nur dann zu rechnen, wenn es zum strategischen Befreiungsschlag ausholt. Mit einem solchen ist zumindest aus heutiger Sicht jedoch kaum zu rechnen.