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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt spielten sich gestern Nachmittag tumultartige Szenen ab. Programmverkäufe aus dem Ausland und von Panik geprägte Absicherungstransaktionen in den Index-Futures liessen den Swiss Market Index zeitweise um mehr als 10 Prozent absacken. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, stockte in diesem Moment selbst den hartgesottensten Profis der Atem.
Erst als sich die Leitbörse in New York mit der Hilfe des Indexschwergewichts Apple von ihrem zu Handelsbeginn erlittenen Rücksetzer zu erholen begann, fasste man auch bei uns wieder neuen Mut.
Nachdem im vorbörslichen Handel sogar Kurse unter 100 Dollar für die Aktien des amerikanischen Kultunternehmens bezahlt worden waren, liess ein Schreiben von CEO Tim Cook an den bekannten Börsenkommentator Jim Cramer die Kursnotierungen in die Höhe schiessen. Dieses Schreiben hatte es denn auch in sich, wusste Cook darin allen Unkenrufen zum Trotz doch von einer Nachfragebeschleunigung im Schlüsselmarkt China zu berichten. Wenn da mal keine Offenlegungsvorschriften verletzt wurden...
Es überrascht jedenfalls nicht, dass seither die wildesten Verschwörungstheorien kursieren. Von gezielten Kursmanipulationen im Indexschwergewicht Apple ist die Rede, genauso wie von milliardenschweren Stützungskäufen grosser amerikanischer Investmentbanken.
Nachdem sich der Staub etwas gelegt hat, wagen sich die ersten Aktienstrategen aus ihren Verstecken. Unter anderem jene von Goldman Sachs mit einer kurzfristigen Reduktion der Aktienquote von "Overweight" auf "Neutral". Auf einen Anlagehorizont von 6 bis 12 Monate rät die vermutlich mächtigste Investmentbank der Welt bei den Aktien weiterhin zu einem Übergewicht. Dennoch will die auf kurze Sicht vorsichtigere Haltung von Goldman Sachs so gar nicht zu den Verschwörungstheorien passen - obschon gesagt werden muss, dass die Banken längst nicht immer auch das machen, was sie sagen.
Schlüssiger scheint mir da eine mir aus London zugespielte Strategiestudie aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Der viel beachtete Studienautor hält die Börsenkorrektur für weit fortgeschritten. Seit den Jahreshöchstständen von Mitte Juli habe der breit gefasste Stoxx-600-Index rund 19 Prozent eingebüsst, so der Experte.
Er nennt gleich mehrere Gründe, weshalb es sich bei diesem Rückschlag seines Erachtens um eine Übertreibung handelt. Dass die Turbulenzen an den europäischen Aktienmärkten bislang nicht auf die Anleihenmärkte übergegriffen haben, erachtet der Stratege als ermutigend. Dies signalisiere allgemeine Zuversicht in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, genauso wie in die zukünftige Entwicklung der Unternehmensgewinne. Darüber hinaus macht der Studienverfasser börsengehandelte Fonds für die gestrigen Abgaben verantwortlich. Schliesslich seien diese zum blinden Verkauf von Aktien gezwungen gewesen.
Günstige Kaufgelegenheiten sieht der Experte bei uns am Schweizer Aktienmarkt nur gerade bei den mit einem Kursziel von 100 Franken zum Kauf empfohlenen Aktien von Richemont. Des weiteren empfiehlt er die Papiere von Renault, Total, ENI, Aegon, Novozymes, Kinnevik, Intesa Sanpaolo, Bankia und Shire.
Doch es gibt auch Aktien, bei welchen er mit einem weiteren Kursrückschlag rechnet. Diese Liste umfasst neben den Valoren von Credit Suisse und Lindt & Sprüngli auch jene von UCB, ADP, Rolls-Royce, Autoliv, Merck KGAA, NN Group, Sampo, Iliad, AstraZeneca und Ageas.
Die bei uns gestern im späten Handel beobachtete Erholung und die Anschlusskäufe von heute freuen mich natürlich sehr. Allerdings rate ich meinen Leserinnen und Lesern zu einer hohen Selektivität, was Zukäufe anbetrifft. Denn die Bewährungsprobe steht den Aktienmärkten rund um den Globus in den nächsten Tagen erst noch bevor. Es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass der jüngste Rücksetzer wie schon im Oktober oder im Anschluss an die Kapitulation der Schweizerischen Nationalbank von Mitte Januar gleich wieder aufgeholt wird.
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Auch an Logitech ist die rund um den Globus rollende Ausverkaufswelle nicht spurlos vorübergegangen. Gestern tauchten die Namenaktien des in Lausanne beheimateten Peripheriegeräteherstellers kurzerhand auf 11,80 Franken und damit knapp einen Viertel unter die Mehrjahreshöchststände von Ende Mai.
Es dürfte mehr als nur ein Zufall sein, dass die UBS in diesen Tagen eine Lanze für das Unternehmen und seine Valoren bricht. Diese werden bei der Grossbank schon seit längerer Zeit mit einem 12-Monats-Kursziel von 16 Franken zum Kauf empfohlen.
Wie der Studie entnommen werden kann, scheint Logitech flott ins zweite Quartal des Fiskaljahres 2015/16 gestartet zu sein. Der Autor wähnt das Unternehmen auf einem guten Weg, was die sich selber auferlegten Ziele anbetrifft.
Interessant ist auch, dass der Experte die Aktien auf über 20 Franken klettern sieht, sobald Logitech seine Innovationskraft beibehalten und den Umsatz jährlich um 5 bis 10 Prozent steigern kann.
Davon lässt sich aus Aktionärssicht vorerst nur träumen, schlägt dem Unternehmen an der Börse doch noch immer eine gewaltige Skepsis entgegen. Stummer Zeuge sind die Baisseengagements im Umfang von gut 11 Prozent der ausstehenden Aktien (siehe Kolumne vom 17. August).
Ich bleibe jedenfalls weiterhin bei meiner positiven Einschätzung und behalte die Papiere auf meiner Liste der Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2015.
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