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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Aktienmärkte: Zürcher Bank gibt schon jetzt Startschuss für die diesjährige Jahresendrally

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Überraschende Börsenreaktion bei Nestlé, Tecan enttäuscht, Julius Bär und die Jahresendrally - Und: Acht Aktienumstufungen am heutigen Freitag.

18.10.2024   12:09
Von cash Insider

Es ist noch gar früh für die Jahresendrally.

Quelle: pixabay.com

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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Auch am Schweizer Aktienmarkt steht das Geschehen ganz im Zeichen der Unternehmensberichterstattung für das dritte Quartal. Der gestrige Donnerstag – neben Nestlé warteten auch ABB, Schindler und VAT Group mit Zahlenkränzen auf – dürfte nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was uns in den kommenden Wochen noch alles erwartet.

Und gerade die Reaktion der Börse auf die Umsatzenttäuschung bei Nestlé zeigt eindrucksvoll: Es dreht sich nicht immer als bloss um harte Fakten. Vielmehr befindet letztendlich die Erwartungshaltung der Marktakteure darüber, ob eine Aktie nun mit Kursgewinnen belohnt oder mit Kursverlusten abgestraft wird.

Rückblickend war es schliesslich so etwas wie eine Umsatzenttäuschung mit Ansage. Dasselbe gilt für die Reduktion der diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben. Spätestens nach dem überraschenden Wechsel an der Spitze des Nahrungsmittelmultis aus Vevey war klar, dass der neue Firmenchef Laurent Freixe die Erwartungen dämpfen wird.

Der Aktienkurs von Nestlé will nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Im Hinblick auf die Investorentage von Mitte November gilt auch eine Überarbeitung der Mittelfristziele als so sicher wie das Amen in der Kirche. Zu ambitioniert seien diese aus heutiger Sicht, wie es heisst. Selbst dieser Schritt – so schmerzhaft er auch sein mag – erscheint mir bereits weitestgehend eingepreist.

Erst vor gut einer Woche verglich ich das Kurs- und Stimmungstief bei den Valoren von Nestlé mit jenem bei den Genussscheinen von Roche von Ende April – und schrieb folgende Zeilen:

Ich kann mir gut vorstellen, dass ausländische Finanzinvestoren auf Nestlé aufmerksam werden. Es ist, als wäre es gestern gewesen, als sich der amerikanische Milliardär Dan Loeb mit seinem Investmentvehikel Third Point bei den Waadtländern einnistete. Es ist die latente Unzufriedenheit über die Kursentwicklung der letzten Jahre, welche oppositionellen Finanzinvestoren einen idealen Nährboden bietet, um andere Mitaktionärinnen und Mitaktionäre für ihre Pläne gewinnen zu können. Interesse wecken könnte vor allem das umgerechnet rund 40 Milliarden Franken schwere L'Oréal-Paket.

Zu den Verlierern der Woche gehört der Laborausrüster Tecan – oder besser gesagt dessen Aktionärinnen und Aktionäre. Am Mittwoch senkte das Vorzeigeunternehmen aus Männedorf zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Wochen die diesjährigen Finanzziele. Neuerdings ist mit einem Umsatzrückgang in Lokalwährungen im Umfang von 12 bis 14 Prozent (zuvor 0 bis 5 Prozent) bei einer bereinigten operativen Marge zwischen 16 und 18 Prozent (zuvor 18 bis 20 Prozent) zu rechnen.

Mitte August hatte Tecan die Ziele schon einmal nach unten angepasst. Alleine an diesem Tag wurden die Aktien des Laborausrüsters mit einem Minus von 17 Prozent abgestraft. In Analystenkreisen übte man sich damals in Schadensbegrenzung. So hielten etwa Deutsche Bank, UBS oder die Berenberg Bank an ihren Kaufempfehlungen fest – wenn auch mit teils deutlich tieferen Kurszielen.

Wie schon Mitte August schmierten die Tecan-Aktien in den letzten Tagen regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)

Anders als im August richtete sich das Unternehmen diesmal schon nach zwei und nicht erst nach mehr als sechs Wochen nach dem Quartalsende an die Öffentlichkeit. Man scheint am Hauptsitz in Männedorf gelernt zu haben. Ärgerlich ist die erneute Umsatz- und Gewinnwarnung trotzdem.

Dem Laborausrüster wird an der Börse schon seit Jahren nachgesagt, er sei so etwas wie ein «Stehauf-Männchen». Nach Enttäuschungen konnten sich die Aktien meist ziemlich rasch wieder fangen. Macht Tecan diesem Ruf auch diesmal wieder Ehre?

«Alle an Bord für die Jahresendrally» titelt Julius Bär in ihrem neusten Strategiepapier. Schon in der Einleitung räumen die mir nicht namentlich bekannten Autoren zwar ein, dass die Aktienmärkte im September dieses Jahres jeglichen saisonalen Gepflogenheiten trotzen konnten und das ungewohnt sei. Dennoch raten sie ihren Leserinnen und Lesern im Hinblick auf eine Jahresendrally entweder bei Aktien einzusteigen oder aber welche zuzukaufen.

