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Jefferies-Analyst Constantin Hesse nimmt die Wiederabdeckung der Aktien von Meyer Burger mit "Hold" und einem Kursziel von 1,2 Rappen auf. Die amerikanische Investmentbank hatte die Absetzung kurz vor der Bilanzsanierung ausgesetzt, war sie doch Alleinverantwortliche der millionenschweren Kapitalerhöhung.

Wie Hesse schreibt, beginnt mit der Verlagerung der Produktion nach Übersee ein neues Kapitel in der Geschichte des Solarunternehmens. Eine Leidensgeschichte für die langjährigen Aktionärinnen und Aktionäre – was der Analyst natürlich so nicht schreibt.

Ich kommentierte die besagte Produktionsverlagerung mit folgenden Worten:

...und weiter...

Wie der Jefferies-Analyst schreibt, dürfte Meyer Burger für den Produktionsaufbau im amerikanischen Goodyear zusätzliche Mittel benötigen. Dennoch begrüsst er diesen Schritt, sollte die Vorhersehbarkeit der Umsatzentwicklung dadurch künftig doch besser werden. Ausserdem sieht Hesse das bessere regulatorische Umfeld in Übersee zu einem günstigeren Risikoprofil führen.

Kursentwicklung der Meyer-Burger-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Er traut dem Solarunternehmen für 2025 einen operativen Jahresgewinn (EBITDA) von 105 Millionen Franken zu, geht für 2026 dann sogar von einem operativen Überschuss von 201 Millionen Franken aus. Darauf abgestützt errechnet der Analyst im günstigsten Fall ("Best Case") einen fairen Aktienkurs von 4,4 Rappen. Im ungünstigsten Fall ("Worst Case") ist hingegen mit einem Totalverlust zu rechnen.

Dem eigentlichen Kursziel von 1,2 Rappen liegt ein sehr tiefes Verhältnis vom Unternehmenswert zum operativen Gewinn (EV/EBITDA) für 2026 von gerade mal 3,6 zugrunde. Viele andere Rivalen werden an der Börse mit einem Mehrfachen dieses Verhältnisses gehandelt.

Diese eher vorsichtige Unternehmensstudie stammt übrigens aus der Feder desselben Analysten, welcher die Meyer-Burger-Aktien zuvor seit Mitte Februar 2021 mit einem kurzen Unterbruch rund um die Bezugsrechtsemission vom Oktober 2022 herum unentwegt mit "Buy" zum Kauf angepriesen hatte. Veranschlagte er in der Spitze ein Kursziel von 92 Rappen für die Valoren, gab er dieses selbst vor der jüngsten Aussetzung der Aktienabdeckung durch Jefferies noch mit 30 Rappen an.

Es macht ganz den Anschein, als ob auch unter den Analysten gilt: Das gebrannte Kind scheut das Feuer.

Übrigens laufen mittlerweile die ersten Solarmodule im amerikanischen Goodyear vom Band, wie Firmenchef Gunter Erfurt am Freitag sichtlich stolz verkündete. Überschattet wird diese Erfolgsmeldung von einer einschneidenden Kurszielreduktion durch die UBS. Die für die Grossbank tätige Analystin Barbora Blaha streicht ihr 12-Monats-Kursziel auf 1 (zuvor 27) Rappen zusammen. Am "Neutral" lautenden Anlageurteil ändert sich indes nichts.

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Martin und Rosmarie Ebner haben ihr Temenos-Paket kräftig ausgebaut. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Neuerdings halten der Financier und seine Gattin über ihr Anlagevehikel Patinex 15,6 Prozent an der Bankensoftware-Schmiede aus Genf, was über den zuvor gemeldeten 13 Prozent liegt.

Die Beteiligungserhöhung sendet eine klare Botschaft an den gefürchteten Leerverkäufer Hindenburg Research und kommt einem Tritt ans Schienbein der Amerikaner nahe.

Die Aktien von Temenos geben am Montag einen Teil der frühen Kursgewinne wieder ab (Quelle: www.cash.ch)

Zur Erinnerung: Mitte Februar suchte Hindenburg Research die Öffentlichkeit und warf Temenos nichts geringeres als aufgebauschte Gewinne, Scheinpartnerschaften, verschwiegene Probleme mit Kunden und darüber hinaus auch noch eine irreführende Kommunikationspolitik vor. Die Aktien büssten alleine an diesem Tag knapp 30 Prozent ein und erholten sich seither nie mehr richtig. Am Freitag wurden zeitweise Kurse von weniger als 54 Franken bezahlt – ein neues trauriges Jahrestief.

Interessant ist, dass mit Petrus Advisers ein weiterer Grossaktionär seine Beteiligung ausgebaut hat. Der Finanzinvestor hält neuerdings wieder 3,4 Prozent der Stimmen, jedoch weniger als ein halbes Prozent in Form von Aktien. Es macht ganz den Anschein, als schiebe man eine riesige Derivat-Wette vor sich her.

In den letzten Wochen erwiesen sich bei den Aktien von Temenos jegliche Erholungsversuche als ein blosses Strohfeuer. Ich bin nun neugierig, ob das auch für das Kursfeuerwerk vom heutigen Montag gilt...

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