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Dass ausgerechnet aus Deutschland solche Berichte bei mir eintreffen, macht mich stutzig. Und so überrascht es mich nicht, wenn ich heute Montag bei meinen Recherchen auf einen alten Bekannten treffe – mal wieder. Die Gerüchtewelle ins Rollen dürfte nämlich der in hiesigen Börsenkreisen als «Düsseldorfer» bekannte Anlegerbrief gebracht haben.
Wie die Autoren in der neusten Ausgabe schreiben, war Sandoz einer der stärksten Kursgewinner der letzten 14 Monate. Nach einem Vorstoss von 26 auf 48 Franken seien die Aktien des Generikaherstellers mittlerweile wieder bei 37 Franken angelangt. Und weiter: Der Gang an die Börse sei richtig gewesen und die Ergebnisse würden stimmen, aber die Fantasie sei vorerst raus.
Dass die Autoren von 48 Franken sprechen, überrascht mich. Soviel ich weiss, waren Kurse von etwas mehr als 45 Franken bisher das Höchste aller Gefühle. Vermutlich hat man sich da von den in Frankfurt gehandelten Sandoz-Aktien blenden lassen. Diese kosteten damals in der Spitze tatsächlich etwas mehr als 48 – allerdings Euro und nicht Franken.
Es blieb bei einem kurzen Aufbäumen der Sandoz-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Die besagten Spekulationen fussen übrigens auf einer Passage im viel beachteten deutschen Anlegerbrief, wonach der Markt für Nachahmermedikamente sowohl in Europa als auch in Übersee als reif gilt, was die Anbieter regelrecht zu Zusammenschlüssen oder Übernahmen zwinge. Unter Begleitung des ehemaligen Mutterhauses Novartis gelte deshalb als sicher, dass das nötige Geld für solche Übernahmen durch die UBS jederzeit vorhanden sei. Dahinter stehe auch die Potenz des Schweizer Privatkapitals, wie die Autoren behaupten.
Weshalb ausgerechnet Novartis der ehemaligen Tochter Sandoz solche Übernahmen bevorschussen sollte, erschliesst sich mir nicht. Ebenso wenig, wie die UBS involviert sein soll. Vielleicht hat sich bis nach Deutschland herumgesprochen, dass die grösste Schweizer Bank auf dem Novartis-Campus in Basel eine eigene Filiale betreibt. Und vermutlich haben die Autoren des Anlegerbriefs eins und eins zusammengezählt und die UBS dann einfach so zur Hausbank von Novartis und Sandoz erkoren.
Ich will zwar nicht ausschliessen, dass Sandoz in Sachen Firmenübernahmen oder Zusammenschlüsse den ganz grossen Wurf plant. Allerdings fiel der Börsendebütant in der Vergangenheit eher durch kleinere Ergänzungsübernahmen oder die Einlizenzierung einzelner Wirkstoffe auf. Ein Weiter-wie-bisher erscheint mir deshalb am Wahrscheinlichsten.
Seit Jahren ist der deutsche Anlegerbrief immer mal wieder «zu Gast» in meiner Kolumne. Keine Frage: Dass sich die Autoren auch mit Unternehmen aus der Schweiz und deren Aktien auseinandersetzen, ist zwar zu begrüssen. In der Vergangenheit schlich sich jedoch schon so manche Unachtsamkeit ein.
Vor gut einem Jahr etwa wurde behauptet, dass der von Idorsia entwickelte Wirkstoff Daridorexant noch gar nicht zugelassen sei. Dennoch gelte dieser als hochwertig. Die Geschichte sei bestens bekannt.
Ich stellte diese Behauptung damals mit folgenden Worten richtig:
Und auch rund um eine Kaufempfehlung für die Aktien von AMS Osram stellte ich einst klar:
Wenige Monate später wartete derselbe Investorenbrief dann mit wirren Aussagen zum Schwergewicht Novartis auf, was mich zu folgender Klarstellung veranlasste:
...und...
Ich selber wurde in den letzten Jahren oft gefragt, weshalb ich nicht auch über den deutschen Aktienmarkt schreibe. Damit mir nicht Ähnliches wie den Autoren des deutschen Anlegerbriefs passiert, halte ich mich allerdings stets an die Direktive: Schuster bleib bei deinen Leisten.
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