Auch die Autoren des Strategiepapiers greifen auf saisonale Statistiken zurück. Ihren Berechnungen zufolge war die Aktienkursbilanz im Schlussquartal gerade in denjenigen Jahren überdurchschnittlich stark, in welchen auch der ansonsten launische Börsenmonat September positive Vorzeichen aufwies. Die Julius-Bär-Experten erklären sich letzteres übrigens mit der umfassenden Leitzinsreduktion durch die amerikanische Notenbank um 50 Basispunkte sowie mit der Hoffnung auf ein Wirtschaftspaket seitens der chinesischen Regierung in Peking.

Die Schlüsselbotschaft der Zürcher Bank ist unmissverständlich: Sie sieht im weiteren Jahresverlauf vor allem die New Yorker Börse – und dort die Tech-Giganten – in der Favoritenrolle.

Es ist eine Ansage, bereits Mitte Oktober und dann erst noch auf neuen Rekordhochs den Startschuss für die Jahresendrally zu geben. Aus Schweizer Sicht sind die Aussagen der Strategen übrigens insofern enttäuschend, als dass Julius Bär erst kürzlich eine Lanze für Aktien aus der Schweiz brach. Vielmehr gilt auch bei der Zürcher Bank offenbar: «America first».

Kurz vor dem Wochenende regnet es hierzulande Aktienumstufungen oder Erstabdeckungen. Ich zähle alleine heute Freitag nicht weniger als deren acht. Zwei davon weisen negative Vorzeichen auf. Analyst Mattias Holmberg von DnB Markets stuft die Valoren von ABB im Anschluss an die Quartalsergebnisveröffentlichung von «Buy» auf «Hold» herunter. Für die in Stockholm gehandelten Stücke veranschlagt er wie bis anhin ein Kursziel von 640 schwedischen Kronen. Für überraschte Gesichter sorgt Goldman Sachs. Die für die amerikanische Investmentbank tätige Luxusgüteranalystin Louise Singlehurst zieht bei Richemont die Reissleine und senkt ihr Anlageurteil von «Buy» auf «Neutral». Gleichzeitig kürzt sie das 12-Monats-Kursziel auf 128 (zuvor 132) Franken.

Alle übrigen Aktienumstufungen weisen positive Vorzeichen auf – was sinnbildlich für die wiedergewonnene Zuversicht vieler der hiesigen Marktakteure steht. Der für Morgan Stanley tätige Analyst David Roux nimmt die Entspannung bei den Kakaopreisen zum Anlass, um die Aktien von Barry Callebaut mit einem Kursziel von 1830 (zuvor 1400) Franken von «Equal-weight» auf «Overweight» heraufzustufen. Bei den Valoren von Lindt&Sprüngli geht er hingegen von «Underweight» auf «Equal-weight» und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 113'650 (zuvor 99'000) Franken. Der Analyst geht bei beiden Schokoladeherstellern ab Mitte nächsten Jahres von einer deutlichen Entspannung bei den Herstellkosten aus. Seines Erachtens spiegelt sich das noch zu wenig in den Aktienkursen wider.

Analyst Tim Barrett von der Deutschen Bank nimmt seinerseits die Erstabdeckung der Aktien von Avolta mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 41,70 Franken auf. Er argumentiert dabei mit der schieren Grösse des Weltmarktführers aus Basel nach der Verschmelzung von Dufry mit der italienischen Autogrill. Ausserdem sieht er bei den Synergien zwischen den beiden Unternehmen noch Luft nach oben. Wirklich neue Erkenntnisse sucht man vergebens.

Weder die Umsatzenttäuschung, noch die konservativeren diesjährigen Finanzziele halten den Analysten James Edwardes Jones von der Royal Bank of Canada davon ab, das Schwergewicht Nestlé von «Sector Perform» auf «Outperform» heraufzustufen. Er zeigt sich geradezu beeindruckt vom neuen Firmenchef Laurent Freixe und hält mittelfristig ein organisches Umsatzwachstum von immerhin 3 bis 5 Prozent für möglich.

Für die Valoren von Geberit trifft hingegen eine Heraufstufung von «Neutral» auf «Buy» durch Goldman Sachs ein. Die zuständige Analystin Daniela Costa beziffert das 12-Monate-Kursziel neu auf 598 (zuvor 580) Franken. Ihres Erachtens dürfte die Absatzflaute im Hauptmarkt Deutschland für den Sanitärtechnikhersteller bald ein Ende haben, häufen sich dort doch die Anhaltspunkte für eine Belebung.

Ausserdem trifft eine Heraufstufung für die Partizipationsscheine von Schindler aus London ein. Die Bank of America geht von «Underperform» auf «Neutral» und zieht das Kursziel auf 260 (zuvor 204) Franken nach.

Nächste Woche dreht das Zahlen-Karussell am Schweizer Aktienmarkt weiter. Neben Logitech werden auch Roche, Holcim und Sika mit Ergebnissen aufwarten. Lonza veröffentlicht wie üblich nur einen qualitativen Zwischenbericht fürs dritte Quartal.

Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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