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Schon seit dem frühen Morgen tagen die Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank (EZB) am Hauptsitz in Frankfurt hinter verschlossenen Türen. Ganz oben auf der Traktandenliste: eine mögliche Ausweitung des Rückkaufprogramms für verbriefte Forderungsansprüche auf europäische Staatsanleihen.
Nach zwei Leitzinsreduktionen und der Einführung negativer Einlagezinsen für die Geschäftsbanken scheint ein solches Rückkaufprogramm nach amerikanischem Vorbild der nächste logische Schritt. Denn die in den letzten Tagen veröffentlichten Konjunkturindikatoren zeichnen weiterhin ein ziemlich düsteres Bild.
Zumindest an den Märkten gilt mittlerweile als sicher, dass die EZB ab Januar, spätestens jedoch ab Anfang März mit dem Aufkauf europäischer Staatsanleihen beginnen wird. Ob die Währungshüter die Katze schon an der Pressekonferenz von heute Nachmittag aus dem Sack lassen, wird sich zeigen müssen. Vorschusslorbeeren haben sie jedenfalls schon reichlich erhalten, denn die Erwartungshaltung der Marktakteure an die Adresse der EZB ist gewaltig.
Dies hat sich Notenbankchef Mario Draghi selber zuzuschreiben. In den letzten Wochen und Monaten liess er keine Gelegenheit aus, um die Märkte auf den Aufkauf von Unternehmens- wenn nicht gar Staatsanleihen einzuschwören. Nicht auszudenken, was wäre, würde die EZB im Laufe des Nachmittags keine Ausweitung des bereits bekannten Rückkaufprogramms für verbriefte Forderungsansprüche auf europäische Staatsanleihen bekanntgeben.
In seinem jüngsten Kommentar warnt der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Verfasser vor übertriebenen Erwartungen an die zukünftige Geldpolitik. Die EZB habe letztere regelrecht aufgebauscht, so kritisiert der Stratege. In der Folge mahnt er die Märkte zur Vernunft.
Seiner Anlagekundschaft rät der Experte entschieden davon ab, sich von der Partystimmung an den Aktienmärkten im Hinblick auf den Jahreswechsel anstecken zu lassen. Die Ausblicke vieler anderer Banken für das Börsenjahr 2015 würden sich im Wortlaut ähneln und seien vergleichbar zuversichtlich für die Aktien, so der Verfasser des Kommentars. Dies zeige, wie sicher sich die Banken ihrer Sache seien.
Der seit Mitte Oktober beobachteten Erholung an den Aktienmärkten traut man bei Kepler Cheuvreux nicht. Diese komme zu früh, um von nachhaltiger Natur zu sein. Es sei deshalb nicht ratsam, in aggressiver Weise auf höhere Kurse zu setzen. Viel eher erwartet er schon in den nächsten Tagen eine grössere Gewinnmitnahmewelle.
In ziemlich genau zwei Stunden wird sich Notenbankchef Mario Draghi anlässlich einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit stellen. Zaubert er die erwartete Ausweitung des Rückkaufprogramms auf europäische Unternehmens- wenn nicht gar auf Staatsanleihen aus dem Zylinder, ist den Aktienmärkten ein weiteres Kursfeuerwerk sicher. Ein solches könnte dann allerdings den vorläufigen Höhepunkt der Aktien-Hausse markieren.
Ich bleibe bei meiner wenig populären Meinung, dass der Rückschlag von Anfang Oktober nicht die gewünschte Marktbereinigung gebracht hat und sich die Anzeichen einer Überhitzung häufen. Der Ausbau der Wertschriftenkäufe durch die Bank of Japan, die Leitzinsreduktion der chinesischen Zentralbank und der sich abzeichnende Ausbau des Rückkaufprogramms für Schuldtitel durch die EZB zögern die längst überfällige Bereinigung an den Aktienmärkten nur hinaus. Vom Tisch ist sie damit aber nicht.
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Gestern Nachmittag gerieten die Namenaktien von Clariant unter Verkaufsdruck. Die Papiere des Basler Spezialitätenchemieherstellers tauchten vorübergehend um mehr als 5 Prozent auf 16,52 Franken, begleitet von regen Handelsaktivitäten.
Eine Erklärung für diesen Rückschlag liefert einer meiner geschätzten Londoner-Kontakte. Er verweist auf eine Firmenpräsentation von CFO Patrick Jany anlässlich einer gestrigen Investorenkonferenz von Merrill Lynch.
Gemäss einem Kommentar aus dem Aktienhandel des amerikanischen Bankinstituts lassen die Aussagen von Jany auf ein schwächeres laufendes Quartal schliessen. Die Nachfragesituation habe sich gegenüber dem Vorquartal abgekühlt, insbesondere in Europa. Ähnliches sei auch in Asien und dort in China zu beobachten. Von den Aussagen lasse sich sogar ableiten, dass das Schlussquartal schwächer als jenes vom vergangenen Jahr ausfallen könnte.
Dank Spekulationen rund um ein mögliches Übernahmeangebot durch den Rivalen Evonik seien die Aktien von Clariant gut gelaufen, so der Verfasser des Kommentars. Er schliesst zwar nicht völlig aus, dass das Basler Unternehmen zum Ziel einer Übernahme werden könnte, hält dies allerdings für eher unwahrscheinlich. In der Erwartung eines schwächer als erhofften Schlussquartals erachtet der Experte die Papiere als sich anbietende Wette auf rückläufige Kurse.
Fantasie geht bei Clariant auch von der zukünftigen Dividendenpolitik aus. Nach der beeindruckenden Transformation der letzten Jahre muss der Börsenliebling nun den Beweis antreten, dass sich auch beim freien Cashflow substanzielle Verbesserungen einstellen. Denn nur solche lassen in Zukunft eine nachhaltig höhere Dividende zu.
Das Handelsgeschehen dürfte bis auf weiteres jedoch von der Angst vor einer Ergebnisenttäuschung überschattet werden, weshalb die Bäume bei den Aktien von Clariant vorerst nicht in den Himmel wachsen - auch wenn gewisse Marktakteure heute wieder mutig zukaufen.