Wie stark die höheren Finanzierungskosten die Konjunktur in den USA bremsen, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Darum macht es Sinn, dass die Fed bei ihren Zinsentscheiden eine Pause einlegt. Die Gefahr wird sonst zu gross, dass ein Überschiessen der Zinsen die Wirtschaft unnötig stark belastet. Der Grat zwischen dem angepeilten «Soft Landing» und einer Rezession ist schmal.
Keinen Sinn machen auf der anderen Seite die überrissenen Erwartungen der Finanzmärkte. Seit dem Zusammenbruch verschiedener Regionalbanken in den USA haben sich die Zinserwartungen komplett verschoben. So erwarten die Finanzmarktteilnehmer, dass die Fed in drei Monaten ihre Zinsen schon wieder senken wird. Die Feinsteuerung der Wirtschaft ist aber nicht die Aufgabe der Notenbanken. Dazu sind sie auch nicht in der Lage. Die ökonomischen Prozesse sind zu komplex und laufen zu langsam ab. Die Zinspolitik kann nur dazu dienen, die mehrere Jahre dauernden ökonomischen Zyklen zu glätten.
Wenn die Notenbanken kurzfristig eingreifen müssen, handelt es sich meistens um eine Krisensituation. In einem solchen Fall sind Zinssenkungen wirkungslos. Die Wirkungsweise der Zinsen ist mittelfristig ausgelegt. Das hat sich auch beim Ausbruch der Corona-Pandemie gezeigt. Dass die Fed im März 2020 den Leitzins um fast 2% auf 0% gesenkt hat, ist an den Finanzmärkten innert kurzer Zeit verpufft und in der Wirtschaft nie angekommen. In solchen Situationen braucht es andere Instrumente wie den Einsatz von viel Liquidität oder klare Aussagen wie das legendäre «whatever it takes» von Mario Draghi während der Eurokrise 2012.