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Wie mir aus dem Handel berichtet wird, werfen bei ABB immer öfter auch langjährige Aktionäre das Handtuch. Ob diese Berichte der Wahrheit entsprechen oder ob es sich dabei im blosses "Positionsgerede" handelt, lässt sich nicht abschliessend sagen. Fakt ist allerdings: Mit den Aktien des in Zürich beheimateten Industriekonzerns liess sich in den letzten Jahren kein Geld verdienen.

Diese Jahre waren von zahlreichen Ergebnisenttäuschungen und dem überraschenden Rücktritt des gerade in angelsächsischen Kreisen sehr beliebten Joe Hogan von seinem Posten als CEO begleitet. Auch der erst kürzlich für das erste Quartal veröffentlichte Zahlenkranz war von Licht und Schatten geprägt. Selbstverständlich ist die Schuld dafür nicht ausschliesslich beim Unternehmen selber zu suchen.

Die für ABB wichtigen Schwellenländer taugen fürs erste nicht mehr als Wachstumsgarant. Insbesondere in China hat sich letzteres spürbar verlangsamt. Ausserdem sehen sich westliche Anbieter immer öfter mit dem Wettbewerb lokaler Grössen konfrontiert. Die Folge ist Preisdruck in nur schwach wachsenden Absatzmärkten.

Es gibt mittlerweile sogar erste Analysten, welche die erst vergangenen September kommunizierten neuen Mittelfristziele bereits wieder als überholt, weil zu ambitiös, beurteilen. Denn mit dem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm alleine lässt sich das angestrebte jährliche Wachstum von 10 bis 15 Prozent beim Gewinn je Aktie nicht stemmen.

Nicht zum ersten Mal werden deshalb Forderungen laut, ABB solle sich des Sorgenkinds Energietechnik entledigen, wenn nicht gar in mehrere voneinander unabhängige Unternehmen aufspalten (siehe Kolumne vom 20. April).

In einer Studie versucht der für J.P. Morgan tätige Verfasser allerdings, diese Hoffnungen mit aller Kraft zu zerstreuen. Mit Blick auf sein Sum-of-the-Parts-Modell steht für den Experten fest: Nicht einmal mit einer Aufspaltung lassen sich bei ABB Aktionärswerte schaffen.

Da der faire Wert des Modells mit 19,70 Franken unter dem aktuellen Aktienkurs liegt, liegen die Gründe hierfür auf der Hand. Der Studienverfasser rät den Entscheidungsträgern von ABB, mit kleinen Anpassungen am bisherigen Geschäftsmodell festzuhalten. Anders als in früheren Jahren müsse die Marge und nicht das Wachstum an erster Stelle kommen, so schreibt er. Dennoch stuft der Experte die Aktien wie bis anhin nur mit "Neutral" und einem Kursziel von 19,50 Franken ein.

Was mir beim Durchlesen der Studie aus dem Hause J.P. Morgan auffällt, ist, dass der Verfasser nicht auf die Möglichkeit einer Verschmelzung gewisser Geschäftsaktivitäten mit solchen anderer führender Mitbewerber zu sprechen kommt. Den Synergien zwischen der Automation und dem Strominfrastrukturgeschäft bin ich mir nämlich sehr wohl bewusst.

Noch immer machen Verwaltungsrat und Geschäftsleitung keine Anstalten, auf die Forderungen einiger Aktionäre einzugehen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Aktionariat mit Ausnahme von Investor AB stark fragmentiert ist und sich der Widerstand nur sehr langsam formiert.

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Das sind sich die erfolgsverwöhnten Haussiers nicht gewohnt: Nach dem steilen Anstieg der vergangenen Monate ist der Höhenflug der europäischen Aktienmärkte zum Erliegen gekommen. Es stellt sich zunehmend Katerstimmung ein.

Für Gesprächsstoff sorgt insbesondere der Ausverkauf bei den europäischen Staatsanleihen. Den Banken und ihren Aktienstrategen gehen langsam aber sicher die Argumente aus, hatten diese ihre Anlagekundschaft aufgrund der Negativzinsen doch zum Kauf von Aktien ermuntert.

Einer von ihnen ist der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Experte. In seinem eben gerade erschienenen Kommentar gewinnt er dem jüngsten Ausverkauf an den Anleihenmärkten sogar Positives für die Aktien ab. Denn betroffen seien bislang ausschliesslich Anleihen von qualitativ hochwertigen Schuldnern, so der Aktienstratege.

Beruhige sich die Situation am Anleihemarkt, sei dies der Beginn eines Anstiegs der Aktienkurse um mindestens 10 Prozent wenn nicht mehr. Liegt der Experte mit seiner Vermutung richtig, dann wird diese Aufwärtswelle nicht von den Qualitäts- sondern von den Substanzaktien getragen. Dieser Trend in Richtung substanzstarker Aktien ist allerdings schon seit März dieses Jahres zu beobachten.

Aufgrund seines hohen Anteils an defensiven Qualitätsaktien wird unser Schweizer Aktienmarkt bei Kepler Cheuvreux weiterhin mit "Underweight" eingestuft. Favorisiert werden hingegen Aktien aus Nachbarländern wie Frankreich, Deutschland oder Italien.

Hört man sich bei den Banken und ihren Aktienstrategen um, dann handelt es sich beim jüngsten Rückschlag um eine willkommene Kaufgelegenheit. Die europäischen Aktienmärkte stehen vor einer weiteren Aufwärtsbewegung bis weit in den Sommer hinein, so lautet der Tenor. Wenn uns Aktieninvestoren bei soviel von Zweckoptimismus geprägtem Einheitsbreit mal bloss kein "heisser Sommer" im negativen Sinn bevorsteht.

 

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