Im Strom der Investitionen schwimmen, gegen den Markt wetten oder sich geduldig an die Seitenlinie stellen – Hedgefonds, Family Offices und auch andere Profi-Investoren nutzen oft die ganze Breite der Anlagemöglichkeiten. Allerdings lassen sie sich bei ihren Spekulationen nicht gerne in die Karten schauen. Dabei könnten die Strategien vielen Privatanlegern eine wichtige Hilfe auf der Suche nach den Top-Picks an den Aktienmärkten sein. Dies gilt insbesondere zu Jahresbeginn, wenn die Karten neu gemischt werden. Wurden die Börsen vor Weihnachten noch im Zuge von Zinsfantasien hochgejubelt, folgte nach Silvester ein Kater. So haben die Rezessionsgefahren zuletzt zugenommen, die Inflation ist weiterhin hoch und die Notenbanken schlagen wieder restriktivere Töne an.
Gehaltvolle Berichte
Wohin also geht die Reise im Börsenjahr 2024? Um ein Gefühl für den Markt zu bekommen, lohnt sich ein Blick auf die (verfügbaren) Ansätze der Profis. Licht ins Dunkel der wohlgehüteten Geheimisse der Hedgefonds bringen die 13F-Reports. Asset Manager mit einem Anlagevolumen von mehr als 100 Millionen US-Dollar müssen vierteljährlich einen Bericht bei der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC einreichen, in dem sie ihre Investitionen und Beteiligungen offenlegen. Mit einem Blick in die Reports lassen sich also die Anlagestrategien von berühmten Häusern wie Bridgewater Associates von Ray Dalio, Berkshire Hathaway von Warren Buffett oder auch Michael Burry’s Scion Asset Management aufdecken.
Zum Autor
Jérôme Allet, Leiter Public Distribution für Strukturierte Produkte Schweiz, UBS Investment Bank
Jérôme Allet begann seine berufliche Laufbahn 2011 als Graduate Talent bei der UBS Investment Bank. Seit 2017 leitet er das Team «Public Distribution Sales Switzerland» im Bereich Structured & Solutions Distribution. In dieser Funktion verantwortet er den öffentlichen Vertrieb von Strukturierten Produkten in der Schweiz. Seit 2018 ist er zusätzlich für White Label Lösungen im Bereich Hebelprodukte in Europa zuständig.
Kontakt: Website: keyinvest-ch.ubs.com, E-Mail: keyinvest@ubs.com, Tel. +41 44 239 76 76
Long- und Short-Wetten
Letztgenannter, bekannt aus „The Big Short“, ist berühmt für seine Leerverkäufe. Seit seinem Volltreffer in der Finanzkrise 2008 werden Burry’s Trades von der Anlegerwelt genauestens beobachtet. Zuletzt eröffnete er im August 2023 einen Leerverkauf auf den breiten Markt in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar und schloss diesen im dritten Quartal wieder. Ein guter Trade, schliesslich gab der S&P 500 zwischen August und Oktober mehr als sechs Prozent nach. Der 13F-Bericht für das dritte Quartal enthüllt zudem, dass Burry eine neue Short-Wette eingegangenen ist, und zwar auf Halbleiteraktien. Selbst wenn der 52-jährige gerne auf fallende Kurse setzt, befinden sich auch einige Long-Positionen im Portfolio. Dazu zählen die Internet-Titel Alibaba und JD.com sowie der europäische Autobauer Stellantis.1
Investorenlegende Warren Buffett ist dagegen nur für seine Long-Investments bekannt, die er auch gerne über viele Jahre hält. Tonangebend in seinem Investmentvehikel Berkshire Hathaway ist Apple mit einem Anteil von rund der Hälfte an dem 318 Milliarden Dollar schweren Portfolio. Aber auch Papiere von Bluechips wie Bank of America, American Express, Chevron oder Coca-Cola sind darin zu finden. An der Aktie des letztgenannten Erfrischungsgetränkehersteller hält der Value-Investor mittlerweile seit mehr als 30 Jahren fest. Buffett machte im dritten Quartal aber auch einige Trades und richtete damit seine Anlagestrategie neu aus. So wurden etablierte Positionen wie die dividendenstarken Titel Johnson & Johnson und Procter & Gamble sowie die von Microsoft übernommene Activision Blizzard abgestossen, neue Namen wie Liberty Media, Sirius XM und Atlanta Braves Holdings wurden dagegen ins Portfolio aufgenommen.2
Ray Dalio, Gründer und Chef des grössten Hedgefonds der Welt, ist für seine Allwetter-Strategie bekannt. Diese zielt darauf ab, in unterschiedlichen Märkten stabile Renditen zu erzielen und gleichzeitig das Risiko zu minimieren. Sein Kalkül basiert auf einer diversifizierten Allokation von Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Gold. Zudem folgt seine 1975 gegründete Investmentfirma Bridgewater dem Prinzip, dass mit den richtigen Finanzinstrumenten immer Geld verdient werden kann – egal, ob die Kurse steigen oder fallen. Zuletzt erhöhte er seine Beteiligungen an 3M, Abbott Labs und Best Buy, gab auf der anderen Seite aber seine Positionen in Apple und Shopify auf.3
Ereignisgesteuert
Eine weitere bekannte Taktik von Hedgefonds-Managern ist die „Event-Driven“-Strategie. Diese zielt darauf ab, aus aussergewöhnlichen Unternehmensereignissen hohe Gewinne zu schöpfen. Zu diesen speziellen Situationen zählen beispielsweise Umstrukturierungen, Fusionen oder auch drohende Insolvenzen. Da es für den Markt schwieriger ist, derartige Firmenaktivitäten zu bewerten, können die Kurse künstlich übertrieben oder gedrückt sein. Berühmt dafür, sich in Sondersituationen einzumischen, ist Davidson Kempner. Der Multi-Asset Manager bringt es eigenen Angaben zufolge auf mehr als 37 Milliarden US-Dollar verwaltetes Vermögen und verhinderte beispielsweise die Übernahme von Qiagen durch Thermo Fisher aufgrund einer – seiner Ansicht nach – zu geringen Offerte.
In die «Gurus» investieren
Auf welche Aktien die Profis setzen und welche Portfolioveränderungen sie vornehmen zeigen die genannten 13F-Formulare. Wer sich nicht die Arbeit machen möchte, diese Berichte quartalsweise minutiös zu durchforsten, kann auf den Solactive Guru Index zurückgreifen. Dieser bildet die Wertentwicklung der Top-Beteiligungen auserkorener Hedgefonds, basierend auf den 13F-Filings, ab. Die Mitglieder des Performance-Index werden gleichgewichtet und einmal im Quartal nach Veröffentlichung der Berichte angepasst. Die USD-Version des Solactive Guru Total Return Index legte seit Lancierung (2012) eine durchschnittliche Performance von 9.77 Prozent p.a. hin.4* Über die Tracker-Zertifikate in Franken (Symbol: GURUCH) oder auch US-Dollar (Symbol: GURUUS) lässt sich der Strategie-Index bequem ins Depot holen.
Bitte beachten Sie, dass bei den genannten Produkten kein Kapitalschutz und keine Währungsabsicherung bestehen. Zudem muss – wie immer bei Strukturierten Produkten – das Emittentenrisiko berücksichtigt werden.
Quellen:
1 SEC, 13F-Filing Scion Asset Management, 14.11.2023
2 SEC, 13F-Filing Berkshire Hathaway, 16.11.2023
3 SEC, 13F-Filing Bridgewater Associates, 13.11.2023
4 Solactive Index Factsheet, 22.01.2023
* Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.