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Es ist schon ziemlich beeindruckend, wie rasch die Akteure nach dem jüngsten Rückschlag am Schweizer Aktienmarkt zum "courant normal" zurückgefunden haben. Aus den Handelsabteilungen der Banken wird mir fast schon von einer Grundpanik berichtet, eine einmalige Einstiegsgelegenheit zu verpassen. In Anbetracht der historisch tiefen Zinsen komme man schlichtweg nicht an Aktien vorbei, so heisst es.

Interessant ist auch, dass man sich im hiesigen Berufshandel hinter vorgehaltener Hand über die teilweise gewaltigen ausserbörslichen Blocktransaktionen der vergangenen Tage erzählt. Nicht bestätigten Berichten zufolge haben prominente amerikanische Fonds Gefallen an unserem Heimmarkt gefunden und im grossen Stil zugekauft.

Wieso auch nicht, raten neun von zehn Banken ihrer Anlagekundschaft in Rückschläge hinein doch noch immer zum Zukauf von Aktien. Vermutlich auch deshalb, weil sich diese Strategie über die letzten fünf Jahre als die einzig richtige erwiesen hat.

Nach der Citigroup ("etzt Mut beweisen, denn er wird belohnt"), Barclays Capital ("der jüngste Ausverkauf ist übertrieben"), J. Safra Sarasin ("jetzige Korrektur könnte zu attraktiver Einstiegsgelegenheit führen") und der Credit Suisse ("Breiter Pessimismus, kurzfristig Raum für eine Gegenbewegung von 10 Prozent") haben sich mit Julius Bär ("keine fundamentalen Gründe, die positive Einschätzung der Aktienmärkte in Frage zu stellen") und Morgan Stanley ("übertrieben scharfe Korrektur zum Zukauf nutzen") zwei weitere bestens bekannte Institute diesem Lager angeschlossen. Diese Liste liesse sich beliebig ergänzen.

Man könnte den Eindruck erhalten, der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Stratege stehe mit seiner vorsichtigen Haltung für die Aktienmärkte alleine da. Er stellt sich schon seit Tagen gegen die gängige Meinung, dass der Rückschlag an den Aktienmärkten bereits ausgestanden sei. Zwar lasse die Angst der Marktakteure die Vermutung zu, dass die Leitbörse in New York die erste Ausverkaufswelle überstanden habe. Die Korrektur an den Aktienmärkten werde sich jedoch bis ins kommende Jahr hineinziehen.

Prominente Unterstützung erhält er nun aber von seinem Berufskollegen von der MainFirst Bank. In einem Kommentar schreibt der Verfasser, dass auch er an den europäischen Aktienmärkten über die kommenden Monate mit einer Fortsetzung der Korrektur rechne. Bei den Unternehmensgewinnen seien weitere Abwärtsrevisionen zu erwarten. Gleichzeitig werde den Finanzmärkten entgegen den Erwartungen vieler Marktakteure weitere Liquidität entzogen. Die Botschaft des Strategen an seine Leser ist unmissverständlich: Erholungsphasen sollten konsequent zum Verkauf von Aktien genutzt werden.

An den Aktienmärkten herrscht die gängige Meinung, dass es die Notenbanken führender Wirtschaftsnationen schon richten werden. Mittlerweile spekulieren die Marktakteure nicht nur auf ein Rückkaufprogramm für europäische Unternehmensanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB), nein, sie erwarten sogar eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank.

Auch ich bleibe bei meiner vorsichtigen Haltung. Die an den Märkten zu verspürende Angst eine einmalige Gelegenheit zu verpassen, passt wunderbar in mein Szenario. Spätestens wenn diese Angst in Gier umkippt, sollten auch die letzten Alarmglocken läuten. Solange die Aktienmärkte nicht eine neue Rekordjagd einläuten, ist die Korrektur noch lange nicht ausgestanden.

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Auch die Namenaktien von Holcim haben sich nach dem jüngsten Rückschlag wieder gefangen. Der Ostschweizer Weltmarktführer will den geplanten Zusammenschluss mit dem französischen Erzrivalen Lafarge beschleunigen. Nicht ohne Grund, stehen ie Interessenten für die geplanten Bereichsverkäufe um die Wettbewerbshüter versöhnlich zu stimmen doch Schlange.

Die geplante Hochzeit zwischen den beiden führenden Zementherstellern wird allerdings noch immer ziemlich kritisch beurteilt. Erwähnenswert ist ein Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Darin macht der Verfasser bei Holcim selbst im Falle eines Alleingangs beim EBITDA ein Erholungspotenzial von nicht weniger als 35 Prozent aus.

Darüber hinaus beziffert der Experte den Nettobarwert der aus dem Zusammenschluss entstehenden Synergien auf 10 Milliarden Euro. Kein Wunder also, empfiehlt er die Aktien von Holcim mit einem neu 90 (100) Franken lautenden Kursziel zum Kauf.

Ich halte die skeptische Haltung der Marktakteure bei diesen Papieren ebenfalls für übertrieben, auch wenn ich die Synergien und den Raum für eine Gewinnerholung beim Ostschweizer Zementhersteller etwas zurückhaltender einschätze als der Experte von Kepler Cheuvreux.

Die Aktien bleiben ein wichtiger Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2014 und haben ihren Platz auf der Favoritenliste für das kommende Jahr schon jetzt so gut wie in der Tasche.