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Etwas mehr als zwei Wochen ist es her, dass Meyer Burger eine Aktienzusammenlegung ankündigte. Für 750 bisherige Aktien sollen die Aktionärinnen und Aktionäre des Solarunternehmens eine neue Aktie erhalten. Man will offenbar vom Schmuddel-Image des "Penny Stocks" wegkommen.
Diesen Weg sind hierzulande vor Meyer Burger auch schon andere Firmen gegangen. Ich denke da etwa an Evolva oder Relief Therapeutics. Allerdings stand die Aktienzusammenlegung bei diesen beiden Unternehmen rückblickend unter keinem guten Stern. Bei Relief Therapeutics knickte der Aktienkurs innerhalb von gerade mal vier Wochen von 15 auf 3 Franken ein. Auch die Valoren von Evolva hatten in den Wochen danach schmerzhafte Verluste zu beklagen.
Ich schrieb deshalb vor ziemlich genau einem Jahr von einem regelrechten Fluch, welcher nach einem Reverse-Split auf den Aktien lastet. Neu ist, dass der Fluch – wie bei Meyer Burger zu beobachten - schon vor der Aktienzusammenlegung zu einem Kursdebakel zu führen scheint. So hat das Solarunternehmen alleine seit deren Ankündigung fast einen Drittel des Börsenwerts eingebüsst.
Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Die Aktionärinnen und Aktionäre müssen am übernächsten Dienstag erst noch über das Vorhaben befinden – wobei eine Annahme eine Zweidrittelmehrheit voraussetzt. Die Zusammenlegung soll dann im Juli vollzogen werden.
Mittlerweile wird das Solarunternehmen an der Börse nicht mal mehr mit 200 Millionen Franken bewertet. Genau so viel hatte man Ende März anlässlich der letzten Kapitalerhöhung vereinnahmt.
Wie Erhebungen von S&P Global zeigen, sind die Valoren von Meyer Burger wieder unter den zehn am häufigsten leerverkauften Aktien an der SIX Swiss Exchange zu finden. Die Beratungsfirma stützt sich dabei auf Statistiken aus der Wertpapierleihe ab. Da die Leerverkäufer sich zuerst Aktien leihen müssen, um diese dann leerzuverkaufen, lassen diese Statistiken zuverlässige Rückschlüsse zu. Da das Solarunternehmen Wandelanleihen ausstehend hat, darf vermutet werden, dass es sich bei einem Teil der leerverkauften Aktien um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern handelt. Diese Absicherungstransaktionen werden im Fachjargon auch "Delta Hedges" genannt.
Meyer Burger befindet sich inmitten einer Produktionsverlagerung nach Übersee. Nachdem der politische Rückhalt im Wettbewerb gegen chinesische Billiganbieter in Europa fehlt, sucht das Solarunternehmen sein Glück nun in den USA. Deshalb erscheinen mir die Wahlschlappe der grünen Partei anlässlich der Europa-Wahlen kein offensichtlicher Grund für die jüngsten Kursverluste.
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In einem 70 Seiten starken Strategiepapier wagt die amerikanische Citigroup in Sachen europäische Aktien einen Blick in die Glaskugel. Noch vor Anbruch der zweiten Jahreshälfte nehmen die Autoren grössere Anpassungen bei ihren Branchenpräferenzen vor.
In den Bereichen zyklischer Konsum und Grundstoffe gehen sie von "Overweight" auf "Neutral", bei den Bauzulieferaktien sogar von "Neutral" auf "Underweight". Im Gegenzug stufen die Strategen die Nahrungsmittelaktien von "Underweight" auf "Neutral" herauf. Ein überdurchschnittliches Gewicht räumen sie wie bis anhin den Aktien aus den Bereichen Technologie, Industrie und Gesundheit ein.
Der Aktienkurs von Nestlé ist noch immer gedrückt (Quelle: www.cash.ch)
Nun, da man Nestlé und anderen Nahrungsmittelaktien bei der Citigroup nicht länger ein unterdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles einräumt, bietet sich am Schweizer Aktienmarkt aus Sicht der Strategen die Beste aller Welten. Da überrascht es nicht, wenn die Schweiz die Länder-Rangliste der Amerikaner unangefochten anführt. Punkten kann der Schweizer Aktienmarkt mit der hohen Zinssensitivität, intakten Gewinnwachstumsaussichten sowie mit geringem Margendruck und nicht weniger geringen Ausfallrisiken.
Auf mich macht das Ganze einen eher halbherzigen Eindruck – in etwa vergleichbar mit den Aussagen der Bank of America zum Schweizer Aktienmarkt. Auch diese Grossbank wähnt unseren Heimmarkt in der Favoritenrolle. Gebracht hat es ihm herzlich wenig. Da frage ich mich doch: Ist das alles nicht bloss ein Lippenbekenntnis?
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4 Kommentare
Warum nicht 7500 zu 1? Dann sieht der Kurs noch viel besser aus. Ohne zu liefern, ohne gute Daten, nur leere Versprechen (bis heute jedenfalls), wird auch der neue Kurs nicht besser sein. Bereits (auf dem Papier) weniger Wert als bei der letzten KE eingenommen? Und vorher gab es bereits die eine oder andere KE. Jetzt ist die Zeit um zu liefern und nicht um zu beschönigen.
Warum nicht 7500 zu 1? Dann sieht der Kurs noch viel besser aus. Ohne zu liefern, ohne gute Daten, nur leere Versprechen (bis heute jedenfalls), wird auch der neue Kurs nicht besser sein. Bereits (auf dem Papier) weniger Wert als bei der letzten KE eingenommen? Und vorher gab es bereits die eine oder andere KE. Jetzt ist die Zeit um zu liefern und nicht um zu beschönigen.
Ist bei Ihnen nach den Ferien vor den Ferien? Oder ist der Abschnitt über Ihre Aktienfavoriten ein alter Hut vor Ihren Ferien?
Ps. Seriöse Anleger interessieren die Aktien von Meyer Burger schon lange nicht mehr.
Danke für den Hinweis. Ja, da blieb von der Kolumne von vor den Ferien versehentlich was in der Vorlage "hängen". Wo gehobelt wird, da fallen Späne ;-)