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Die Strategiepapiere aus der Feder der UBS-Analysten um Sebastian Vogel, Joern Iffert und Patrick Rafaisz zählen für mich zur Pflichtlektüre. Denn darin warten die Autoren nicht eben selten mit wertvollen Erkenntnissen in Bezug auf die kleinen und mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz und deren Aktien auf. Prädikat: Erleuchtend.
In ihrem neusten Werk zeigen die Analysten nun auf, welche der hiesigen Nebenwerte in den Aktienportefeuilles übermässig vertreten sind. Doch auch um welche Aktien die Anlegerinnen und Anleger einen grossen Bogen machen, verraten sie.
Die Überlegung dahinter ist denkbar einfach: Sind Anleger bereits bis über beide Ohren in eine Aktie investiert, werden sie bestimmt nicht noch weitere Stücke zukaufen. Ausserdem läuft die Aktie eher Gefahr, aus was für Gründen auch immer, in Ungnade oder Gewinnmitnahmen zum Opfer zu fallen. Hingegen winken satte Kursgewinne, wenn eine zuvor sträflich vernachlässigte Aktie plötzlich wiederentdeckt wird.
In diesem Zusammenhang bedient man sich bei der UBS eines sogenannten «Crowding Factor». Neben bankeigenen Erhebungen fliessen auch auf Offenlegungsmeldungen gegenüber der amerikanischen Börsenaufsicht SEC sowie Erhebungen von Drittbanken in diese Kennzahl mit ein.
Bei den übermässig in den Aktienportefeuilles vertretenen Aktien stolpere ich fast ausschliesslich über bestens bekannte Namen. Dass die Valoren von Automationsspezialist Belimo, ehemaliger ABB-Tochter Accelleron und Pharmazulieferer Lonza weit oben auf dieser Liste zu finden sind, erstaunt mich nicht. Ähnliches gilt für jene des Rheintaler Halbleiterausrüsters VAT Group. Alle diese Unternehmen konnten seit Jahresbeginn kräftig an Börsenwert zulegen – Accelleron sogar um mehr als 70 Prozent.
Eher überrascht bin ich aber, Logitech an der Tabellenspitze zu finden. Zugegeben: Noch im Frühsommer erfreute sich der Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne gerade in angelsächsischen Anlegerkreisen grosser Beliebtheit. Mittlerweile sind seine Aktien jedoch in die Nähe der Jahrestiefstkurse zurückgefallen und verharren seither unmittelbar darüber.
Neben dem Machtkampf zwischen Firmengründer Daniel Borel und der Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker hinterliess auch das Wirtschaftsumfeld gewisse Spuren in der Kursentwicklung. Was reift, ist die Erkenntnis, dass den Konsumentinnen und Konsumenten das Geld künftig wohl nicht mehr ganz so locker im Portemonnaie sitzt wie auch schon.
Interessant ist übrigens, dass die hauseigenen Analysten der UBS bei den Valoren von Logitech mit einem 12-Monats-Kursziel von 65 Franken und jenen von Belimo mit einem 12-Monats-Kursziel von 405 Franken zum Ausstieg raten. Einzig die mit «Buy» und einem 12-Monats-Kursziel von 630 Franken eingestuften Aktien von Lonza wollen da nicht so recht ins Bild passen. Aber selbstverständlich überwiegen bei diesen Valoren die fundamentalen Gründe.
Die Aktien von Meyer Burger gehen dem Boden entgegen (Quelle: www.cash.ch)
Auch am Tabellenende sind vorwiegend bekannte Namen anzutreffen. So weisen etwa der Schokoladehersteller Barry Callebaut oder das Sorgenkind Meyer Burger den negativsten «Crowding Factor» auf. Sprich: Um diese Aktien macht die Anlegergemeinde einen grossen Bogen – was angesichts der hausgemachten Probleme der beiden Unternehmen nicht weiter überrascht. Ausserdem verfügen sowohl Meyer Burger als insbesondere auch Barry Callebaut über Ankeraktionäre. Dementsprechend kleiner ist die Anzahl frei handelbarer Aktien. Auch das dürfte ein Einflussfaktor sein.
Einen unerwartet negativen «Crowding Factor» weisen Sandoz und Sonova auf. Diese Aktien erfreuten sich in den letzten Wochen und Monaten nämlich einer starken Nachfrage. Nicht zuletzt auch deshalb hätte ich weder die ehemalige Novartis-Tochter, noch den Hörgerätehersteller aus Stäfa auf den hintersten Plätzen vermutet. Zumindest in Bezug auf die Kaufempfehlung für die Valoren von Sandoz fühlt man sich bei der UBS von den bankeigenen Statistiken bestärkt.
Das letzte Strategiepapier zu diesem Thema geht übrigens auf die ersten Januar-Tage zurück. Bleibt mir nichts anderes als zu hoffen, dass die UBS-Analysten weniger Zeit bis zur nächsten Erhebung verstreichen lassen.
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